Wirtschaft

Russland weiter attraktiv für westliche Firmen: Geschäfte mit Russland könnten deutschen Autobauern helfen

Viertgrößte Volkswirtschaft der Welt: Nach Einschätzung eines Wirtschaftsexperten kann Russland nach einem Ende des Ukraine-Kriegs mit der Rückkehr westlicher Unternehmen rechnen. Vor allem deutsche Autobauer könnten von einer Wiederherstellung wirtschaftlicher Beziehung zu Russland profitieren.
05.04.2025 06:03
Lesezeit: 2 min
Russland weiter attraktiv für westliche Firmen: Geschäfte mit Russland könnten deutschen Autobauern helfen
Russland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt: Der Markt mit seinen fast 150 Millionen Bürgern sei viel zu interessant, um sich auf Dauer zu verabschieden, sagt Vasily Astrov, vom Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). (Foto: dpa) Foto: Ulf Mauder

Russland kann nach einem Ende des Ukraine-Kriegs mit der Rückkehr westlicher Unternehmen rechnen. Der Markt mit seinen fast 150 Millionen Bürgern sei viel zu interessant, um sich auf Dauer zu verabschieden, sagt der österreichische Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Vasily Astrov, der DPA.

Experte: Russland für westliche Firmen weiterhin attraktiv

Gerade für deutsche Autokonzerne, die bis 2022 in Russland Fabriken betrieben hätten, böte sich das an. „Aktuell stammt in Russland die Hälfte aller Neuwagen aus China“, sagt Astrov. Neben deutschen Marken wie VW, Mercedes-Benz und BMW hatten auch Hersteller aus Frankreich, Japan und Südkorea erhebliche Marktanteile.

Die Geschäfte des Westens mit Moskau scheinen vielfach auf Eis zu liegen. Sanktionen sind das beherrschende Thema. Aber bei den aktuellen Kontakten zwischen den USA und Russland spielt die Wiederherstellung wirtschaftlicher Beziehung eine wesentliche Rolle.

Viele Unternehmen sind in Russland geblieben

Die Zahl der Firmen, die Russland wegen des Kriegs und der Sanktionen verlassen hätten, werde meist überschätzt, so der Experte. Nur zwölf Prozent der vor dem Ukraine-Krieg in Russland tätigen ausländischen Firmen hätten das Land komplett verlassen. Das gelte vor allem für manche große Konzerne. „Die mittelständischen Unternehmen sind eher geblieben, machen davon aber wenig Aufhebens“, sagte Astrov.

Zu bedenken sei dabei, dass Russland den Abschied ausländischer Firmen schon bald erschwert und spätestens seit Herbst 2024 weitere besonders hohe Hürden eingeführt habe. Auch für die etwaige Rückkehr deuteten sich nun Bedingungen seitens Moskau an.

Die wirtschaftlichen Aussichten Russlands, das bisher den Schaden westlicher Sanktionen begrenzen konnte, sieht der Ökonom zwiespältig. „Die globale grüne Energiewende ist natürlich eine schlechte Nachricht für Russland“, sagt der Fachmann mit Blick auf die große Abhängigkeit des Landes von Einnahmen durch Öl- und Gasexporte.

Fachkräfte fehlen in Russland

Auch die massenhafte Abwanderung besonders qualifizierter Fachkräfte, gerade aus dem IT-Bereich sei eine Hypothek. Von den schätzungsweise eine Million Fachleuten, die aus Angst vor Repressionen und Einberufung zum Militär das Land verlassen hätten, sei zwar ein Teil inzwischen wieder zurückgekehrt. „Aber es fehlen weiter Hunderttausende“, sagte Astrov.

Eine Industriepolitik – wie zum Beispiel durch Förderung bestimmter Branchen – betreibe Moskau seit Jahrzehnten eher wenig erfolgreich. Wichtiger konjunktureller Impuls sei der Konsum. Die Löhne seien 2024 real um neun Prozent gestiegen. Russland, die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, könne schon allein durch den Binnenmarkt wachsen, erläuterte Astrov.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen USA Börsen: Überraschend deutlicher Rückgang der US-Inflation beflügelt die Aktienmärkte
18.12.2025

Die im letzten Monat überraschend stark abgekühlten US-Inflationsdaten befeuerten die Hoffnung, dass im Jahr 2026 weitere Zinssenkungen...

DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...