Politik

Familien-Unternehmen gegen Banken-Rettung durch die EZB

Lesezeit: 1 min
17.01.2015 01:53
Die Stiftung Familienunternehmen ist gegen das ABS-Ankaufsprogramm der EZB. Dieses werde dazu führen, dass Banken gerettet und Steuerzahler und Unternehmen belastet werden.
Familien-Unternehmen gegen Banken-Rettung durch die EZB

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Stiftung Familienunternehmen kritisiert das Asset Backed Securities (ABS)-Kaufprogramm, mit dem die Europäische Zentralbank (EZB) die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln will. „Die EZB nimmt dabei die Ausfallrisiken von Krediten, die von Geschäftsbanken an Unternehmen und Privatpersonen vergeben wurden, in ihre Bücher. Damit wird vor allem den Krisenstaaten der Eurozone die Pflicht abgenommen, Banken wegen fauler Kredite und Altlasten retten zu müssen“, erläuterte Alfons Schneider, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Nach EZB-Angaben kann das Kaufprogramm ein Volumen von bis zu 400 Mrd. Euro erreichen, welches beinahe der Hälfte der von der Zentralbank geplanten Ausweitung ihrer Bilanz um 1 Bill. Euro entspricht.

„Die Haftung übernimmt stattdessen die Gesamtheit aller Eurostaaten. Diese Risiken belasten im Umfang des deutschen Kapitalanteils an der EZB in Höhe von rund 26 Prozent den Bundeshaushalt. Diese Risikoumverteilung sehen die deutschen Familienunternehmen mit Sorge“, sagte er weiter. Mit der EZB treffe das Organ einer supranationalen Organisation ohne Zustimmung des Bundestags Entscheidungen, die sich stark auf den Staatshaushalt auswirken können. Wer aber für die Rettung oder Subventionierung von Banken öffentliche Gelder verwende, benötige dafür demokratische Legitimation.

Im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hatte Prof. Dietrich Murswiek (Freiburg) in einem juristischen Gutachten das ABS-Kaufprogramm der EZB untersucht. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Zentralbank damit ihr geldpolitisches Mandat überschreitet. „Dass es sich dabei um ein Subventionsprogramm für Banken handelt, zeigt sich in besonderem Maße darin, dass die Sicherheitsstandards für ABS aus Griechenland und Zypern noch herabgesetzt sind. Gerade Banken, die besonders schlechte Kredite im Portfolio haben, sollen sie offenbar bei der EZB loswerden können“, erläuterte Murswiek.

„Die neu entfachte Debatte um einen Euro-Austritt Griechenlands zeigt, dass Verlustrisiken keine abstrakten Größen sind“, mahnte Schneider. Bei einem ‚Grexit‘ hafte die EZB und damit mittelbar der Steuerzahler für entstehende Verluste. Auch die aus dem ABS-Kaufprogramm resultierenden Risiken könnten sich eines Tages als sehr konkret erweisen.

Schneider warnte zudem vor Folgen für die Familienunternehmen: „Das ABS-Kaufprogramm der EZB kann die Banken geradezu auffordern, die unheilvollen Fehler zu wiederholen, die durch leichtfertigen Umgang mit Verbriefungen zur Finanzkrise ab 2007 geführt haben. Die Familienunternehmen gehörten zu den Leidtragenden der damaligen Krise, ohne an ihrem Entstehen beteiligt gewesen zu sein. Sie hatten mit einem gewaltigen konjunkturellen Einbruch sowie auch mit einer restriktiven Kreditvergabe der Banken zu kämpfen. Dazu kamen die Forderungen nach Steuererhöhungen, um die Finanz- und Staatsschuldenkrise zu finanzieren“. Für Familienunternehmen sei es deswegen heute von höchstem Interesse, dass Instrumente wie die ABS-Käufe der EZB verantwortungsvoll und kontrolliert eingesetzt werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...