Unternehmen

Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein. Fremdsprachenkenntnisse und technische Fähigkeiten werden am häufigsten ausgeschmückt.
21.04.2025 12:58
Lesezeit: 2 min

Personalbeschaffung: Herausforderung für Unternehmen

Die Personalbeschaffung ist nicht nur für potenzielle Mitarbeiter, sondern auch für Unternehmen eine Herausforderung. Personalvermittler müssen die Qualifikation von Kandidaten überprüfen, die in Bewerbungsunterlagen oder im Vorstellungsgespräch nicht immer wahrheitsgemäße Angaben machen. Der international agierende Personalvermittler Grafton Recruitment hat sich dazu entschlossen, einen Markt exemplarisch zu überprüfen und fragte in Polen genauer nach. Die Studie zeigt, dass 24 Prozent der Befragten zugaben, während eines Einstellungsgesprächs gelogen zu haben. Der Rest versicherte, dass sie immer die Wahrheit gesagt hätten. Die Erkenntnisse sind auch für deutsche Unternehmen wertvoll.

„Bewerber haben oft das Gefühl, ohne einen aufgehübschten Lebenslauf keine Chance auf Aufmerksamkeit zu bekommen, besonders wenn die Anforderungen für eine Stelle zu hoch erscheinen. Doch das führt nur zu einem Teufelskreis. Wenn falsche Angaben gemacht werden, ergeben sich später Diskrepanzen zwischen den Fähigkeiten der Bewerber und den tatsächlichen Anforderungen der Stelle“, erklärt Katarzyna Kulik-Kiernoz, Personalexpertin bei Grafton Recruitment.

Welche Lügen geben Bewerber am häufigsten zu?

Die häufigsten „Ausschmückungen“ betreffen Fremdsprachenkenntnisse. Rund 49 Prozent der Befragten räumten ein, ihre Sprachfertigkeiten zu übertreiben. 35 Prozent gaben an, über ihre technischen Fähigkeiten gelogen zu haben, während 11 Prozent falsche Angaben zur Berufserfahrung machten. Auch die Angaben zur Ausbildung sind nicht immer korrekt, 6 Prozent der Bewerber gaben hier Falsches an.

Wie Personalvermittler Lügen enttarnen können

Ein erfahrener Personalvermittler sollte in der Lage sein, Anzeichen dafür zu erkennen, dass ein Kandidat die Wahrheit nicht ganz so genau nimmt. Hierfür gibt es eine Reihe von Indikatoren, die auf Schummeleien hinweisen können:

  • Unklare Antworten auf präzise Fragen: Wenn ein Bewerber keine klaren Antworten auf konkrete Fragen geben kann oder sehr lange Sprechpausen macht, könnte dies auf eine Ausschmückung hinweisen.
  • Diskrepanzen zwischen Bewerbungsunterlagen und Gespräch: Wenn die Angaben im Lebenslauf und die Aussagen des Bewerbers im Interview nicht übereinstimmen, sollte dies Anlass zur Vorsicht geben.
  • Weigerung, nachgewiesene Fähigkeiten zu zeigen: Kandidaten, die sich weigern, ihre angegebenen Fremdsprachenkenntnisse oder technischen Fertigkeiten zu belegen, sind ein deutliches Warnsignal.

„Personalvermittler setzen verschiedene Techniken ein, um die Richtigkeit der Angaben zu überprüfen. Referenzen von früheren Arbeitgebern sind dabei besonders hilfreich. Zudem kann es sinnvoll sein, dieselbe Frage in mehreren Phasen des Einstellungsprozesses zu stellen – die Antworten sollten dann konsistent sein“, so Michał Piernik, Business Development Manager bei Grafton Recruitment.

Zusätzlich können situative Fragen helfen, die Echtheit der Angaben zu überprüfen. Wenn der Bewerber aufgefordert wird, von einer konkreten Situation zu berichten, sind die Antworten häufig detaillierter und geben einen besseren Einblick in die tatsächlichen Fähigkeiten. Je mehr Einzelheiten ein Kandidat nennt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er die Wahrheit sagt.

Einsatz von Wissenstests als Sicherheitsnetz

Um die Glaubwürdigkeit der Angaben weiter zu prüfen, können Personalverantwortliche auch auf Tests zurückgreifen, die die fachlichen Kenntnisse des Bewerbers überprüfen. Dies ist besonders wichtig, wenn der Bewerber behauptet, über spezielle Fähigkeiten zu verfügen, aber keine Möglichkeit bietet, diese in der Praxis zu belegen.

Insgesamt zeigt die Studie von Grafton Recruitment, wie wichtig es ist, als Personalvermittler wachsam zu bleiben und nicht jede Bewerbung auf den ersten Blick als wahrheitsgemäß anzusehen. Durch gezielte Nachfragen, Tests und den Abgleich von Informationen können Lügen im Bewerbungsprozess aufgedeckt und der richtige Kandidat für die Stelle gefunden werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...