Politik

Russland reagiert auf Nato und verlegt Truppen in den Westen

Die russische Armee verlegt drei Divisionen an die Westgrenze des Landes. Damit reagiert Moskau auf die verstärkte Präsenz der Nato in Osteuropa. Der militärische Aufmarsch gegen Russland ist aus der Sicht von Washington notwendig, weil Russland als Bedrohung gesehen wird.
04.05.2016 16:54
Lesezeit: 2 min

Russland reagiert auf die Verstärkung der Nato-Präsenz in Osteuropa mit der Aufstockung seiner Truppen an der Grenze: „Bis Ende des Jahres werden zwei neue Divisionen im westlichen und eine neue Division im südlichen Militärbezirk aufgestellt“, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch in Moskau. Wie die TASS berichtet, werden zwei Divisionen im westlichen Grenzabschnitt und eine im Süden stationiert. Schoigu sagte, die Truppen werden in Gebäuden nach modernster Bauart untgebracht. Die Konstruktion der Kasernen soll in vier Wochen abgeschlossen und so beschaffen sein, dass die Truppen kurzfristig an andere Stellen verlegt werden können. Damit will Russland auf die Nato reagieren können, die mit ihrer mobilen Eingreiftruppe ebenfalls auf ein bewegliches Konzept setzt.

Eine Division ist ein Großverband von in der Regel mindestens 10.000 Soldaten. Die Truppenverlegung gehöre zu „mehreren Maßnahmen“, mit denen sich Russland der Aufstockung der Nato-Kräfte in der Nähe seiner Grenze entgegenstelle, zitierten Reuters den Minister unter Berufung auf russische Nachrichtenagenturen.

Die Beziehungen zwischen Russland und der Nato haben sich durch den Ukraine-Konflikt dramatisch verschlechtert. Schon auf ihrem Gipfel im Jahr 2014 hatte die Nato eine Verstärkung ihrer Präsenz an ihrer Ostgrenze beschlossen und damit Moskau provoziert.

Vor wenigen Tagen präzisierte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, es werde erwogen, in die drei baltischen Staaten und nach Polen „jeweils ein Bataillon zu entsenden, das rotiert“. Ein Bataillon besteht aus 500 bis 1000 Soldaten. Der Nordatlantik-Pakt müsse mit „Stärke und glaubwürdiger Abschreckung“ auf Russland reagieren, hatte Stoltenberg bereits vor einiger Zeit in einer programmatischen Rede in Washington verlautbart,

Der neue Befehlshaber für die US- und Nato-Truppen in Europa, General Curtis Scaparrotti, hält Russland für den größten Feind der USA. Man müsse Putin in die Schranken weisen, sagte der General vor dem US-Senat. In der Senatsanhörung für den Posten Ende April in Washington ließ Scaparrotti keinen Zweifel daran, dass er Russland als größte Bedrohung für die USA sieht, berichtet die AFP. Putin wolle die Nato spalten und teste „die Grenzen der Entschlossenheit“ des Bündnisses aus, sagte er und forderte eine klare Botschaft an Moskau.

Scaparrotti setzt damit wie sein Vorgänger Breedlove die auf dem Nato-Gipfel von Wales beschlossene neue Militär-Doktrin konsequent um: Damals war Russland zum Feind erklärt worden. Deutschland hat seine Militär-Doktrin ebenfalls angepasst und Russland vom potentiellen Partner zur Bedrohung herabgestuft. 

Bundeskanzlerin Angela Merkel folgt in dieser Ausrichtung den Vorgaben der US-Regierung: Nach dem Obama-Besuch in Hannover hatte Merkel bekanntgegeben, dass auch die Bundeswehr in Osteuropa militärisch zum Einsatz kommen werde - ein Novum in der europäischen Nachkriegsgeschichte.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB senkt Zinsen: Was das für Sparer und Hausbauer bedeutet
30.01.2025

Bereits zum fünften Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen für den Euroraum gesenkt. Grund sind schlechte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Moderna-Impfstoff: EU-Kommission unterzeichnet Vertrag über Coronavirus-Impfstoffe
30.01.2025

Die Covid-19-Pandemie beschäftigt weiterhin die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen: Die EU-Kommission hat...

DWN
Politik
Politik CDU: Umfrage zur Bundestagswahl sieht Union mit leichtem Verlust
30.01.2025

Die CDU hat laut INSA-Umfrage mit ihrem Vorstoß zu einer restriktiveren Migrationspolitik die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft schrumpft weiter: Keine Entspannung trotz steigendem Privatkonsum
30.01.2025

Die deutsche Wirtschaft verliert weiter im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Auch im vierten Quartal 2024 sank das...

DWN
Politik
Politik Ex-Kanzlerin Merkel kritisiert Friedrich Merz: "Halte ich für falsch"
30.01.2025

Friedrich Merz und die CDU bringen zum ersten Mal einen Antrag mit Hilfe der AfD durch den Bundestag. Nun meldet sich Ex-Kanzlerin Angela...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnimmobilie kaufen: So geht es am Immobilienmarkt 2025 weiter
30.01.2025

Sie wollen eine Wohnimmobilie kaufen? Dann sollten Sie den Kaufmarkt genau im Blick behalten. Nach einem soliden Jahresauftakt herrscht...

DWN
Politik
Politik Chrupalla: AfD unter dieser Bedingung offen für Koalition mit der CDU
30.01.2025

AfD-Co-Chef Tino Chrupalla signalisiert Kooperationsbereitschaft mit der CDU über die Zustimmung von Anträgen im Bundestag hinaus -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bank-Aktie: Postbank-Klagen trüben Geschäftsergebnis - Aktie fällt
30.01.2025

Die Deutsche Bank machte 2024 weniger Gewinn als von Analysten erwartet. Ein Streit um Entschädigungen für frühere Postbank-Aktionäre...