Die Weltwirtschaft steht offenbar vor einer Rezession. Diese wirkt sich bereits auf den globalen Warenverkehr zur See aus – der als ein Vorläufer der konjunkturellen Entwicklung gilt – und äußert sich dort konkret in einem Rückgang der transportierten Güter, der Nachfrage und in tiefen Rohstoffpreisen.
Zum ersten Mal seit den frühen 1990er-Jahren befindet sich der maritime Handel mit Kohle und Eisen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in der Kontraktion, wie Clarkson Research laut dem Nachrichtenportal Bloomberg berichtet.
Zudem wirft der Containerhandel für viele Frachtfirmen kaum noch Gewinne ab – ganz im Gegenteil – bei den allermeisten übersteigen die Kosten mittlerweile die Erlöse deutlich. Berechnungen von Bloomberg zufolge liegen die durchschnittlichen Frachterlöse von großen Containerschiffen („Capesize-Größe“) seit Sommer 2015 unter jener Schwelle, ab der Gewinn erzielt wird. Etwa seit November 2015 liegen die Erlöse auch unter den durchschnittlichen Betriebskosten und seit dem Jahreswechsel sogar unterhalb der durchschnittlichen Kosten für die Crews.
Die Aussichten für die Handelsbranche bleiben vorerst schlecht, weil die Weltwirtschaft fast keine Dynamik mehr aufweist. „Fast jede Gattung der Frachtschiffe wird in diesem Jahr keinen Gewinn erzielen können, und sie werden im Jahr 2017 fast nichts verdienen, wie aus Einschätzungen von Analysten und aus Industriedaten hervorgeht“, schreibt Bloomberg. Diese Einschätzung kann nur durch eine massive Abkühlung der globalen Konjunktur erklärt werden.
Aus Angst, Marktanteile zu verlieren, lassen viele Betreibergesellschaften ihre Schiffe inzwischen auch teilbeladen fahren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die globale Nachfrage langfristig entwickelt. Der Kurs des Baltic Dry-Index, welcher die Frachtraten wichtiger Rohstoffe abbildet, steigt seit einigen Tagen zwar wieder, er liegt mit rund 335 Punkten aber immer noch auf extrem niedrigen Niveau – Ende 2013 stand er bei 2330 Punkten.