Finanzen

Bankier Ludwig Poullain ist tot

Der deutsche Banken-Kritiker Ludwig Poullain verstand wie kaum ein anderer das Banken-Wesen, da er ein Teil der Branche gewesen ist. Doch er zog eine Grenzlinie zwischen dem tugendhaften „Bankier“ und dem gleichgültigen und universellen „Banker“. Poullain ist am Mittwoch im Alter von 95 Jahren gestorben.
11.02.2015 13:40
Lesezeit: 1 min

Der deutsche Bankmanager Ludwig Poullain ist am Mittwoch im Alter von 95 Jahren verstorben. Nach einem Gerichtsverfahren wegen Untreue, von der er freigesprochen wurde, trat Poullain zunehmend als Banken-Kritiker auf.

Am 15. Juli 2004, also vier Jahre vor der internationalen Finanzkrise, veröffentlichte Poullain in der FAZ einen Gastbeitrag, wo seine Kritik am Banken-Sektor zum Vorschein kam.

„Selbstkritische Gedanken scheinen einem Bankherren heute nicht mehr angemessen; das eigene Tun in Frage zu stellen - ich meine: vor sich selbst, nicht gegenüber dem Aufsichtsrat -, erscheint ihm als zinsloser Aufwand“, so Poullain.

Er machte einen klaren Unterschied zwischen dem „Bankier“ und dem „Banker“.

Poullain wörtlich:

„Der Bankier war ein vornehmer Mann, kein Vornehmtuer, er war also ein Herr, der die Kunst und die Geduld des Zuhörens beherrschte (…) Er räumte den Ratgebern Zeit ein, und er nahm die Sorgen derer, die sich ihm anvertrauten, ernst. Er war kein Mann des schnellen Geldmachens, sondern suchte seinen Nutzen in der Beständigkeit einer Beziehung. Ein Banker dagegen ist ein globaler Universeller. Er weiß nicht nur alles, er weiß auch alles besser; etwa von Abläufen in Produktion und Versand, von Forschung und Entwicklung, also von Dingen, von denen er von Haus aus nur wenig wissen kann. Hat er sich einmal eine Meinung gebildet, steht sie unverrückbar fest. Sie ist nicht mehr diskutierbar. Am liebsten verkehrt er nur unter Gleichgekleideten.“

Im Laufe seines Lebens war er unter anderem bei der West LB, dem Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) und der Marseille Kliniken AG in Führungspositionen tätig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...