Zehntausende Iren haben am Samstag gegen die Sparpolitik ihrer Regierung protestiert. Auslöser der Demonstrationen, die im ganzen Land stattfanden, war die geplante Einführung von Wassergebühren. Allein im Zentrum der Hauptstadt Dublin versammelten sich 20.000 Menschen. Bisher wurde die Wasserversorgung durch Steuern finanziert. Mit den neuen Gebühren wird ein Durchschnittshaushalt wahrscheinlich zwischen 200 und 400 Euro im Jahr bezahlen müssen.
Irland rutschte im Jahr 2010 in eine tiefe Krise, weil die Regierung marode Banken rettete. Der Inselstaat wurde schließlich selbst von den Euro-Partnern und dem Internationalen Währungsfonds vor der Pleite gerettet. Im vergangenen Jahr konnte die Regierung das Troika-Programm beenden.
Das Programm hat vor allem den Banken genutzt: Diese wurden in Irland mit Milliarden vollständig gerettet. Die Bürger haben nichts von den sogenannten "Hilfsgeldern" gesehen.
Daher entlädt sich nun die Wut der Iren. "Es geht nicht nur um Wasser. Es geht um die vergangenen fünf Jahre", sagte ein 55-jähriger Schildermaler. Er habe sein Auto abschaffen und seine Lebens- und Krankenversicherung kündigen müssen. In diesem Jahr habe er nachdenken müssen, ob er sich neue Schuhe kaufen könne. "Soweit sind wir gekommen. Das Maß ist voll." Nun kündigen tausende Iren an, nicht zahlen zu wollen, berichtet die Irish Times.
Irland hatte sich im Rahmen des internationalen Kredit-Programms nämlich verpflichtet, die Wassergebühren einzuführen. Ausnahmen soll es zwar geben. Es gibt aber keine Anzeichen, dass der Plan insgesamt fallengelassen wird. Die Iren hatten härtere Einschnitte jahrelang vergleichsweise gelassen hingenommen. Experten zufolge entlädt sich mit den Protesten gegen die Wassergebühren nun ihre Verärgerung.