Der drastische Verfall des russischen Rubel setzt die Moskauer Zentralbank zunehmend unter Druck. Am Freitag rutschte die Landeswährung den dritten Tag in Folge auf ein Rekordtief ab: Ein Dollar verteuerte sich zeitweise um bis zu 3,8 Prozent auf 48,6495 Rubel. Erst Spekulationen auf weitere Hilfen der Notenbank gaben dem Rubel-Kurs anschließend wieder etwas Auftrieb. Die Notenbank erklärte, jederzeit ohne Vorwarnung zu einer Aufstockung ihrer Interventionen zur Verteidigung des Rubel bereit zu sein. Die Landeswährung sei unterbewertet und notfalls werde sie auch andere Finanzinstrumente zu ihrer Stützung einsetzen.
Auch die russischen Aktienwerte gerieten zwischenzeitlich ins Rutschen. Der Moskauer Leitindex RTS, dessen Werte in Dollar notiert werden, fiel zeitweise bis zu 3,7 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief von 979,49 Punkten. Auslöser der Kursverluste waren die mangelnden Stützungskaufe der Währungshüter.
Die Notenbanker hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass sie die täglichen Rubel-Ankäufe auf 350 Millionen Dollar begrenzen wollen - das ist nur noch ein Bruchteil dessen, was sie in den vergangenen Wochen in die Hand genommen hatte, um die Talfahrt abzubremsen. Die russische Zentralbank interveniert automatisch am Devisenmarkt, sobald der Kurs eines Währungskorbs aus Euro und Dollar eine bestimmte Spanne überschreitet.
Enttäuscht von schlechter als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktzahlen haben Europas Aktienanleger zum Wochenschluss den Rückwärtsgang eingelegt. Der Dax verlor 0,9 Prozent auf 9291 Punkte und damit auf Wochensicht 0,4 Prozent. Der EuroStoxx50 gab am Freitag 1,2 Prozent auf 3064 Zähler ab. Die US-Börsen notierten zum Handelsschluss in Europa uneinheitlich. Der Euro begab sich auf Zick-Zack-Kurs: Er fiel mit 1,2357 Dollar auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren, legte anschließend aber wieder auf über 1,24 Dollar zu.
„Der Markt ist nach den Zahlen hin- und hergerissen“, sagte Jasper Lawler, Marktanalyst bei CMC Markets. Zwar wurden im Oktober nur 214.000 neue Jobs geschaffen - Ökonomen hatten mit einem Zuwachs von 231.000 gerechnet. Allerdings sank die Arbeitslosenquote um einen Tick auf 5,8 Prozent, den tiefsten Stand seit Juli 2008. Analysten zufolge reichten die Daten nicht aus, um die Kurse nach oben zu bringen, schürten aber auch keine Zweifel an einer grundsätzlichen Erholung der Konjunktur. Spekulationen über eine vorzeitige Zinserhöhung kamen ebenfalls nicht auf. "Die Währungshüter in Washington können einer robusten Wirtschaftsentwicklung zunächst gelassen zuschauen", fasste Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, zusammen.