Technologie

Obama warnt China vor Überwachung von US-Unternehmen

Obama hat China wegen der Überwachung ausländischer IT-Konzerne scharf kritisiert. Nach dem Gesetzentwurf müssten Apple und Co den chinesischen Behörden Zugriff auf ihre Verschlüsselungscodes geben, sowie Hintertüren in ihre Programme einbauen. Allerdings verlangen auch die USA und Großbritannien einen solchen Zugriff.
05.03.2015 10:12
Lesezeit: 1 min

US-Präsident Barack Obama hat Chinas Pläne für eine stärkere Kontrolle ausländischer Technologiekonzerne scharf kritisiert. Er sei besorgt über das geplante Anti-Terror-Gesetz, das weitreichende Folgen für US-Unternehmen habe, sagte Obama der Nachrichtenagentur Reuters am Montag in einem Interview im Weißen Haus in Washington. Nach dem Gesetzentwurf müssten Technologiekonzerne wie Apple oder Microsoft den chinesischen Behörden Zugriff auf ihre Verschlüsselungscodes geben, die zum Schutz von Daten dienen, sowie Hintertüren in ihre Programme einbauen, um den chinesischen Behörden eine Überwachung zu ermöglichen.

Er habe das Thema bereits bei Präsident Xi Jinping angesprochen, sagte Obama. „Wir haben sehr deutlich gemacht, dass sie das ändern müssen, wenn sie mit den USA Geschäfte machen wollen.“ Der Gesetzentwurf zwinge alle ausländischen Unternehmen, der chinesischen Regierung Mechanismen an die Hand zu geben, um ihre Nutzer auszuspionieren, bemängelte der Präsident. „Sie können sich vorstellen, dass die Konzerne dazu nicht bereit sein werden“.

Die chinesische Regierung verteidigte das geplante Anti-Terror-Gesetz. Ein Sprecherin des Außenministeriums betonte: „Es handelt sich voll und ganz um Chinas interne Angelegenheit.“ Die Führung in Peking bezeichnet die neuen Regeln als unerlässlich für die nationale Sicherheit und den Schutz von Geschäftsgeheimnissen.

Der ursprüngliche Gesetzentwurf, der Ende vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, verlangt von Unternehmen, Server in China zu nutzen und dort die Nutzerdaten zu belassen. Demnach müssten sie den Strafverfolgungsbehörden Aufzeichnungen über die Kommunikationsdaten ihrer Kunden zur Verfügung stellen und terrorismus-relevante Inhalte im Internet zensieren. In der vergangenen Woche war der zweite Entwurf vorgestellt worden. Es wird damit gerechnet, dass das Gesetz in den kommenden Wochen oder Monaten verabschiedet wird.

Westliche Firmen und Regierungen betrachten das Gesetz als weiteres Hindernis für ihre Geschäfte in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Sie kritisieren, dass es zusätzlich zu den neuen Banken-Regeln und Kartellermittlungen den Druck auf ausländische Konzerne erhöhe.

Allerdings verlangen auch die USA und Großbritannien seit Jahren mit unterschiedlichem Erfolg Zugriff auf die Verschlüsselungsmethoden der Technologiekonzerne. In den USA warnten die Chefs der Bundespolizei FBI und des Geheimdienstes NSA Internet-Firmen wie Apple und Google Ende vergangenen Jahres davor, Verschlüsselungscodes zu verwenden, die die Behörden nicht knacken können. Die US-Regierung will so die staatlichen Überwachungs-Befugnisse im Netz ausweiten. Das Hacken von Computern durch das FBI soll durch eine unauffällige Gesetzesänderung legal werden. Das FBI will laut Google in der Lage sein, auf jeden Computer der Welt ohne richterliche Anordnung zugreifen zu können. Google hat Beschwerde eingelegt und warnt vor staatlicher Ausspähung durch Botnetze und Malware.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...