Politik

IWF warnt vor Crash in Griechenland

In einem Brief an die 19 Euro-Finanzminister drängt IWF-Chefin Lagarde zur sofortigen Aufnahme von Verhandlungen über einen griechischen Schuldenerlass. Ihrer Ansicht nach hege die EU zu hohe Erwartungen an eine Erholung der Wirtschaft. Die Zeit drängt, weil bald die heiße Phase des Brexit-Wahlkampfes beginnt.
06.05.2016 13:36
Lesezeit: 1 min

Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert die Finanzminister der Eurozone auf, unverzüglich mit Verhandlungen zu einem Schuldenschnitt für Griechenland zu beginnen, wie Financial Times schreibt. Dies geht aus einem Brief von IWF-Chefin Lagarde an alle 19 Finanzminister der Eurozone hervor, welcher der Zeitung vorliegt.

In dem Brief droht Lagard mit einem Ausstieg des IWF aus dem Kreditprogramm für Griechenland, falls nicht unverzüglich über Schuldenerleichterungen für das Land gesprochen werde. Die seit einem Monat andauernden Verhandlungen mit Griechenland über Einsparungen in Gesamthöhe von rund 3 Milliarden Euro seien aus IWF-Sicht „fruchtlos“ geblieben, wie Financial Times schreibt.

„Wir glauben, dass spezifische Reformmaßnahmen, eine Restrukturierung der Schulden und Fragen der Finanzierung jetzt zeitgleich diskutiert werden müssen. Für uns ist essentiell, dass die Finanzierung und die Schuldenerleichterungen, die Griechenlands europäische Partner fordern, auf Zielen beruhen, die realistisch sind (…)“, schreibt Lagarde demzufolge.

Das von der EU im vergangenen Jahr für Griechenland vorgegebene Ziel eines Primärüberschusses von 3,5 Prozent im Jahr 2018 sei unrealistisch. Der IWF rechnet damit, dass unter den gegebenen Umständen nur ein Primärüberschuss von 1,5 Prozent möglich sei. Ein Primärüberschuss beschreibt den Haushaltsüberschuss eines Landes ohne Berücksichtigung der Zinszahlungen für Schulden.

Griechenland muss im Juli rund 3,5 Milliarden Euro an Schulden zurückzahlen, wozu es alleine nicht in der Lage ist. Die Zeit für eine Einigung drängt, weil bald die heiße Phase des Wahlkampfes über einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) beginnt.

Financial Times zufolge haben europäische Politiker ihren griechischen Kollegen bereits zu verstehen gegeben, dass eine schnelle Einigung erforderlich sei. Falls diese nicht zustande kommt, müsse man bis nach der Entscheidung in Großbritannien warten, weil man „keine tumultartigen Verhandlungen während der Brexit-Kampagne“ wünsche, wie Financial Times schreibt. Demzufolge müsste man eine Notlösung kurz vor Ende der Rückzahlungsfrist im Juli riskieren.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Einbürgerungsantrag: Entscheidung dauert mitunter Jahre
16.06.2025

Die Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag kann lange dauern – warum profitieren bislang nur wenige von der verkürzten Frist? Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs legt kräftig zu: Woran das liegt und was Anleger jetzt wissen müssen
16.06.2025

Der Ripple-Kurs zeigt sich oft von seiner volatilen Seite. Doch zum Auftakt in die neue Handelswoche klettert der XRP-Coin kräftig –...

DWN
Politik
Politik SPD drängt auf gemeinsame Linie bei AfD-Verbotsverfahren
16.06.2025

Soll die AfD verboten werden? Während einige Bundespolitiker ein AfD-Verbotsverfahren fordern, mahnen andere zur Vorsicht. Im Raum steht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Blackstone setzt auf Europa – Anleger an der Wall Street uneins über US-Ausblick
16.06.2025

Das Vertrauen der Wall Street in Europa wächst weiter. Mit Blackstone signalisiert nun ein weiteres Schwergewicht der Finanzwelt seine...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel in Kanada: Zerrissene Wertegemeinschaft vor Bewährungsprobe
16.06.2025

Der G7-Gipfel in Kanada steht vor enormen Herausforderungen: Konflikte, Uneinigkeit und globale Krisen prägen das Treffen. Wie finden die...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzprofis zeigen: So bauen sich Studenten ihre Geldmaschine
16.06.2025

Sie zeigen jungen Anlegern, wie man es richtig macht: Zwei schwedische Börsenprofis legen Musterportfolios auf – und erklären, warum...

DWN
Panorama
Panorama Rundfunkbeitrag: Was sich ändert – und was passiert, wenn man nicht zahlt
16.06.2025

Der Rundfunkbeitrag sorgt regelmäßig für Ärger – sei es wegen der Pflichtzahlung oder neuer Regeln. Millionen Bürger sind betroffen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum zum Teufel investieren Unternehmen nicht mehr?
16.06.2025

Warum investieren Unternehmen nicht mehr – obwohl das Geld billig ist und die Gewinne sprudeln? Dieser Artikel geht der...