Politik

Wegen Sanktionen: Luxus-Industrie fürchtet um den russischen Markt

Die europäische Luxusbranche erwartet negative Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland. Konnten sich die zu einem wesentlichen Teil auch aus Deutschland stammenden Produkte im Vorjahr noch gut halten, beobachtet die Branche nun Auftragsrückgänge, deren Folgen sich schon bald im Verlust von Arbeitsplätzen niederschlagen könnte.
03.04.2015 02:36
Lesezeit: 2 min

Im März des vergangenen Jahres verhängte die EU Sanktionen gegenüber Russland. Kontosperrungen, Reiseverbote und auch Exportbeschränkungen waren die Folge. Russland wiederum erhob Einfuhrbeschränkungen. Das und die Rubelabwertung sowie die Verteuerung der Kredite für russische Kreditnehmer haben die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Europa und Russland auf die Probe gestellt. Nun zeigt sich: Die Sanktionen schaden einem wichtigen europäischen Industrie-Zweig - der Luxusindustrie.

In der Luxusbranche spürt man die Folgen der Sanktionen deutlich. Aber je nach Segment führt dies momentan mal zu einem vorläufigen besseren Absatz am russischen Markt und mal zu einem deutlichen Rückgang des Umsatzes. Der schnelle Wertverfall des Rubels führt einerseits zu schnellen, großen Investitionen zur Sicherung des Vermögens. Andererseits können die Rubelschwäche und die Kreditbeschränkungen nach einer gewissen Zeit  wieder zu einem Rückgang bei dem Absatz von Luxusgütern führen. „Überall auf der Welt spürte die Luxusbranche 2014 einen starken Gegenwind“, schreibt das Luxury Institute in ihrem Trend-Bericht zu 2015. Das Wachstum in China habe sich verlangsamt und russische Kunden kaufen aus „offensichtlichen Gründen heraus viel weniger“.

Für die Automobilbranche ist Russland traditionell ein wichtiger Absatzmarkt. Doch viele befinden sich wegen der Krise auf dem Rückzug: So teilte GM kürzlich mit, das Luxussegment auszubauen und die Marken wie Opel vom russischen Markt wieder abzuziehen. „2014 haben wir es trotz des schwierigen Marktumfeldes geschafft, in Russland zu wachsen und waren Marktführer im Premiumsegment“, sagte Ulrike Bless von Daimler den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Während die Absatzzahlen des russischen Automobilmarktes 2014 um über 10 Prozent sanken, seien Daimlers  Absatzzahlen in Russland 2014 um über 12 Prozent gestiegen. „ Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die schwierige wirtschaftliche Lage im weiteren Jahresverlauf auf den Mercedes-Benz Absatz in Russland auswirken wird“, so Bless. „Die russische Wirtschaft war schon vor der Krise in einer schwierigen Phase“ und sei jetzt weiter beeinträchtigt. „Der wirtschaftlichen Entwicklung können auch wir uns nicht entziehen.“

Im Premiumsegment der Uhren spürt man hingegen die Auswirkungen der Sanktionen bereits deutlich. „Das Interesse der Russischen Verbraucher an Luxusuhren ist zwischen Dezember 2014 und Januar 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent gesunken“, sagte Marine Scully vom Genfer Marktforschungsunternehmen Digital Luxury Group. „Russlands Verbraucher geben weniger für Luxusgüter aus“. Luxusmarken versuchen deshalb im Kampf gegen die Rubelabwertung ihre Preise anzupassen oder eben die Margen zu erhöhen, um die Preise beibehalten zu können, so Scully. Während TAG Heuer als einer der wenigen von der aktuellen Situation profitieren konnte, verzeichneten Longine und Omega die größten Verluste mit 7 und 17 Prozent im oben angegeben Zeitraum.

In der Schmuck- und Modebranche hält man sich indes mit Angaben zur Situation am russischen Markt bedeckt. So sagte Cartier den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass man „nicht über die Performance in spezifischen Märkten diskutiere“.

