Sylvi Listhaug reiste nach Lesbos, um sich mit den Rettungsarbeiten der Besatzung des norwegischen Schiffes „Peter Henry von Koss“ vertraut zu machen. Doch anstatt es bei den üblichen Handshake-Fotos mit der Besatzung zu belassen, sprang sie für ein paar Minuten ins Mittelmeer, um dann von der Schiffsbesatzung „gerettet“ zu werden.
Ministerin Listhaug vollzog den Versuch im Mittelmeer unter erleichterten Bedingungen. Bei ihrem Sprung ins Wasser trug die Politikerin einen High-Tech-Anzug. Damit unterschied sie sich jedoch wesentlich von den Flüchtlingen, deren Misere sie selbst erleben wollte. Denn diese tragen in der Regel lediglich ihre Kleidung am Leib und nicht alle können schwimmen, berichtet Keep Talking Greece.
Listhaug, Mitglied der Fremskrittspartiet (Fortschrittspartei), ist für ihre harte Haltung in Einwanderungsfragen bekannt. Vor Medienvertretern begründete sie ihre Aktion wie folgt:
„Man kann sich nicht in die gleiche Situation wie die Flüchtlinge versetzen, aber man kann es aus dieser Perspektive sehen [und erfahren], wie es ist, auf diese Weise im Wasser zu sein.“
Ihre Reality-Show löste Empörung in den sozialen Medien aus. Kritiker sind der Ansicht, dass sie sich lächerlich gemacht habe.
„Nächste Woche: Sylvi Listhaug erlebt, wie es ist, blind zu sein, indem sie die Augen schliesst“, twitterte etwa Morten Øverbye.
Neste uke: Sylvi Listhaug setter seg inn i synshemmedes hverdag ved å lukke øynene.t.co/gqja4JUFbV
— Morten Øverbye (@morten) 19. April 2016
Andere demonstrierten ihre Photoshop-Fähigkeiten:
Sylvi Listhaug in a glass. @vgnett pic.twitter.com/jF1L9PwfGH
— Kolbjørn H. Larssen (@krealab) 20. April 2016
Florian Eder von Politico kommentiert die seltsame Aktion:
„Bitte nicht nachmachen. Frau über Bord: Norwegens Migrationsministerin Sylvi Listhaug wollte vergangene Woche wissen, 'wie es ist, so im Wasser zu sein, aus dieser Perspektive' eines Flüchtlings, dessen Boot im Mittelmeer kentert. Das endete damit, dass sich die Ministerin lächerlich machte. Sie sprang von Bord, planschte ein paar Minuten, von Kameras begleitet und trug dabei einen Hightech-Überlebensanzug, der noch mehr kostet, als Flüchtlinge ihren Schleppern für einen Platz in einem überfüllten Schlauchboot zahlen.“