Nach dem Gipfelsturm der vergangenen Tage ist den Dax-Anlegern am Dienstag die Puste ausgegangen. Der deutsche Leitindex verlor 1,1 Prozent auf 11.280,36 Zähler und beendete damit seine achttägige Schlussrekord-Serie. Noch am Vormittag hatte er zeitweise 0,5 Prozent auf ein neues Allzeithoch von 11,465,23 Zählern zugelegt. Der EuroStoxx50 fiel um 1,2 Prozent auf 3549,11 Punkte. "Die Anleger machen Kasse, das wurde langsam auch mal Zeit", sagte ein Händler.
Auch an der Wall Street unterbrachen Dow-Jones, S&P500 und Nasdaq-Composite ihre Bergfahrt und lagen zum Handelsschluss in Europa je beinahe ein Prozent im Minus. Hauptgrund für die Hausse der vergangenen Wochen ist die Aussicht auf die Euro-Geldschwemme. Börsianer rechnen fest damit, dass die EZB bei ihrer Ratssitzung am Donnerstag Details zum sogenannten Quantitative Easing (QE) beschließt und anschließend mit den Bond-Käufen im Gesamtvolumen von über einer Billion Euro beginnt. Damit wollen die Notenbanker die Konjunktur ankurbeln und eine drohende Deflation - eine Spirale aus fallenden Preisen, Investitionen und Konsumausgaben - abwenden. Der Euro rutschte weiter ab und fiel zeitweise auf ein Sechs-Wochen-Tief von 1,1155 Dollar.
Im Dax führten mit den Titeln der Lufthansa einer der Verlierer der Vorwoche die Gewinnerliste mit einem Plus von 0,9 Prozent an. Merck stiegen um 0,5 Prozent. Der Pharma- und Chemiekonzern punktete mit seinen Geschäftszahlen. Auf der Verliererseite standen einige Autowerte und die Titel der Deutschen Börse, die seit Jahresbeginn mehr als 20 Prozent zugelegt haben. Zum Vergleich: Der Dax liegt aktuell 15 Prozent höher als Ende 2014.
Im MDax zählten nach der Vorlage von Geschäftszahlen Evonik mit einem Plus von 1,9 Prozent zu den größten Gewinnern. Nachdem die japanische DMG Mori Seiki ihr Angebot für den gleichnamigen Werkzeugmaschinenhersteller auf 30 Euro je Aktie erhöht hatte, stiegen die Titel um fast zwei Prozent auf 30,21 Euro und lagen damit über der Offerte.
Außerhalb der deutschen Indizes sorgte Börsenneuling Tele Columbus für Furore: Nach der Bilanzvorlage schossen die Aktien des Kabelnetzbetreibers um 6,7 Prozent auf 12,70 Euro in die Höhe. Die Titel waren im Januar mit einem Ausgabekurs von zehn Euro an die Börse gekommen.
Zu den Schlusslichtern an der Pariser Börse zählten die Aktien des Versorgers Veolia mit einem Minus von knapp drei Prozent. Der Versicherer Groupama hatte 5,1 Prozent seiner Anteile verkauft. Auf der Gegenseite schob Übernahmephantasie nach einem entsprechenden Analystenkommentar die Aktien des Stahlröhren-Herstellers Vallourec um vier Prozent an. Zu den größten europäischen Verlierern im Stoxx50 zählten die in London gelisteten Barclays mit einem Abschlag von 3,2 Prozent. Die Bank legt wegen des Skandals um manipulierte Devisenkurse noch mehr zurück. Zudem verloren Glencore 3,1 Prozent. Die Bergbaufirma musste wegen der rückläufigen Rohstoffpreise milliardenschwere Abschreibungen vornehmen.