In der Yachtbranche spielt Russland eine große Rolle. „Es gibt aufgrund von Vertraulichkeitsklauseln zwischen den Vertragspartnern keine detaillierten Zahlen zu Russen, die Yachten besitzen oder chartern“, berichten die SuperyachtNews. Aber es sei gemeinhin klar, dass die Russen einen sehr wichtigen Platz im Yachtmarkt einnehmen. So hat Sergei Dobroserdov, Eigentümer der in Monaco ansässigen Nakhimov Yachts, selbst nach eigener Angabe im September 2014 noch keine Auswirkungen gespürt. Er kenne jedoch einige Unternehmen, die betroffen sind. „Einige große Yachtbesitzer stoppen ihre Charter in Europa und den USA und bringen ihre Yachten raus aus den europäischen Gewässern nach Asien“, zitiert SuperyachtsNews Dobroserdov. „Die wirtschaftliche Situation in Russland wird definitiv unter den politischen Entscheidungen unserer Regierenden leiden.“ Kapital verlasse Russland und einige große Superyacht-Projekte seien gestoppt worden.

„Das Resultat ist, dass wir viel weniger potentielle Kunden von Russland und der Ukraine in den kommenden drei bis fünf Jahren haben werden, so Dobroserdov. „Das wird große Auswirkungen auf die Industrie der Superyachten haben.“  Aus Deutschland kommt ein ähnliches Zeichen. „Sicherlich gab es einige Projekte, die aufgrund der Situation nicht verwirklicht wurden“, sagte Peter Lurssen Bloomberg bereits im September. Lurssen ist eine Bremer Werft, die darauf spezialisiert ist, die längsten Luxus-Motorboote zu bauen. Es hätten einige Kunden um eine Verschiebung der endgültigen Verträge gebeten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie Erkennen Sie schnell instabile Li-Ion-Batterien

Brady Corporation bietet eine neue, kostengünstigere Lösung an, um instabile Li-Ion-Batterien im Lager schnell und einfach zu erkennen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Betrug: Nur 22 Prozent der Unternehmen schützen sich
24.01.2025

KI-Betrug wird 2025 zur größten Bedrohung für Unternehmen. Deepfakes und andere KI-gestützte Betrugstechniken nehmen in Deutschland und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel hausgemacht? Zu viele Akademiker, zu wenig Azubis - Deutschland braucht eine Reform der Berufsausbildung
24.01.2025

Zu viele Jugendliche studieren, zu wenige streben in die Ausbildung. Die Unternehmen sehen einen Veränderungsbedarf bei der...

DWN
Technologie
Technologie Atomkraft-Comeback? Weltweiter Run auf Kernenergie laut IEA
23.01.2025

"Neue Ära der Kernenergie": Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert einen wachsenden Strombedarf weltweit und ruft...

DWN
Technologie
Technologie Rätselhafte ChatGPT-Störung verärgert tausende Nutzer
23.01.2025

Derzeit kommt es zu massiven Störungen bei der Nutzung des ChatGTP-Bots. Nutzer rätseln derweil über die Ursachen der Panne. Das...

DWN
Politik
Politik "Das Maß ist endgültig voll": Merz will nach Aschaffenburg Asyl-Kehrtwende
23.01.2025

Nach dem tödlichen Angriff auf eine Kita-Gruppe in Aschaffenburg verlangt der CDU-Chef fundamentale Änderungen in der Migrationspolitik....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wachstumslokomotive: Wie Spanien zum Wachstums-Star wird
23.01.2025

Wachstums-Star Spanien: Während Deutschlands Wirtschaft stagniert, erlebt Spanien ein beeindruckendes Comeback. Dank Rekorden im...

DWN
Politik
Politik Merz will TV-Duell mit Alice Weidel: "Gehe der Diskussion nicht aus dem Weg"
23.01.2025

Kanzlerkandidat Friedrich Merz will ein TV-Duell mit AfD-Chefin Alice Weidel. Der CDU-Vorsitzende möchte die "fundamentalen Unterschiede"...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskrise: Deutschland hinkt bei Investitionen global hinterher - und verliert an Wettbewerbsfähigkeit
23.01.2025

Ob Wohnungsbau, Maschinen oder Forschung: Deutschland bleibt bei den Investitionen hinter anderen Ländern zurück, zeigt eine neue...