Politik

USA wollen TTIP trotz massiven Widerstands aus Deutschland

Die USA wollen das TTIP trotz der Widerstände in Deutschland: Das Abkommen umfasst für die US-Geostrategen offenbar weit mehr als nur den Freihandel. Dies räumt die US-Handelsministerin erstmals öffentlich ein.
24.04.2016 15:33
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ungeachtet des massiven Widerstands in der deutschen Bevölkerung dringen die USA auf einen schnellen Abschluss der Verhandlungen über das geplante Freihandelsabkommen TTIP. „Unsere Regierung will eine Lösung, und wir wollen es dieses Jahr hinkriegen“, sagte US-Handelsministerin Penny Pritzker dem Spiegel. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte vor einem Scheitern, sollte Washington daran festhalten, öffentliche Ausschreibungen nicht für Firmen aus Europa zu öffnen.

Pritzker sagte, das Freihandelsabkommen sei eine „Riesen-Chance“. TTIP sei „die geostrategische Chance, unseren transatlantischen Raum zu stärken“, sagte sie „Spiegel Online“. Endlich könnten die Staaten sich den Regeln und Standards widmen, die mehr Handel verhindern.

Tatsächlich zeigen unabhängige Studien, dass das TTIP bis zu 600.000 Arbeitsplätze in der EU vernichten und den Billiglohnsektor stärken wird.

An die Gegner des Abkommens in Deutschland gerichtet sagte Pritzker, „wenn wir in einem Rahmen wie TTIP gemeinsam agieren, können wir die weltweit höchsten Standards setzen, was Arbeit und Umwelt angeht, um nur zwei Beispiele zu nennen“. Ein Großteil des Frusts gründe sich gar nicht auf den Handel, sondern auf den „rasend schnellen Wandel“.

Zum Besuch von US-Präsident Barack Obama protestierten am Samstag zehntausende Demonstranten in Hannover gegen TTIP und das schon fertig verhandelte Freihandelsabkommen der EU mit Kanada, Ceta. Die Polizei sprach von 35.000 Teilnehmern, die Organisatoren von 90.000. Zu den Protesten hatte ein Bündnis von mehr als 20 Verbänden aufgerufen.

Redner kritisierten die Geheimhaltung bei den Verhandlungen zwischen EU und USA. Die Gegner sehen zudem Sozial- und Arbeitsstandards in Gefahr. Die Änderungen bei den umstrittenen Schiedsgerichten seien nur Kosmetik.

Die EU hat vorgeschlagen, die Schiedsgerichte durch Investitionsgerichte zu ersetzen. Diese könnten aus einem Gericht erster Instanz und einem Berufungsgericht bestehen. Öffentlich bestellte Richter sollen dann über Klagen von Investoren gegen Vertragsstaaten entscheiden.

US-Handelsministerin Pritzker sagte „Spiegel Online“, hier würden beide Seiten „sicher“ eine Lösung finden. Die 13. Verhandlungsrunde beginnt am Montag in New York.

Gabriel (SPD) sagte dem Handelsblatt, „die Amerikaner wollen an ihrer 'Buy-American'-Idee festhalten. Das können wir nicht akzeptieren“. Sollten die USA an dieser Position festhalten, „brauchen wir kein Freihandelsabkommen. Dann wird TTIP scheitern“.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...

DWN
Politik
Politik Migrationspolitik: Wie die Neuausrichtung an den deutschen Außengrenzen aussehen könnte
08.05.2025

Das Thema illegale Migration und wer bei irregulärer Einreise an deutschen Landesgrenzen zurückgewiesen wird, beschäftigt die Union seit...