Wirtschaft

Griechenland und Ungarn kooperieren mit Russland bei Turkish Stream

Griechenland und Ungarn haben gemeinsam mit Mazedonien, der Türkei und Serbien eine Absichtserklärung für die Unterstützung des russischen Pipeline-Projekts Turkish Stream unterzeichnet. Russland will seine Position als Energieversorger der EU ausbauen. Die EU will dagegen enger mit den USA kooperieren.
09.04.2015 01:11
Lesezeit: 1 min

Die Außenminister der EU-Staaten Griechenland und Ungarn haben am Dienstag in Budapest eine Absichtserklärung zur Unterstützung des Pipeline-Projekts Turkish Stream unterzeichnet. Die Außenminister aus Serbien und Mazedonien setzten ebenfalls ihre Unterschriften unter die Erklärung. Für die Türkei unterzeichnete der EU-Minister Volkan Bozkır.

Die Staaten bringen zum Ausdruck, dass Turkish Stream eine „kommerziell realisierbare“ Option sei, die zu einer Diversifizierung führen und Staaten in Mittel- und Südosteuropa mit Gas versorgen wird. In der Erklärung fordern sie die Bereitstellung von Geldern aus EU-Fonds, um die projektbezogene Infrastruktur auszubauen, berichtet der EU Observer. Dies würde „einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtenergie-Sicherheit Europas führen“ und müsse deshalb „im Verantwortungsbereich der gesamten EU“ liegen. Der türkische EU-Minister hingegen sagte den ungarischen Medien, dass die Türkei nach der „Umsetzungs-Studie“ des Projekts, eine „qualitative Abschätzung“ vornehmen werde.

Der EU-Energiekommissar Maroš Šefcovic ist ein Gegner von Turkish Stream. In EU-Kreisen wird das Gas-Projekt als politischer Vorstoß des Kremls gesehen, um die Ukraine als Transitland für Energieträger zu schwächen und die EU-Abhängigkeit von Russland voranzutreiben. Derzeit bezieht die EU ein Drittel ihres Erdgases aus Russland. Die Hälfte davon fließt durch die Ukraine.

Im vergangenen Jahr kündigte Kreml-Chef Wladimir Putin bei einem Staatsbesuch in Ankara erstmals den Bau von Turkish Stream als Alternative zu South Stream an. Der Bau von South Stream, welcher durch das Schwarze Meer und über Bulgarien, Serbien und Ungarn verlaufen sollte, wurde zuvor von der EU mit Verweis auf das Anti-Monopol-Gesetz blockiert. Ungarn und Griechenland kooperieren bereits mit Russland bei Turkish Stream.

Der russische Energie-Riese Gazprom will die Pipeline Turkish Stream bis Ende 2016 in Betrieb nehmen. Doch die Türken betrachten das Projekt mit Skepsis, weil den Russen das nötige Geld für den Bau der Pipeline fehlt und die Regierung in Ankara den EU-Wirtschaftspartner nicht verlieren möchte. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte dem Projekt sogar eine indirekte Absage erteilt.

Der Kampf um den europäischen Energiemarkt ist jedenfalls voll im Gange. Die US-Regierung will die europäischen Staaten von der Energieabhängigkeit Moskaus lösen. Wer darin eine Hilfestellung der Amerikaner sieht, der täuscht sich. Stattdessen sollen US-Konzerne die Energie-Sicherheit Europas garantieren. US-Unternehmen sollen in den Fracking- und Kernkraftmarkt Europas dringen, um die russischen Energie-Konzerne zu verdrängen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Markt-Signal deutet auf bevorstehende Risiken hin: Das Schlimmste könnte noch kommen
07.04.2025

Ende des letzten Jahres sorgte ein Indikator auf den Finanzmärkten für Gesprächsstoff. Damals wiesen einige Analysten auf ein Signal...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtspiele um die Raumfahrt: Wie Trump und Musk staatliche Aufträge steuern
06.04.2025

Elon Musk, CEO von SpaceX, hat als „Sonderberater“ im Bereich der Effizienzsteigerung der US-Regierung (Department of Government...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Albtraum ist wahr geworden: Welche Branchen unter den neuen Handelsbarrieren leiden
06.04.2025

Die neuen Zölle von US-Präsident Trump setzen ganze Branchen unter Druck – die Auswirkungen sind spürbar. Ein Überblick über die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Kupferpreis-Rekordhoch: Wie US-Zölle den Kupfermarkt beeinflussen - und was das für Anleger bedeutet
06.04.2025

Inmitten eines von Unsicherheit geprägten globalen Marktes, in dem geopolitische Spannungen und Handelskriege den Ton angeben, zeigt sich...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Boom in Sachsen: entdecktes Vorkommen reicht für 800.000 E-Autos
06.04.2025

Nicht nur Milliarden-Investitionen und Hunderte neue Jobs: Fällt der Goldrausch im Erzgebirge noch größer aus als gedacht? In Zinnwald...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autozulieferer Webasto baut 650 Stellen in Deutschland ab
06.04.2025

Der angeschlagene Autozulieferer Webasto will im Zuge seiner Sanierung rund 650 Stellen in Deutschland abbauen. Der Stellenabbau soll schon...

DWN
Politik
Politik AfD löst die FDP im Bundestag ab: AfD hat die meisten Unternehmer in ihrer Fraktion
06.04.2025

Wirtschaftskompetenz in der Politik? Fehlanzeige: Immer weniger Unternehmer im Bundestag vertreten: nur noch 37 Abgeordnete mit...

DWN
Immobilien
Immobilien Drastischer Mietkostenanstieg voraus: Der Gebäude-TÜV soll kommen
06.04.2025

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat Mitte Februar 2025 einen Entwurf mit Vorgaben für „Verfahren zur Überprüfung der...