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26.03.2015 18:42
Die Fed macht Ernst: heute haben gleich zwei stimmberechtigte Fed-Mitglieder klar gesagt, dass die Notenbank im Sommer die Zinsen anheben wird. Nach dem gestrigen Abverkauf der US-Indizes prallt das jedoch etwas ab, wichtiger ist der neue Faktor Jemen und der möglicherweise sich ausweitende Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran.

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Die militärische Intervention Saudi-Arabiens im benachbarten Jemen hat am Donnerstag für Unruhe an den internationalen Finanzmärkten gesorgt. Der Ölpreis schoss in die Höhe. Im Gegenzug gingen die Aktienbörsen auf Talfahrt. Einige Investoren griffen daraufhin zur "Anti-Krisen-Währung" Gold.

Arabische Staaten unter Führung Saudi-Arabiens flogen zur Unterstützung des jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi Angriffe auf Stellungen der schiitischen Huthi-Milizen. Der Iran protestierte scharf. Da durch die Gewässer vor Jemen ein Großteil des weltweiten Ölnachschubs transportiert wird, stieg der Preis für die richtungsweisende Sorte Brent um bis zu sechs Prozent auf 59,78 Dollar je Barrel (159 Liter). Das weltweite Rohöl-Überangebot sei damit aber nicht verschwunden, betonte Ole Hansen, Chef-Rohstoffstratege der Saxo Bank. Daher rechne er nicht mit weiteren größeren Preisaufschlägen. Gold verteuerte sich unterdessen um bis zu zwei Prozent auf 1219,40 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Der Dax verlor am Donnerstag zeitweise mehr als zwei Prozent und verabschiedete sich mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 11.843,68 Punkten in den Feierabend. Der EuroStoxx50 büßte 0,4 Prozent auf 3668,22 Zähler ein. An der Wall Street notierten Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 zwischen 0,1 und 0,3 Prozent tiefer.

Jens Klatt, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses FXCM, bezeichnete die aktuellen Kursverluste als überfällige Korrektur. Der deutsche Leitindex hat seit dem Jahreswechsel mehr als 20 Prozent zugelegt und steht damit vor dem zweitbesten Auftaktquartal seiner Geschichte.

Am Devisenmarkt setzte US-Notenbanker Dennis Lockhart der Erholung des Euro ein vorläufiges Ende. Der Chef der Federal Reserve Bank von Atlanta, der aktuell im Fed-Offenmarktausschuss (FOMC) bei Entscheidungen über die US-Geldpolitik mitstimmt, bezeichnete die Verfassung der heimischen Wirtschaft als "ziemlich solide" und schürte damit Spekulationen auf eine nahende US-Zinserhöhung, die Börsianer mehrheitlich ab Mitte 2015 erwarten. Der Euro verlor als Reaktion auf Lockharts Aussagen rund einen US-Cent und lag am Abend bei 1,0913 Dollar.

Spekulationen auf höhere Treibstoff-Kosten setzten unterdessen den Aktien der Fluggesellschaften zu. Die British Airways-Mutter IAG, Air France sowie die Billig-Flieger Ryanair und EasyJet verloren zwischen 1,3 und 3,4 Prozent. Die Papiere der Lufthansa litten erneut unter dem Absturz einer Maschine der Billigflug-Tochter Germanwings. Sie fielen um bis zu 4,5 Prozent auf ein Viereinhalb-Monats-Tief von 12,78 Euro.

Für Gesprächsstoff sorgte außerdem Evonik. Der Chemiekonzern hat Insidern zufolge ein Auge auf den Schweizer Konkurrenten Clariant geworfen. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Sprecher beider Unternehmen lehnten Stellungnahmen ab. Clariant stiegen an der Züricher Börse um bis zu elf Prozent auf ein Acht-Jahres-Hoch von 20,07 Franken. Die im deutschen Nebenwerte-Index MDax gelisteten Papiere von Evonik verloren dagegen 1,4 Prozent.

An der Wall Street brachen die Titel von Winnebago um bis zu 16 Prozent ein - so viel wie nie zuvor. Der Gewinn des größten Wohnmobil-Bauers der USA ging wegen eines 40-prozentigen Anstiegs der Kosten im abgelaufenen Quartal auf 0,30 von 0,35 Dollar je Aktie zurück. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Anstieg auf 0,38 Dollar gerechnet.


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