Technologie

Günstiges Baumaterial: Häuser aus Strohballen sparen Strom

Häuser sollen künftig aus Strohballen statt aus Steinen bestehen. Das Material isoliert bis zu 90 Prozent besser als das herkömmlicher Häuser und verbessert die Luftqualität. Neben Deutschland halten die Stroh-Fertighäuser nun in England Einzug.
18.02.2015 10:16
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Bristol kommen die ersten Strohhäuser demnächst auf den Markt. Ein Jahrzehnt lang haben Architekten und Ingenieure von Modcell zusammen an dieser Idee getüftelt und sie soweit optimiert, dass sie jetzt baureif geworden ist. Das Ergebnis: Hohe Isolierung, geringe Kosten und ein zusätzlicher Effekt, der dem Klimawandel entgegenwirkt.

Ein Strohhaus wird ähnlich wie ein Fertighaus bereits im Vorfeld konstruiert und gefertigt. Die Heuballen werden dann nur noch vor Ort von Holzbrettern umschlossen. Professor Pete Walker legt in puncto Brandschutz seine Hand ins Feuer: „Wir haben es Jahre lang getestet und die Häuser sind robust und sicher.“

Hinzu kommt, dass Stroh ein Rohstoff ist, der in der Natur massenhaft vorkommt. Gerade die Herstellung von Cornflakes lässt eine Menge Stroh als Abfallprodukt zurück. 3,8 Millionen Tonnen Stroh bleiben alleine in Großbritannien jedes Jahr übrig. In der Regel wird das Stroh dann als Schlafplatz für Tiere verwendet.

Wenn es mehr als genug Stroh gibt und die Konstruktion als sicher abgesegnet wurde, ist es durchaus sinnvoll, das Material für den Bau von Häusern zu nutzen. Ein Haus mit 3 Schlafzimmern benötigt dabei 7 Tonnen Stroh. Somit könnten allein von dem Stroh, das jährlich in Großbritannien abfällt, über eine halbe Million Häuser gebaut werden. Aktuell fehlen in England über 200.000 Häuser.

Das Konzept ist nicht nur günstig und natürlich, es reduziert auch den Klimawandel. Denn Stroh speichert Kohlenstoffdioxid und kann damit neben der guten Isolation einen zusätzlichen Nutzen aufweisen. Die Idee wurde etwa drei Stunden nördlich von Bristol bereits umgesetzt.

In Leeds gibt es eine kleine Siedlung mit Häusern, die nach einem ähnlichen Konzept aus Strohballen gebaut wurden. Dort, wie auch in Bristol, gibt es in jedem Haus eine kuriose Konstruktion: Beim Bau wird absichtlich ein Stück Strohballen sichtbar gelassen und kein Holzbrett darüber befestigt. Letztlich wird ein Plexiglas über die kahle Stelle montiert. Die Begründung der Architekten hat einen verständlichen Hintergrund.

„Es gibt immer Leute, die gar nicht glauben können, dass sie sich in einem Haus aus Stroh befinden, wenn sie in unserem Haus sind.“, sagt Architekt Craig White in einem BBC-Interview.  Aus diesem Grund entstand die Idee mit dem Plexiglas. So gibt es in jedem dieser Häuser eine Stelle, an der die Bewohner daran erinnert werden, was für ein Material sich zwischen ihren Wänden befindet. Denn weder von außen noch von innen, erkennt man, woraus die Häuser gebaut sind.

So haben die Bewohner und deren Gäste immer den Beweis vor Augen, dass dort tatsächlich Stroh verbaut wurde. Es sind übrigens ganz gewöhnliche Ballen, wie sie auf einem Bauernhof liegen würden. Mit einer Dicke von 36 cm ist die Wand dadurch offensichtlich auch dicker als eine gewöhnliche Häuserwand.

Doch das Stroh ist nicht nur in der Wand. Die Bretter selbst bestehen auch zu einem Teil aus Stroh. Ein etwa 7 cm dickes Holzbrett wird dazu innen und außen an den Strohballen befestigt. Im Brett selber befindet sich in der Mitte gepresstes Stroh, das letztlich ein wenig an eine Spanplatte erinnert. Nur mit dem Unterschied, dass dort keine Späne sondern Stroh dort zusammengepresst wurde. In Bristol ist dieses Modell noch Neuland und die Bauherren hoffen auf einen schnellen Verkauf.

Die Einwohner in Leeds wohnen dagegen bereits seit 2 Jahren in ihren Häusern aus Stroh. Sie haben diese damals selbst gebaut und sind weiterhin begeistert. Insbesondere wenn es um die laufenden Kosten geht, bekommen die Eigentümer dank der guten Isolierung leuchtende Augen. Im Vergleich zu einem üblichen Haus, sparen sie pro Jahr umgerechnet etwa 550 Euro bei den Rechnungen für Gas und Strom. Stroh könnte also eine gewisse Renaissance erleben, vom Abfallprodukt zum Baustoff.

Auch in Deutschland werden die Strohballen-Häuser seit einigen Jahren immer beliebter, wie dieses Video zeigt:

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EZB in der Zwickmühle: Zinssenkung befeuert Immobilienmarkt – Gefahr einer neuen Kreditblase?
26.04.2025

Der Druck auf die Europäische Zentralbank wächst, während die Zinsen sinken und der EURIBOR neue Tiefstände markiert. Was bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Funkmast auf Futterwiese: Das verdienen Landwirte mit Mobilfunkmasten
26.04.2025

Wer als Landwirt ungenutzte Flächen oder Scheunendächer für Mobilfunkanbieter öffnet, kann mit Funkmasten stabile Zusatzeinnahmen...

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...