Finanzen

Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine Rettungsaktion zu starten. Wann gibt es eine Notfall-Zinssenkung?
21.04.2025 15:57
Lesezeit: 2 min
Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
Wird die Fed zu einer Zinssenkung gezwungen? (Foto: dpa) Foto: Manuel Balce Ceneta

Die Frage nach einer Notfall-Zinssenkung

Auf den Finanzmärkten wächst die Frage: Wird die US-Notenbank bald den Alarmknopf drücken und eine Notfall-Zinssenkung vornehmen? Drei dänische Experten haben diesbezüglich ihre Einschätzungen abgegeben. „Die Voraussetzungen für eine solche Entwicklung sind absolut gegeben“, sagt Jens Nærvig Pedersen, Chefanalyst der Danske Bank. Unterstützung erhält er von Mikael Milhøj, Chefstratege bei Sterna Capital Partners, der erklärt: „Wir nähern uns einem Punkt, an dem die Zentralbank normalerweise aggressiver vorgehen würde.“

Herausforderungen bei der Zinssenkung

Trotz dieser Warnungen zögern die Ökonomen, die Zentralbank zu einem schnellen Eingreifen zu bewegen. Ein entscheidender Grund ist, dass die US-Notenbank nach wie vor mit einem Inflationsproblem kämpft. Wäre die US-Wirtschaft mit einer klassischen Krise konfrontiert, in der die Nachfrage das einzige Problem darstellt, könnten Zinssenkungen schneller vorgenommen werden. Doch die aktuelle Situation ist komplexer: „Das größte Risiko für die amerikanische Wirtschaft ist eine Stagflation“, warnt Mikael Milhøj. Diese würde die Zentralbank vor ein Dilemma stellen, da sie zwischen der Bekämpfung der Inflation und der Unterstützung des Arbeitsmarktes abwägen müsste. Ein weiteres Hindernis für eine schnelle Zinssenkung ist der Handelskonflikt, der derzeit durch Trumps Zollplan angeheizt wird. Sollte dieser Plan lediglich eine Verhandlungstaktik sein, wäre es für eine Zinssenkung zu früh.

Finanzielle Instabilität und Marktturbulenzen

In diesen Tagen fällt die Unsicherheit an den Finanzmärkten besonders auf, da die Aktienkurse weiterhin stark sinken. „Es geht einfach zu schnell“, warnt Anders Svendsen, Chefanalyst bei Nordea. Diese rapide Entwicklung könnte zu einer Blockade der Finanzmärkte führen und eine ernsthafte Bedrohung für die Finanzstabilität darstellen. „Die US-Notenbank hat neben der Inflationskontrolle auch das Mandat, die Finanzstabilität zu gewährleisten“, erklärt Svendsen. Wenn der Druck auf die Finanzmärkte zu groß wird, könnte die Zentralbank zu außergewöhnlichen Maßnahmen gezwungen sein, wie etwa drastischen Zinssenkungen oder Anleihekäufen.

Anstieg der Risiken bei Unternehmensanleihen

Derzeit beobachten Analysten ein zunehmend hohes Risiko für Unternehmen mit schlechter Bonität, da deren Anleihezinsen steigen. Sollte das Insolvenzrisiko weiter zunehmen, könnte dies die US-Notenbank dazu veranlassen, schneller zu reagieren. Mikael Milhøj nennt die Bedingungen, unter denen die Zentralbank vor der nächsten Zinssitzung am 7. Mai eingreifen könnte: Eine stärkere Liquiditätskrise und ein weiterer Kursrückgang an den Aktienmärkten könnten die Zentralbank zum Handeln zwingen, um die Schäden zu begrenzen.

Ausblick: Ein kritischer Moment für die US-Notenbank

Für die nächsten Wochen bleibt es wichtig, den Nachrichtenstrom genau zu verfolgen. Sollte sich die Lage verschärfen, könnte der Druck auf die US-Notenbank weiter steigen, vorzeitig und entschieden zu handeln, um eine noch größere Finanzkrise abzuwenden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Der gläserne Bürger wird Realität: Was die kommende EUID-App alles überwachen soll
20.07.2025

Bis 2030 soll jeder Bürger in der EU eine EUID-App als sogenannte digitale Brieftasche auf seinem Smartphone haben. Damit sollen die...

DWN
Panorama
Panorama Große Schere zwischen Arm und Reich belastet auch psychisch
20.07.2025

Superreiche werden immer reicher, während Millionen Menschen hungern – das belastet nicht nur finanziell. Eine neue Studie zeigt, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Personalbindung neu gedacht: Warum Freiwilligkeit stärker wirkt als Loyalität
20.07.2025

Kluge Personalbindung funktioniert nur ohne Zwang: Wer Mitarbeitende an sich ketten will, verliert die Besten – echte Loyalität gibt es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobshadowing: Einblicke und neue Perspektiven schaffen
20.07.2025

Im Rahmen von Job Shadowing können Interessierte von erfahrenen Mitarbeitern lernen und Einblicke in die Arbeitsabläufe innerhalb des...

DWN
Technologie
Technologie Drohnen: Warum Europa beim Luftraum ein Problem hat
20.07.2025

Spionagedrohnen überfliegen ungehindert Militärstützpunkte, kooperative Kampfdrohnen fehlen – und beim Einsatz ziviler Drohnen...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schlägt zurück: Chinas Tech-Gigant lässt Apple & Co. alt aussehen
20.07.2025

Totgesagt und sanktioniert – doch jetzt ist Huawei zurück an der Spitze. Mit eigener Chiptechnologie und ohne Android zeigt Chinas...

DWN
Immobilien
Immobilien Mängel beim Immobilienkauf: So setzen Käufer ihre Rechte durch
20.07.2025

Wasser im Keller, Schimmel hinter der Tapete – und im Vertrag steht „gekauft wie gesehen“. Doch wer Mängel verheimlicht, verliert...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...