Politik

Steuerflucht: Reiche Familien aus Europa bringen ihr Geld in die USA

Seit Veröffentlichung der Panama Papers fließen die Vermögen von Wohlhabenden aus aller Welt in US-Offshore-Zentren. Zu diesem Zweck soll nun offenbar der Abfluss von Liquidität aus dem EU-Raum beschleunigt werden. Die USA will „die neue Schweiz“ werden.
02.06.2016 00:05
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Offshore-Zentren in die USA verzeichnen deutliche Mittelzuflüsse. Dieser Prozess wurde insbesondere nach der Veröffentlichung der Panama Papers beschleunigt, die Konten von reichen Prominenten ofenlegte, die ihre Gelder in Offshore-Zentren parken, die sich außerhalb der USA befinden.

Eine wichtige Rolle bei der Abwicklung der Kapitalströme in die US-amerikanischen Offshore-Zentren spielt die Treuhandgesellschaft der Rothschild-Familie Trust Rothschild Trust North America, die ihren Hauptsitz mittlerweile im Offshore-Zentrum Reno in Nevada hat. „Die Kunden sind oftmals internationale Familien mit Nachwuchs in den USA“, zitiert Bloomberg Scott Cripps von der Rothschild-Treuhandgesellschaft. Die Financial Times berichtet, dass Lord Rotschild über seine Vermögensverwaltungsgesellschaft RIT Capital Partners den schottischen Vermögensverwalter Alliance Trust übernehmen will. Alliance Trust hat einen Marktwert von 3,4 Milliarden Euro und RIT hat einen Marktwert von umgerechnet 3,2 Milliarden Euro.

Zahlreiche europäische reiche Familien und Personen lassen ihre Vermögen von Alliance Trust verwalten. Es ist zu erwarten, dass Lord Rothschild nach der Übernahme von Alliance Trust, die Geldanlagen der Kunden ebenfalls in US-Offshore-Zentren transferieren wird. Nach Informationen von Bloomberg hielt der Geschäftsführer von Rotschild & Co., Andrew Penny, einen Vortrag darüber, wie die „wohlhabenden Eliten der Welt“ Steuerzahlungen vermeiden können. „Seine Botschaft war klar und deutlich: Sie können ihren Kunden dabei helfen, ihre Vermögen in die USA zu schaffen, wo es Steuerfreiheit gibt und die Vermögen vor den Regierungen der Kunden versteckt werden können“, so Bloomberg. Die Offshore-Zentren werden bereits „neue Schweiz“ genannt und die USA sind nach Ansicht von Penny die „größte Steueroase“ der Welt.

Die Aussagen von Penny decken sich mit einem Bericht des türkischen Journalisten Ergün Diler, der am 17. Februar vor Veröffentlichung der Panama Papers erschienen ist. Diler schrieb damals in der Zeitung Takvim:

„Die USA wollen die weltweiten Vermögenswerte an ihre eigenen Offshore-Zentren ziehen. Die Botschaft an alle lautet offenbar: ,Das ist eure letzte Chance. Kommt hierher mit euren Geldern, wenn ihr nicht untergehen wollt'. Die berühmtesten Geschäftsmänner der Welt, einige Schweizer Investmentfirmen, die Reichsten in den 28 EU-Staaten und weitere wohlhabende Familien haben die Botschaft verstanden und werden bis zum Ende des Jahres Billionen in die Steueroasen Nevada, Wyoming und Süd-Dakota transferieren. Dazu gehören auch reiche türkische Großfamilien, die ihre Transfers über die Rothschild-Treuhandgesellschaft an den Offshore-Platz Reno abwickeln lassen. Cisa Trust und Trident Trust Co. sind an und dabei, Tausende von Konten von der Schweiz in die USA zu transferieren.

Nach Informationen eines Insiders sollen sich auf geheimen Schweizer Bankkonten um die zwei Billionen Dollar befinden, die bald an US-Offshore-Zentren landen sollen. Die Reichen suchen sich einen neuen sicheren Hafen und in den kommenden 20 Jahren werden sich diese Häfen in den USA befinden. Der Abfluss von Liquidität aus Europa wird die Volkswirtschaften des Kontinents schwer treffen, da die USA es nicht nur auf die Gelder von Steuerflüchtigen, sondern auf die Vermögen aller Superreichen abgesehen haben und diesen ungeahnte Sicherheiten bieten können. So lautet jedenfalls das Versprechen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Misserfolg bei Putins Wirtschaftsforum in St. Petersburg: Die marode Kriegswirtschaft interessiert kaum jemanden
23.06.2025

Das Wirtschaftsforum in St. Petersburg sollte Russlands wirtschaftliche Stärke demonstrieren. Stattdessen offenbarte es die dramatische...

DWN
Politik
Politik Zwangslizenzen: EU hebelt den Patentschutz im Namen der Sicherheit aus
23.06.2025

Die EU will künftig zentral über die Vergabe von Zwangslizenzen entscheiden – ein tiefer Eingriff in das Patentrecht, der die...

DWN
Technologie
Technologie Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm
23.06.2025

Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Aufbau eines europäischen nuklearen Schutzschildes befürworten....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Internationale Anleger kehren der Wall Street den Rücken
23.06.2025

Ölpreise steigen, geopolitische Risiken nehmen zu – und Europas Aktienmärkte wirken plötzlich attraktiv. Während die US-Börsen ins...

DWN
Politik
Politik Personalmangel im öffentlichen Dienst - DGB fordert mehr Personal
23.06.2025

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen...

DWN
Politik
Politik Iran-Israel-Krieg: Internet überflutet mit Desinformation
23.06.2025

Falsche Videos, manipulierte Bilder, inszenierte Explosionen: Der Konflikt zwischen Iran und Israel spielt sich längst auch im Netz ab –...

DWN
Politik
Politik Aus Angst vor Trump: China lässt den Iran im Stich
23.06.2025

Chinas harsche Kritik an den US-Angriffen auf Iran täuscht über Pekings wahres Kalkül hinweg. Im Hintergrund geht es um knallharte...

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...