Vermögensverwalter und Fondsmanager könnten nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU einen Teil ihrer Aktivitäten ins europäische Ausland verlagern, berichtet Financial Times. Diese Maßnahmen seien notwendig, um den Kontakt zu Kunden auf dem Kontinent inmitten der sich anbahnenden Verhandlungen nicht zu verlieren.
Es werde zu Stellenstreichungen bei britischen Vermögensverwaltern kommen, wird der Chefanalyst der Beratungsgesellschaft Create Research zitiert. Ein anonymer Mitarbeiter eines großen Fondsverwalters sagte, es würden Stellen nach Luxemburg verlagert. „Wir werden unsere Konzernzentrale nicht verschieben, aber wir müssen uns überlegen, wie wir Mitarbeiter in Luxemburg finden können.“
Beobachter gehen davon aus, dass London in den nächsten Jahren an Bedeutung für die Finanzwelt einbüßen werde. „In den kommenden fünf Jahren wird sich der Schwerpunkt für Privatkunden-Fonds nach Dublin und Luxemburg verlagern – für institutionelle Fonds nach Paris und Frankfurt. Londons Vorherrschaft kann nicht länger gewährleistet werden“, sagt der Chef von Create Research. Die irische Finanzmarktaufsicht sagte bereits zu Jahresbeginn, dass sie im Fall eines Austritts Großbritanniens aus der EU einen Zustrom von Fondsmanagern aus London erwarte.
Das Ende der britischen EU-Mitgliedschaft kommt für die Vermögensverwalter zur Unzeit. Das Markt-Segment leidet schon eine Weile unter sinkenden Gewinnmargen und zurückgehenden Volumina. Einer Prognose der Unternehmensberatung McKinsey zufolge werden die Gewinne der Vermögensverwalter in den kommenden beiden Jahren um etwa ein Drittel zurückgehen. Der Brexit habe die Situation noch zusätzlich verschlimmert, so Beobachter: „Das ist ein plötzlicher Nachteil für Vermögensverwalter. Sinkende Kurse bedeuten sinkende Anlagewerte, und das wird die Gewinne schmälern. Der mögliche Rückgang des britischen Bruttoinlandsprodukts würde das Leiden des Marktes noch verlängern.“