Finanzen

Angela Merkel drängt auf raschen Abschluss von TTIP

Bundeskanzlerin Angela Merkel drängt auf einen zügigen Abschluss des umstrittenen Freihandelsabkommens TTIP mit den USA. Die Regierung scheint in der Frage gespalten zu sein. Jüngst hatte Bundeswirtschaftsminister Gabriel einen Abschluss in diesem Jahr faktisch ausgeschlossen.
16.08.2016 00:31
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat skeptischen Äußerungen von SPD-Chef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zu den Erfolgschancen für das umstrittene EU-Freihandelsabkommen TTIP mit den USA widersprochen. „Es ist die gesamte Bundesregierung, die einen zügigen Abschluss des TTIP-Abkommens für ein zentrales Vorhaben hält“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

Er trat damit dem Eindruck entgegen, dass sich die Koalitionspartner zu dem Vorhaben, über das seit drei Jahren ohne große Einigungen verhandelt, nicht einig seien. Gemeinsame Haltung der Regierung sei, für ein ehrgeiziges, den Interessen beider Seiten entsprechendes Abkommen einzutreten, das bestehende Schutzstandards in keiner Weise einschränke, sagte Seibert. „Ein solches Abkommen, und das ist die Haltung des Bundeswirtschaftsministers wie auch der Bundeskanzlerin, bietet große Chancen für Wachstum und Beschäftigung.“

Befürworter von TTIP erhoffen sich von dem Abkommen mehr Wachstum und Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks. Kritiker dagegen fürchten die Aufweichung von Verbraucher-, Umwelt- und Sozialstandards in der EU.

Gabriel hatte am Wochenende in einem Zeitungsinterview erklärt: „Ich glaube nicht, dass der Wunsch von Angela Merkel, noch in diesem Jahr ein Abkommen mit den USA zu haben, irgendeine Chance hat.“ Im Zweifel gelte: „Besser kein Abkommen, als ein schlechtes.“ Generell will Gabriel aber nicht auf Freihandelsabkommen verzichten: „Entweder wir bestimmen die Regeln im Welthandel mit oder wir unterwerfen uns Regeln, die andere machen“, beschrieb er seine Position.

Vor wenigen Tagen hatte Gabriel eine Bestandsaufnahme der bisherigen TTIP-Verhandlungen anfertigen lassen. „Bislang gibt es in keinem der 27 bis 30 Kapital, die das TTIP-Abkommen umfassen könnte, eine Verständigung in der Sache“, hieß es darin. Ob die von der EU angestrebten Ziele erreicht werden könnten, bleibe völlig offen.

Auch die Grünen hatten sich zuletzt öffentlich für den Abbruch der Gespräche mit den USA starkgemacht.

Der Wirtschaftsminister steht in seiner Partei unter Druck, weil er um Zustimmung für das Ceta-Freihandelsabkommen mit Kanada wirbt. Ein Kleiner Parteitag soll am 19. September entscheiden, ob die SPD dem Abkommen zustimmt. Kritiker mobilisieren bereits dagegen. Ceta gilt allgemein als Blaupause für das TTIP-Abkommen.

Gibt es zu TTIP während der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama keine Lösung, sinken die Aussichten für die Vereinbarung drastisch. Sowohl der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump als auch dessen demokratische Konkurrentin Hillary Clinton haben aus ihrer Ablehnung jüngster Freihandelsabkommen der USA keinen Hehl gemacht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wahlsieger Merz: Trotz Wermutstropfen Rambo-Zambo
23.02.2025

Der CDU-Chef bringt den Vorsprung aus den Umfragen ins Ziel: Die Union gewinnt die Bundestagswahl. Doch ein wichtiges selbstgestecktes Ziel...

DWN
Politik
Politik Historisches Debakel für die SPD: Scholz' Tage sind gezählt
23.02.2025

Trotz Widerstands innerhalb seiner Partei wollte er es noch einmal versuchen – und ist kläglich gescheitert. Die kürzeste Amtszeit...

DWN
Politik
Politik Erwartungen verfehlt: FDP erleidet mit Lindner herbe Wahlniederlage
23.02.2025

Die FDP bleibt unter den eigenen Erwartungen und hat sich von der Krise in der Ampel-Koalition nicht erholt. Parteichef Lindner und seine...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Union gewinnt vor AfD, Fiasko für die SPD - droht erneut eine Dreierkoalition?
23.02.2025

CDU und CSU gehen als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervor – für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die...

DWN
Politik
Politik Merz triumphiert, Scholz geschwächt: Die Konsequenzen der Wahl
23.02.2025

Deutschland hat entschieden, und es gibt einen klaren Gewinner. Dennoch dürfte die Regierungsbildung herausfordernd werden, da die Zeit...

DWN
Politik
Politik Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
23.02.2025

Nach der Bundestagswahl beginnt die nächste Phase: die Regierungsbildung. Dabei sind zahlreiche Schritte erforderlich, die sich über...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...