Politik

Gabriel pokert hoch: Auch Bundesrat muss CETA zustimmen

Sigmar Gabriel fordert überraschend, dass auch der Bundesrat dem CETA zustimmen muss. Das wäre eine hohe Hürde. Bundeskanzlerin Merkel will dagegen nur eine Meinungsbildung im Bundestag.
01.07.2016 15:18
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel setzt die Hürden für das EU-Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) so hoch, dass es an Deutschland scheitern könnte. „Über ein Vertragsgesetz am Ende des Prozesses müssten nach unserer Auffassung Bundestag und Bundesrat abstimmen“, sagte eine Sprecherin seines Hauses am Freitag. Da allerdings in zehn der 16 Bundesländer die Grünen, die das Abkommen ablehnen, mitregieren, hätte CETA in der Länderkammer kaum eine Chance. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich am Vortag zurückhaltender geäußert. Sie räumte lediglich dem Bundestag eine Mitentscheidung bei der Ratifizierung ein. Dessen Votum wird, wie sie sagte, eine wichtige Rolle spielen für das Abstimmungsverhalten der deutschen Regierung zu Ceta.

Allerdings widersprach Merkels Sprecher Steffen Seibert den Darstellungen seiner Kollegin aus dem Wirtschaftsressort nicht. Momentan streiten die EU-Kommission mit der Bundesregierung und anderen EU-Regierungen darüber, ob das CETA-Abkommen allein auf Ebene der europäischen Institutionen, also neben der Kommission dem Europäischen Parlament, umgesetzt werden kann, oder ob es der Mitwirkung der nationalen Parlamente bedarf, weil es auch in nationalstaatliche Kompetenzen eingreift. Im letztgenannten Fall wäre es ein sogenanntes „gemischtes“ Abkommen. Beide Positionen stützen sich auf Rechtsgutachten.

GABRIEL MUSS EINE MEHRHEIT IN DER EU MOBILSIEREN

Das Bundeswirtschaftsministerium ist die Sache klar. „Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass CETA ein gemischtes Abkommen ist“, sagte eine Sprecherin. „Damit ist für uns klar, dass ohne Zustimmung des Europäischen Parlaments und der nationalen Parlamente es kein CETA geben kann.“

Würde sich Gabriel mit seiner Position in Brüssel durchsetzen und dafür unter den Mitgliedsländern eine Mehrheit mobilisieren, würde sich das Inkrafttreten von CETA bestenfalls verzögern, weil in allen Staaten erst die Parlamente befragt werden müssten. Bislang hofft die Kommission auf einen Abschluss der Ratifizierung im Herbst. Wahrscheinlicher wäre aber, dass das Abkommen am Nein einzelner Länderparlamente ganz scheitert.

RÜCKWIRKUNGEN AUF TTIP

Scheitert aber CETA an diesem Streit zwischen Brüssel und Berlin, droht auch dem noch umstritteneren Freihandelsabkommen der EU mit den USA (TTIP) das aus. Von Kritikern wird CETA als „die kleinere Schwester von TTIP“ und als eine Art Testlauf betrachtet. Im Gegensatz zu CETA ist allerdings das Abkommen mit den USA noch nicht ausverhandelt. Es steckt vielmehr derzeit in einer Sackgasse. Gabriel hatte kürzlich gewarnt, drücke die EU das Abkommen mit Kanada ohne Beteilung der nationalen Regierungen einfach durch, „ist TTIP tot“. Das würde die deutsche Wirtschaft hart treffen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsmarkt: Top-Berufe, die es vor 20 Jahren noch nicht gab
31.03.2025

Eine Studie von LinkedIn zeigt, wie Künstliche Intelligenz (KI) neue Jobs und Fähigkeiten schafft, Karrieren und Arbeitswelt verändert:...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie: Kurs knickt nach Orcel-Aussage deutlich ein
31.03.2025

Die Commerzbank-Aktie muss nach einer starken Rallye einen Rückschlag hinnehmen. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte zuvor einen möglichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU vor Herausforderungen: Handelskriege könnten die Wirtschaft belasten – der Ausweg heißt Binnenmarkt
31.03.2025

Die protektionistischen Maßnahmen der USA und mögliche Handelskonflikte belasten die EU-Wirtschaft. Experten wie Mario Draghi fordern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betonblock: Lego verklagt Hersteller von Anti-Terror-Betonklötzen
31.03.2025

Lego verklagt das niederländische Unternehmen Betonblock. Die Anti-Terror-Blöcke des Herstellers erinnerten zu sehr an die...

DWN
Technologie
Technologie Neue EU-Vorschriften: Plug-in-Hybriden drohen deutlich höhere CO2-Emissionen
31.03.2025

Mit der Einführung neuer, verschärfter Emissionsmessungen für Plug-in-Hybride (PHEVs) wird die Umweltbilanz dieser Fahrzeuge erheblich...

DWN
Politik
Politik Marine Le Pen wegen Veruntreuung zu Fußfesseln verurteilt - FN-Chef Bardella: "Hinrichtung der französischen Demokratie"
31.03.2025

Marine Le Pen wurde in Paris wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament schuldig gesprochen - das...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerk mit Speicher: Für wen sich die Investition wirklich lohnt
31.03.2025

Balkonkraftwerk mit Speicher: eigenen Strom gewinnen, speichern und so Geld sparen. Doch so einfach ist es leider nicht, zumindest nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Der Handelskrieg gefährdet die US-Ausnahmestellung
31.03.2025

Da Investitionen nach neuen Möglichkeiten abseits der zuletzt florierenden US-Finanzmärkte suchen, wird an der Wall Street diskutiert, ob...