Finanzen

EZB-Stresstest: 879 Milliarden Euro faule Kredite entdeckt

Lesezeit: 2 min
26.10.2014 12:20
Die EZB gibt bekannt, dass 25 Großbanken den Stresstest nicht bestanden haben. Unter ihnen befindet sich auch die Münchener Hypothekenbank. Aus Italien sind insgesamt neun Banken durch den Stresstest gefallen. Die Summe der entdeckten faulen Kredite ist bemerkenswert, weil die EZB bei der Prüfung wesentliche Risiken aus der Betrachtung genommen hatte.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Beim europaweiten Bankencheck der Europäischen Zentralbank (EZB) sind 25 der 130 untersuchten wichtigsten Geldhäuser durchgefallen. Insgesamt beträgt die Kapitallücke 25 Milliarden Euro, wie die EZB am Sonntag mitteilte. 13 Geldhäuser müssten die Lücke noch füllen, zwölf hätten dies bereits getan und ihre Bilanzen um 15 Milliarden Euro gestärkt. Die übrigen 13 Institute haben nun zwei Wochen Zeit der EZB einen Plan vorzulegen, wie sie das Kapitalloch schließen wollen.

EZB-Vizepräsident Vitor Constancio zeigte sich zufrieden mit dem Test der Branche. „Diese bislang nicht dagewesene tiefgehende Prüfung der Bilanzen der Großbanken wird das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Bankensektor stärken“, betonte Constancio. „Dies sollte auch dazu beitragen, dass die Banken wieder mehr Kredite vergeben und so der Konjunktur helfen.“ Die EZB will mit dem Stresstest sicherstellen, dass die Banken keine versteckten Altlasten mehr in ihren Büchern haben, wenn sie am 4. November deren Oberaufseher wird.

Aus Deutschland mussten sich neben den beiden größten Geldhäusern, der Deutschen Bank und der Commerzbank, auch die Landesbanken der Belastungsprobe stellen. Diese bestand aus einer intensiven Prüfung riskanter Posten in den Bilanzen und einem Stresstest. Bei diesem mussten die Institute beweisen, dass sie auch einen schweren Einbruch der Konjunktur überstehen könnten, ohne mit Steuergeld aufgefangen zu werden. Sparkassen-Chef Georg Fahrenschon hatte im September gesagt, dass die Annahmen beim Stresstest teilweise „nicht nachvollziehbar” und bisweilen „etwas willkürlich” seien.

Beim Stresstest zeigte sich nach Angaben der EZB, dass das Eigenkapital aller geprüften Banken zusammen im schlimmsten durchgespielten Fall - einem massiven Einbruch der Konjunktur - um 263 Milliarden Euro zurückgehen würde. Dies entspricht einem Rückgang der Eigenkapitalquote von 12,4 Prozent auf 8,3 Prozent. Beim Bilanzcheck (Asset Quality Reviews) zeigte sich, dass in den Bilanzen der Banken deutlich mehr faule Kredite schlummern als bislang angenommen - insgesamt 879 Milliarden Euro. Das sind 136 Milliarden Euro mehr als bislang angenommen.

Die EZB gab bekannt, dass aus Italien die Banken Montepaschi die Siena, Carige, Creval, Banco Popolare, Popolare di Milano, Popolare di Sondrio, Popolare di Vicenza, Veneto Banca und Credito Valtellinese den Stresstest nicht bestanden haben.

Aus Österreich ist die Volksbanken AG (ÖVAG), aus Spanien die Liberbank, aus Griechenland die Eurobank Ergasias, die Piraeus Bank und die National Bank of Greece, aus Slowenien die Banken NLB und NKBM, aus Belgien die Dexia Bank und AXA Bank Europe, aus Zypern die Hellenic Bank und die Bank of Cyprus, aus Irland die Permanent tsb, aus Bulgarien die Cooperative Central, aus Portugal die Banco Comercial Português und aus Frankreich die Caisse de Refinancement de l'Habitat (CRH) durchgefallen.

Das größte Loch in der Bilanz hätte nach der von den Prüfern simulierten Wirtschaftskrise die traditionsreiche Banca Monte dei Paschi mit allein 2,1 Milliarden Euro. Sie hätte als einziger Stresstest-Teilnehmer ihr Kapital nach der Krise restlos aufgebraucht. Dahinter folgen die griechische Eurobank (1,76 Milliarden Euro) und die portugiesische Millennium BCP (1,15 Milliarden Euro).

Bei der Bilanzprüfung war der Stichtag der 31. Dezember 2013. Zahlreiche Banken haben allerdings bereits durch die Aufnahme von Kapital oder die Einbehaltung von Gewinnen ihre Bilanzen zusätzlich gestärkt - nach Angaben der EZB seit Mitte 2013 um etwa 200 Milliarden Euro. Banken, die beim Stresstest Probleme bekamen, haben bis zu neun Monate Zeit, die Löcher in ihrer Kapitaldecke zu stopfen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...