Wirtschaft

Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe Energiepreise, gestörte Lieferketten und eine schwächelnde Industrieproduktion haben das Wachstum gebremst. Ein Friedensabkommen könnte daher nicht nur die Börsen beflügeln, sondern auch die reale Wirtschaft in Deutschland positiv beeinflussen.
20.04.2025 15:57
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Für den deutschen Aktienmarkt könnte ein Waffenstillstand positive Auswirkungen haben, denn viele DAX-Unternehmen sind eng mit der europäischen Konjunktur und dem Wiederaufbau in Osteuropa verbunden. „Für europäische Aktien ist das definitiv eine gute Nachricht, und wir sehen bereits eine erste Marktreaktion“, sagt Jakob Vejlø, Chefanalyst beim milliardenschweren Vermögensverwalter Bankinvest.

„Die Märkte reagieren sensibel auf geopolitische Entwicklungen – und ein Waffenstillstand könnte die Unsicherheit reduzieren und neue wirtschaftliche Impulse setzen“, sagt Henrik Henriksen, Chefstratege bei Petersen and Partners.

Deutsche Wirtschaft besonders betroffen

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas hat in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges gelitten. Hohe Energiepreise, gestörte Lieferketten und eine schwächelnde Industrieproduktion haben das Wachstum gebremst. Ein Friedensabkommen könnte daher nicht nur die Börse beflügeln, sondern auch die reale Wirtschaft in Deutschland positiv beeinflussen.

„Die Aussicht auf Frieden würde eine große Erleichterung für energieintensive Industrien wie Chemie und Maschinenbau bringen, die in den letzten Jahren unter den hohen Gaspreisen gelitten haben“, sagt Tine Choi Danielsen, Chefstrategin bei PFA. Auch die Bauindustrie könnte stark profitieren.

Viele deutsche Bau- und Infrastrukturunternehmen haben Erfahrung im internationalen Wiederaufbau und könnten eine Schlüsselrolle in der Ukraine übernehmen. Deutschland hat eine starke Position im Bau- und Maschinenbausektor, und es gibt viele Unternehmen, die von einer groß angelegten Modernisierung der Ukraine profitieren würden.

Ein „Mini-Marshallplan“ für Europa?

Die Weltbank schätzt die Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine derzeit auf rund 486 Milliarden US-Dollar – eine Zahl, die weiter steigen könnte. Ein Wiederaufbauprogramm im Stil eines Mini-Marshallplans wäre eine große Chance für viele europäische Unternehmen, insbesondere aus Deutschland. Deutsche Konzerne aus der Bau-, Maschinenbau- und Energiebranche könnten eine führende Rolle bei der Modernisierung der Infrastruktur in der Ukraine spielen. Siemens, Hochtief oder Heidelberg Materials sind Unternehmen, die potenziell stark profitieren könnten.

Finanz- und Verteidigungssektor im Fokus

Neben der Bauindustrie könnte auch der Finanzsektor profitieren. Banken wie die Deutsche Bank und Commerzbank könnten durch eine wirtschaftliche Erholung in Osteuropa höhere Kreditnachfragen und stabilere Zinsumfelder erleben. Gleichzeitig könnte die Rüstungsindustrie weiter wachsen – trotz eines möglichen Friedensabkommens.

Deutschland hat bereits beschlossen, seine Verteidigungsausgaben massiv zu erhöhen, und mit dem geplanten Sondervermögen der Bundeswehr sowie steigenden NATO-Anforderungen bleiben Unternehmen wie Rheinmetall oder Hensoldt langfristig gefragt. „Auch wenn es kurzfristig nach einem Friedensschluss eine leichte Beruhigung geben könnte, werden langfristig höhere Verteidigungsausgaben in Europa nötig sein. Die Bedrohungslage bleibt bestehen, und die Armeen vieler Länder müssen modernisiert werden“, sagt Senior Investment Strategistin Natalia Setlak der Danske Bank.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen US-Investoren strömen zu EARN Mining Cloud Mining und erzielen über 1.000 XRP pro Tag

Onchain-Daten zeigen, dass große Investoren bei einem XRP-Anstieg auf 3,10 US-Dollar Gewinne mitgenommen haben. Adressen mit Beständen...

DWN
Politik
Politik Suwalki-Korridor: Europas Achillesferse zwischen NATO und Russland
18.09.2025

Der Suwalki-Korridor gilt als Achillesferse der NATO. Moskau und Minsk üben die Einnahme des Gebiets – Polen warnt, Deutschland blickt...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Milliarden gegen US-Dominanz
18.09.2025

SAP-Vorstand Thomas Saueressig gibt den Ton an: Mit einer Milliardenoffensive will er Europas digitale Selbstständigkeit sichern – von...

DWN
Politik
Politik Frankreich-Proteste: Hunderttausende gegen Sparpläne und Regierung
18.09.2025

Hunderttausende Menschen ziehen durch Frankreichs Straßen, Schulen und Bahnen stehen still. Die Wut über Macrons Personalentscheidungen...

DWN
Politik
Politik Draghi warnt: EU verliert geopolitische Bedeutung – welcher Reformplan für Europa dringend nötig ist
18.09.2025

Mario Draghi rechnet ab: Die EU habe ihre geopolitische Bedeutung überschätzt und sei heute schlecht gerüstet für die globalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Amazon fährt Investitionen in Deutschland hoch
18.09.2025

Amazon baut seine Dominanz in Deutschland massiv aus. Milliarden fließen in neue Standorte, Cloud-Infrastruktur und Künstliche...

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...

DWN
Politik
Politik Fed senkt Leitzins: Trump drängt auf geldpolitischen Kurswechsel
18.09.2025

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Ende 2024 den Leitzins – ein Schritt, der tief in die innenpolitische Auseinandersetzung hineinragt....