Politik

Russlands Wirtschaft schrumpft: Deutsche Exporte spüren Folgen

Das Bruttoinlandsprodukt Russlands ist erstmals seit fünf Jahren geschrumpft. Im November sank das Bruttoinlandsprodukt binnen Jahresfrist um 0,5 Prozent. Die Krise in Eine fortgesetzte Rezession in Russland dürfte auch die deutsche Export-Industrie erheblich belasten.
30.12.2014 01:34
Lesezeit: 1 min

Im November sank das russische Bruttoinlandsprodukt binnen Jahresfrist um 0,5 Prozent und damit erstmals seit Oktober 2009, wie das Wirtschaftsministerium am Montag mitteilte. Vor allem die Dienstleister, der Bau und der Agrarsektor schwächelten. Der Konjunktur steht sogar noch ein schärferer Gegenwind bevor. Denn der Ölpreis, der für den Energielieferanten Russland immens wichtig ist, sank im Dezember weiter drastisch. Seit Juni fiel er um rund 50 Prozent. Auch der starke Rubel -Verfall macht der Wirtschaft zu schaffen.

Finanzminister Anton Siluanow hatte jüngst angekündigt, die Wirtschaftsleistung könne nächstes Jahr um vier Prozent schrumpfen, sollte der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau von rund 60 Dollar pro Fass bleiben. Es wäre das erste Mal seit 2009, dass die russische Wirtschaft nicht wächst. Der aktuelle Ölpreis dürfte die Lage weiter verschärfen, sagte auch Russland-Experte Dmitri Polewoi von der ING Bank in Moskau. „Es gibt keinen Grund für Optimismus.“ Die Konjunktschwäche gehe zurück auf die Sanktionen wegen der Ukraine-Krise, den Ölpreis und die Turbulenzen an den Finanzmärkten. „Es wird noch lange dauern, bis der Schaden für das Bankensystem und die Stimmung der Verbraucher behoben sein wird.“

Die massive Kapitalflucht infolge der Sanktionen des Westens hatte zu einem Verfall des Rubels geführt. Die russische Zentralbank hat deshalb den Leitzins massiv erhöht, um Anlagen im Land wieder attraktiver zu machen. Zudem kündigte die Notenbank jüngst an, die mittelgroße Trust Bank mit bis zu 2,4 Milliarden Dollar vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Auch andere Geldhäuser sind bereits auf staatliche Mittel angewiesen.

Im Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten sagte der Leiter der Kapitalmarkt-Analyseabteilung der Baader Bank, Robert Halver, dass die russische Krise kein Land der Welt so stark treffen werde wie Deutschland. Denn Russland als Absatzmarkt für deutsche Exportgüter hat in den vergangenen Jahren viele Probleme kompensiert, die der deutschen Wirtschaft aus der Euro-Krise erwachsen sind.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet für das kommende Jahr mit einem zweistelligen Rückgang der deutschen Exporte nach Russland. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird eine schwere Rezession in Russland auch den Aufschwung in Deutschland bremsen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzinssenkung: Was das für Bauzinsen und Immobilien bedeutet
06.06.2025

Die EZB-Leitzinssenkung hat Folgen für Bauzinsen, Immobilienpreise und Sparer. Welche das sind und ob die EZB damit die Zinswende...

DWN
Politik
Politik Polens künftiger Präsident Nawrocki droht mit Blockade gegen Regierungschef Tusk: Was bedeutet das für Polen?
06.06.2025

Karol Nawrocki stellt sich offen gegen Donald Tusk – und kündigt Widerstand an. Welche Folgen hat das für Polens politische...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russland startet schwersten Angriff seit Monaten
06.06.2025

Im Ukraine-Krieg eskaliert die Lage erneut: Russland greift massiv an, Kiew wird erschüttert. Droht nun ein Gegenschlag – oder ist das...

DWN
Politik
Politik Merz bei Trump: Was der USA-Besuch des Bundeskanzlers wirklich brachte
06.06.2025

Der Kanzler trifft den US-Präsidenten in Washington. Freundliche Worte gab es viele – doch was bleibt nach dem Besuch von Merz bei Trump...

DWN
Finanzen
Finanzen Studie: Hohe Kosten für Einführung des digitalen Euro
06.06.2025

Die Einführung des digitalen Euro wird nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC erhebliche Kosten für europäische Banken...

DWN
Politik
Politik Putins Gaskasse bleibt gefüllt – weil Frankreich und Belgien blockieren
06.06.2025

Während Brüssel russisches Flüssiggas verbieten will, stellen sich ausgerechnet Frankreich und Belgien quer – und sichern damit weiter...

DWN
Finanzen
Finanzen Fondsmanager warnt: „Gold ist noch immer unterbewertet“
05.06.2025

Der Goldpreis explodiert – doch laut Fondsmanager Erik Strand ist das Edelmetall noch immer unterbewertet. Die wahre Blase?...

DWN
Panorama
Panorama Stromanbieterwechsel 2025: Neue Fristen ab 6. Juni – wichtige Tipps
05.06.2025

Ein Stromanbieterwechsel soll ab dem 6. Juni deutlich schneller gehen – das klingt gut, hat aber Tücken. Welche Chancen und Risiken...