Politik

Schwacher Petro-Dollar stoppt Shopping-Tour der Öl-Scheichs

Lesezeit: 2 min
03.12.2014 23:57
Die Big Spender sind klamm: Seit Juni ist der Öl-Preis um 40 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum verloren die OPEC-Staaten Einnahmen in der Höhe von von 316 Milliarden US-Dollar. Das Geld fehlt nun im globalen Kreislauf. In den Boom-Zeiten des Öls waren reiche Magnaten bei Luxusmarken LVMH, Harrods oder dem Fußball-Verein Paris St. Germain eingestiegen. Solche Investitionen dürfte es auf absehbare Zeit nicht mehr geben.
Schwacher Petro-Dollar stoppt Shopping-Tour der Öl-Scheichs

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Über Jahre hinweg haben die OPEC-Staaten den internationalen Finanzmarkt mit liquiden Mittel versorgt. Durch den Verkauf von Energieträgern nahmen sie Petro-Dollar ein und tätigten mit dem Geld internationale Investitionen. Die Petro-Dollars flossen in den Ankauf von US-Staatsanleihen, hochverzinslichen Unternehmens-Anleihen, Aktien, Immobilien oder auch als Einlagen an Banken.

Katar erwarb im Jahr 2012 über seinen staatlichen Investitions-Fonds 5,2 Prozent der Anteile am US-Juwelier Tiffany & Co. für 437 Millionen US-Dollar. Im selben Jahr erwarb das Emirat rund 1,03 Prozent des französischen Luxusgüter-Konzerns LVMH für umgerechnet 846 Millionen US-Dollar, berichtet Le Figaro. Zwei Jahre zuvor kaufte das Emirat das Londoner Luxus-Kaufhaus Harrods für umgerechnet 2,2 Milliarden US-Dollar. Auch der französische Fußball-Club Paris Saint Germain gehört Katar.

Doch der stetig sinkende Ölpreis hat die Menge an Petro-Dollars zur Neige gehen lassen. Im Verlauf des Ölpreis-Verfalls haben die OPEC-Staaten bisher Mindereinnahmen in Höhe von 316 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Seit Juni ist der Ölpreis der Nordseesorte Brent um 40 Prozent gefallen.

„Das ist das erste Mal seit 20 Jahren, dass die OPEC Nationen Liquidität aus dem Markt absaugen und nicht in Form von Investitionen reinpumpen“, zitiert die Financial Times den Leiter der Forschungsabteilung von BNP Paribas, David Spegel.

George Abed, Direktor für Afrika und den Nahen Osten am Institute of International Finance, sagt, dass der Höhepunkt der Investitionen von Petro-Dollars das Jahr 2012 war. Damals investierten die OPEC-Staaten insgesamt 500 Milliarden US-Dollar in US-Staatsanleihen, hochverzinslichen Unternehmens-Anleihen und Aktien. Doch im kommenden Jahr könnten jene Investitionen auf 100 Milliarden US-Dollar zurückfallen, wenn der Öl-Preis bei durchschnittlich 78 US-Dollar pro Barrel bleibt.

Einer der wichtigsten Faktoren für diese Entwicklung stellen die drastisch sinkenden Öl-Importe der USA dar. Denn dort hat die Fracking-Industrie in den vergangenen Monaten einen regelrechten Boom erlebt. Im Umkehrschluss fließen weniger US-Dollar an die OPEC-Staaten. Die Mindereinnahmen aus dem Energieträger-Export in Höhe von 316 Milliarden US-Dollar wären noch höher, wenn man Russland, Norwegen, Kasachstan, Mexiko und den Oman zu den OPEC-Staaten dazu zählen würde.

Doch China, Japan und auch Europa profitieren von dem Ölpreis-Verfall. Die günstigen Energieträger-Importe wirken sich positiv auf das Wirtschaftswachstum dieser Regionen aus. Zusätzlich stockt China seine Öl-Vorräte auf. UBS-Berater George Magnus sagt, dass hier ein Wohlstandstransfer von den erdölexportierenden Staaten in Länder wie Japan stattfinde. Die Kosten von Unternehmen werden gedrückt. Gleichzeitig erhöht sich die Kaufkraft der Verbraucher.

Alan Ruskin von der Deutschen Bank beobachtet das Geschehen auf dem Energiemarkt aus einem anderen Blickwinkel. Er sagt, dass der Zufluss von Petro-Dollar tatsächlich sehr bescheiden gewesen ist. Chaotisch werde es aber dann, wenn die erdölproduzierenden Staaten ihre Vermögenswerte im Ausland verkaufen, um ihre Haushaltsbilanz-Defizite zu schließen.

Während einige Länder wie Saudi-Arabien den Ölpreis aufgrund ihrer riesigen Devisenreserven verkraften können, bekommen Länder wie Venezuela große Schwierigkeiten mit dem fallenden Ölpreis.

Der Hedge Fonds-Manager Pierre Andurand sagt, dass der Ölpreis im kommenden Jahr bis auf 60 US-Dollar pro Barrel absinken könnte.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Die neuen, elektrifizierten Honda-Modelle

Komfort, Leistung und elektrische Antriebe – das gibt es alles mit den brandneuen Honda-Modellen als E-Auto, Plug-in-Hybrid und...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilie für lebenslange Rente verkaufen: Lohnt sich das?
03.12.2023

Senioren können mit der Immobilien-Leibrente das Einkommen aufbessern und in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Ist das sinnvoll...

DWN
Politik
Politik Geopolitisches Erdbeben: Wem gehört die Levante?
03.12.2023

Die Levante wird Schauplatz eines Konflikts zwischen Ost und West. Überraschenderweise schalten sich jetzt die BRICS-Staaten ein und...

DWN
Politik
Politik Israel jagt Hamas mit Superbombe
02.12.2023

Die Vereinigten Staaten haben Israel hundert sogenannte Blockbuster-Bomben geliefert, mit denen Israel die Terroristen der Hamas in den...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Ratgeber: Wenn der Autovermieter für den Kunden keinen Wagen hat
03.12.2023

Von Beschwerden über Mietwagen-Verleiher hört man immer wieder mal. Die gebuchte Fahrzeugklasse nicht vorhanden, überteuerte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Transfergesellschaften: Instrumente zur Bewältigung von Personalanpassungen
03.12.2023

Transfergesellschaften spielen eine entscheidende Rolle in der deutschen Arbeitsmarktpolitik, insbesondere wenn es um die Bewältigung von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ölgigant Exxon will Lithium abbauen
03.12.2023

Wohin nur mit all den Öl-Einnahmen, fragte sich wohl der größte Ölkonzern der USA. Die Antwort lautet: Diversifikation. Exxon plant nun...

DWN
Politik
Politik Bund der Steuerzahler: Die Schuldenbremse ist unverzichtbar
01.12.2023

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, hält die Schuldenbremse in ihrer gegenwärtigen Form für unverzichtbar. Im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Wege für Integration und Fachkräftegewinnung in Deutschland
03.12.2023

Auf der einen Seite werden Fachkräfte händeringend gesucht, auf der anderen Seite gibt es tausende von Migranten im Land, die gerne...