Dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge sollen am vergangenen Wochenende sowohl Flüchtlinge als auch Angehörige von humanitären Organisationen angegriffen worden sein. Eine Gruppe griechischer Männer habe rund 150 meist irakische Yeziden attackiert. Autos von Flüchtlingshelfern sollen mit Steinen beworfen worden sein.
Wie Al Jazeera berichtet, kam es bereits am Donnerstag in einem Registrierzentrum für Flüchtlinge zu Ausschreitungen. Aufgebrachte Migranten zündeten Mülleimer an und zerstörten eine Containerwohnung. Sie forderten, dass sie sofort zum griechischen Festland gebracht werden, um nach Westeuropa weiterziehen zu können. Einige schleuderten Steine gegen die Polizei. Wie ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur sagte, gelang es der Polizei, die Migranten zu beruhigen.
Am Samstag habe dann eine Gruppe von rund 150 meist irakischen Yeziden beschlossen, das Flüchtlingscamp zu verlassen und sich zum Hafen Lakki aufzumachen. Als sie im Dorf ankamen, seien sie nach Angaben der UNHCR-Sprecherin Catharina Kahane von einer Gruppe griechischer Männer angegriffen worden. Die Polizei habe eingegriffen. Allerdings nur, um die Flüchtlinge zu zwingen, ins Lager zurückzukehren. Sie selbst habe auf dem Weg zurück ins Camp einen Anruf erhalten, in dem sie aufgefordert worden sei, die Insel zu verlassen.
Kurz vor dem Eingang ins Lager hätten dann rund 50 Einheimische die Straße mit Schaufeln und Stöcken blockiert. „Sie stoppten unser Auto und schlugen darauf ein“, so Kahane. „Sie sagten uns, dass wir von der Insel verschwinden sollten. Sie sagten, wenn wir nicht das erste Boot nähmen, würde etwas Schreckliches passieren. Es war furchteinflößend. Der einzige Grund, warum wir die Insel tatsächlich verlassen haben, ist aber, weil sich die Polizei dafür überhaupt nicht interessiert.“ Kahana zufolge sei es klar, dass die Beamten auf der Seite der Angreifer stünden (siehe Video am Anfang des Textes). Sie und ihr gut 15-köpfiges Team befänden sich nun auf einer anderen griechischen Insel. Aktuell sei nur noch eine handvoll unabhängiger Helfer auf Leros.
„Im Moment scheint die Situation innerhalb des Lagers ruhig zu sein. Aber [die Flüchtlinge] sind immer noch sehr ängstlich, und viele sind verletzt“, so Milena Zajovic Milka von der Aktivistengruppe „Are You Syrious?“ zu Al Jazeera.
Auf Leros warten nach Angaben des Stabes für die Flüchtlingskrise 690 Flüchtlinge und Migranten auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge. Die meisten von ihnen sind bereits seit März dieses Jahres dort. Insgesamt sind es auf den griechischen Inseln mehr als 8400. Die Verfahren kommen aber wegen Personalmangels nur mühsam voran. Wer kein Asyl in Griechenland bekommt, soll in die Türkei abgeschoben werden.