Die Kritik an den Folgewirkungen negativer Zinsen nimmt zu. Kürzlich machte der oberste Finanzaufseher Japans das außergewöhnliche geldpolitische Instrument für eine Schwächung der Banken verantwortlich, wie Financial Times berichtet. Japan hatte Ende Januar einen negativen Einlagensatz von minus 0,1 Prozent beschlossen – diesen müssen Geschäftsbanken der Zentralbank bezahlen, wenn sie kurzfristig Gelder auf deren Konten parken wollen.
Negativzinsen sollen nach offizieller Lesart unter anderem zu einer Schwächung der Landeswährung und damit zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der Exportindustrie führen – eine Hoffnung, die sich zumindest in Europa und Japan nicht erfüllt hat. Sowohl der Euro als auch der Yen haben im laufenden Jahr aufgewertet.
Für das exportorientierte Japan hatte die Aufwertung schädliche Konsequenzen. Ausländische Investoren sollen seit Jahresbeginn Gelder in Höhe von etwa 46 Milliarden Dollar aus dem Land abgezogen haben, wie Financial Times schreibt. Zudem hat eine von Bank of America Merrill Lynch durchgeführte Umfrage ergeben, dass Fondsmanager zum ersten Mal seit dem Amtsantritt von Präsident Shinzo Abe im Jahr 2012 Aktien japanischer Firmen in ihren Portfolios untergewichtet haben. Der Leitindex Nikkei hat seit Einführung der Negativzinsen rund 1000 Punkte verloren, ebenso wie der breiter gefasste Topix 500-Index, der seit Jahresbeginn rund 14 Prozent einbüßte.
Der Hauptzweck von Negativzinsen besteht darin, die Anlage von Geldern unattraktiv zu machen und Banken so zu einer stärkeren Kreditvergabe zu veranlassen, welche wiederum die Gesamtwirtschaft stimulieren soll. Kritiker argumentieren, dass die Profitabilität der Banken leide und diese die Strafzinsen irgendwann an ihre Kunden weitergeben müssten. Dies führe dazu, dass Sparer verstärkt Bargeld horten, um ihre Ersparnisse vor einem Zugriff zu schützen. Tatsächlich ist sowohl in der Schweiz als auch in Japan ein Anstieg der Bargeldumläufe – und hier insbesondere von Scheinen mit hohem Nennwert – zu beobachten.
Die USA hingegen profitieren von den Negativzinsen, die derzeit weltweit sechs Zentralbanken veranschlagen. Zwar herrscht auch dort noch ein sehr tiefes Zinsniveau, verglichen mit Europa und Japan jedoch bietet es Investoren jedoch attraktivere Bedingungen der Geldanlage. Die Folge ist ein Kapitalstrom nach Amerika, der vor allem von den Schwellenländern ausgeht. In dieser Hinsicht verwundert es nicht, dass sich der amerikanisch dominierte Internationale Währungsfonds für Negativzinsen ausspricht. Ein solcher Schritt könne dabei helfen, einen zusätzlichen monetären Stimulus zu liefern und die Darlehensbedingungen zu erleichtern, erklärte der IWF.
In Deutschland gehört der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) zu den größten Kritikern der Niedrig- und Negativzinsen. „Je länger die Niedrigzinspolitik anhält, desto schwieriger wird es für die Sparer, sich eine eigene Altersvorsorge aufzubauen“, sagt ein Sprecher des DSGV. „Alle einlagenstarken Organisationen wie Banken, Sparkassen, Renten- oder Krankenversicherungen sind davon betroffen. Wir werden auch erleben, dass Stiftungen ihr Engagement zurückfahren.“
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