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Putin: Russland wird sich erst nach zwei Jahren wieder erholen

Am Donnerstag sagte der russische Präsident Wladimir Putin auf einer Pressekonferenz, dass Russland einer westlichen Aggression gegenüberstehe. Die Wirtschafts-Krise sei auf „externe Faktoren“ zurückzuführen. Russland werde sich erst nach einer zweijährigen Rezesssions-Phase wieder erholen.
19.12.2014 02:18
Lesezeit: 2 min

Der russische Präsident äußerte sich am Donnerstag in einer dreistündigen Pressekonferenz, auf der er das erste Mal öffentlich über die Turbulenzen auf den Märkten sprach. Putin sagte, dass sich Russland auf eine zweijährige Rezession einstellen müsse.

Er sagte, dass eine Zeit der wirtschaftlichen Not der Preis sei, den Russland zahlen müsse, um angesichts der westlichen Aggression seine Unabhängigkeit zu bewahren. Zum wiederholten Mal machte er „externe Faktoren“ für den Rubel-Verfall und die drohende Rezession verantwortlich.

In einer Metapher verglich er Russland mit einem Bären, welchen der Westen seiner Atomwaffen und seiner Bodenschätze berauben will: „Sie werden immer versuchen, ihn anzuketten (…) Sobald sie damit durchkommen und erfolgreich sind, werden sie ihm seine Zähne und Krallen herausreißen“, zitiert die Financial Times Putin. Zurückbleiben werde dann ein „Kuscheltier“.

Die aktuelle Krise in Russland erinnert an die verheerende Finanzkrise von 1998, als Russland bezüglich seiner Inlandsschulden in Zahlungs-Verzug kam. Denn innerhalb von zwei Tagen hat der Rubel zum Dollar 16 Prozent an Wert verloren.

Der Rubel hat seit Jahresbeginn rund 45 Prozent an Wert verloren. Auslöser für den Verfall war der drastische Ölpreis-Rückgang und die westlichen Sanktionen, die nach der russischen Annexion der Krim und der Ukraine-Krise verhängt wurden.

Die Leitzins-Erhöhung der russischen Notenbank von 6,5 Prozent auf 17 Prozent konnte den Rubel-Verfall ebenfalls nicht nachhaltig aufhalten. Die Bank rechnet damit, dass die russische Wirtschaft im kommenden Jahr um fast 5 Prozent schrumpfen wird, wenn sich der Ölpreis um 60 Dollar pro Barrel bewegt.

Die Interbank-Rate, also der Zinssatz zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen, kletterte auf den höchsten Stand seit neun Jahren und ausländische Produzenten stoppten ihre Verkäufe.

Putin erschien auf der Pressekonferenz entspannt und kontrolliert. Er beantwortete die Fragen der Bürger und Journalisten mit der ihm eigenen Mischung aus volkstümlichem Spaß, Verschleierung und beißender Kritik am Westen.

Auf Nachfrage eines ukrainischen Journalisten, wie viele russische Soldaten in der Ukraine gefallen seien, gab Putin keine direkte Antwort. Seit mehr als einem Jahrzehnt hält Putin jährliche Pressekonferenzen ab, um sich zur Lage der Nation zu äußern.

Während in diesem Jahr eine Reihe lockerer Fragen gestellt wurden, - einschließlich eine Frage bezüglich seines Privat-Lebens - wurde Putin auch mit weiteren Publikums-Fragen über die Situation der Wirtschaft konfrontiert. Er wurde angesichts der Geldpolitik der Notenbank kritisiert. In diesem Zusammenhang nahm er Notenbank-Chefin Elvira Nabiullina in Schutz, die von russischen Banken und Unternehmen unter Beschuss genommen wurde. Diese werfen ihr vor, dass sie zu spät auf den Fall des Rubels reagiert habe.

Putin betonte, dass auch die russische Regierung ihre Verantwortung für den Rubel-Verfall trage. Damit verstärkte er Gerüchte, wonach das Kabinett umstrukturiert werden soll. Er bestritt, dass Russland Kapitalkontrollen einführen wird und versprach, mehr Hilfe für den Unternehmenssektor zu sie „nicht nur mit Fremdwährungen, sondern auch mit Rubel-Liquidität“ unter die Arme zu greifen. Zudem schlug er vor, dass die russische Regierung Hilfen für Menschen in Aussicht stellen müsse, die ihre Hypotheken-Kredite nicht bezahlen können.

Den Liberalen im Land will er offenbar ein Zugeständnis machen, indem er den russischen Ölmagnaten Wladimir Jewtuschenkow begnadigt. Dieser ist Chef der Investment-Gesellschaft AFK Sistema und wurde am Donnerstag aus seinem Hausarrest entlassen. Ihm wird Geldwäsche vorgeworfen.

Putin sagte, dass Jewtuschenkow auf das Jahres-Treffen mit den russischen Oligarchen, welches noch im Dezember stattfinden wird, herzlich eingeladen sei. Diese Aussage Putins führte zu einem Anstieg der Sistema-Aktie um 106 Prozent.

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