Technologie

Giegold: Wahrer Zustand des Banken-Systems in Europa bleibt im Dunklen

De Grüne Sven Giegold hält die Ergebnisse des EZB-Banken-Stresstests wegen der Analysemethode für nur begrenzt aussagekräftig. Weil nur einzelne Institute bewertet wurden, könne man keine Rückschlüsse auf systemische Risiken ziehen.
26.10.2014 18:50
Lesezeit: 1 min

Zu den Ergebnissen des EU-Bankenstresstests erklärt Sven Giegold, wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament:

"Der Wert der Test wird durch Mängel in der Analysemethode geschmälert.

Durch die Fokussierung des Tests auf einzelne Banken bleibt der wahre Zustand von Europas Bankensystem weiter im Dunkeln. Ein zu optimistisches Bild der tatsächlichen Risiken droht, die Anstrengungen zu bremsen, Banken und Finanzmärkte effektiv zu regulieren. Die neuen, strengeren Stresstests sind trotzdem ein wichtiger Meilenstein für Europas Bankenaufsicht und die Transparenz des Finanzsektors. Die dreckigsten Ecken des Finanzsystems wurden markiert, der labile Zustand des Finanzsystems in Europa blieb außerhalb der Analyse.

Die Engführung der Tests auf Einzelbankbasis verhindert schon im Ansatz eine umfassende Bewertung von Systemrisiken, die aus der hohen Verflochtenheit des EU-Bankensystems folgen. Europäische Banken finanzieren sich gegenseitig, viele sind auch zu abhängig von instabiler, kurzfristiger Refinanzierung.

Die Eigenkapital-Zielwerte an den internen Modellen der Banken festzumachen, maskiert die wahren Risiken. Sie lassen Raum für Banken, ihre Risiken sehr unterschiedlich zu bewerten und erlauben hochgehebelte Bankbilanzen mit wenig Eigenkapital.

Die Stresstest wären viel effektiver, wenn sie die Verflochtenheit des Europäischen Bankensystems in den Blick genommen hätten. Gerade weil die heutigen Stresstests nur die schmutzigsten Ecken des Bankensektors ausgeleuchtet haben, dürfen sie nicht die Aufmerksamkeit von der notwendigen Strukturreform der Bankbranche ablenken. Eine klare Trennung der Finanzierung risikoreicher Bankaktivitäten ist von entscheidender Bedeutung, um Systemrisiken zu reduzieren. Eine konsequente Bankenstrukturreform macht Banken weniger komplex, weniger verflochten und widerstandfähiger gegenüber Finanzturbulenzen. Das muss eine Top-Priorität für die EU werden."

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...