Politik

Putin deutet Lockerung der Sanktionen gegen Griechenland an

Russlands Präsident Wladimir Putin will den Handel mit Griechenland wiederbeleben und dem hoch verschuldeten Land damit aus der Krise helfen. Moskau erwägt offenbar, seine EU-Gegensanktionen gegenüber Griechenland zu lockern. Damit könnte der Agrarmarkt Griechenlands gestützt und zugleich die russische Bevölkerung mit billigeren Lebensmitteln versorgt werden.
08.04.2015 15:05
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Kremlchef Wladimir Putin hat dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Moskau eine Wiederbelebung des Handels ihrer Länder angeboten. Es gehe darum, das frühere Wachstumstempo wiederherzustellen, sagte Putin nach Angaben der Agentur Interfax am Mittwoch zum Auftakt eines Treffens mit Tsipras.

Nach Darstellung des Kremlchefs brach der Handel zwischen den beiden Ländern im vergangenen Jahr um 40 Prozent ein. Grund sind die Sanktionen der EU gegen Russland im Ukraine-Konflikt. Tsipras hatte, wie mittlerweile die Mehrheit der EU-Staaten, die Sanktionen als «nicht wirksam» kritisiert.

Als Reaktion auf die Sanktionen hatte Russland einen Importstopp für Lebensmittel aus der EU verhängt, das für die Griechen besonders schmerzhaft war. Russland könnte Agrarprodukte wie Pfirsiche, Erdbeeren, aber auch Fisch und Milchwaren wieder auf seinem Markt zulassen.

Mit Blick auf das bevorstehende Osterfest der orthodoxen Christen an diesem Wochenende betone Putin, dass Russen und Griechen gemeinsame «geistige Wurzeln» hätten. Tsipras hatte vor seinem Treffen mit Putin einen Kranz am Grabmal des Unbekannten Soldaten niedergelegt. In einem Interview russischer Medien erinnerte er an den gemeinsamen Kampf von Russen und Griechen gegen die Faschisten im Zweiten Weltkrieg.

Bei den Gesprächen zwischen Tsipras und Putin geht es nach Angaben aus Moskau auch um Rabatte bei russischen Gaslieferungen an Griechenland. Putin warb zudem eindringlich für die geplante russische Pipeline Turkish Stream durch das Schwarze Meer in die Türkei. Griechenland könne zum „geopolitischen Akteur“ und zum wichtigsten Gastransitland in der EU werden, falls sich das Land dem Projekt anschließe. Putin stellte Hunderte Millionen Euro an Einnahmen aus dem Gastransit in Aussicht. Das türkische Stream-Projekt wurde von Putin im vergangenen Dezember als Alternative zu dem verworfenen South Stream gestartet. Griechenland ist bei dem Projekt ein Knotenpunkt, da ein Teil der Leitungen beim Transit über griechischen Boden verlaufen muss.

Zudem trifft sich der griechische Außenminister Nikos Kotzias momentan in Budapest mit seinen Kollegen aus Ungarn, Serbien, Bulgarien, Mazedonien und der Türkei. Das nährt Spekulationen über einen bevorstehenden Gas-Deal schreibt der EUobserver. Es ist davon auszugehen, dass diese sechs Länder einen Vertrag zur Turkish Stream aushandeln werden. Anschließend soll Kotzias nach Moskau zu Tsipras reisen.

In der vergangenen Woche berichtete die griechischen Tageszeitung Kathimerini bereits, dass der griechische Energieminister Panayiotis Lafazanis eine Teilnahme an Turkish Stream mit Gazprom-Chef Alexej Miller vereinbart habe.

„Der Plan sieht die Schaffung eines Konsortiums vor, in dem Griechenlands staatlicher Gaskonzern (DEPA) eine Schlüsselrolle übernimmt, zusammen mit russischen Geldern und möglicherweise auch europäischen Kunden von Gazprom“, schrieb Kathimerini. Momentan zieht sich Gazprom aus dem europäischen Markt zurück. So sollen etwa die Anteile am ostdeutschen Gasversorger VNG verkauft werden.

Der Kommersant zitiert zudem einen russischen Beamten, dass auch über die Möglichkeit der Ausgabe von neuen Krediten an Griechenland gesprochen wird. Die griechische Regierung hat dies nicht bestätigt.

„Das Ziel meines Besuches ist ein Neustart in unseren Beziehungen“, sagte Tsipras. Die Kritik von EU-Politikern an seiner Reise wies er mit Nachdruck zurück. „Manche sollten aufhören, jede unserer Bewegungen in einer Art zu kommentieren, als wäre Griechenland eine Schuldenkolonie“, sagte Tsipras.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie mit Rekordhoch: Geht die Aufwärtsrally weiter?
27.06.2025

Trotz Handelskrieg und wachsender Konkurrenz feiert die Nvidia-Aktie ein Rekordhoch nach dem anderen. Experten sprechen von einer...

DWN
Politik
Politik Bas überzeugt, Klingbeil verliert Ansehen: SPD-Parteitag bestimmt neues Führungsduo
27.06.2025

Auf dem SPD-Parteitag wurde nicht nur gewählt, sondern auch abgerechnet. Während Bärbel Bas glänzt, kämpft Lars Klingbeil mit einem...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Neobroker Trade Republic: Wie ein Berliner Fintech den Kapitalmarkt für alle geöffnet hat
27.06.2025

Büroräume in Berlin-Kreuzberg, drei Gründer mit einer Vision und eine App, die Europas Sparer an die Börse gebracht hat: Trade Republic...

DWN
Politik
Politik Bundestag stellt Weichen neu: Familiennachzug vorerst gestoppt
27.06.2025

Der Bundestag hat den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt – ein umstrittener Schritt in der deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Occidental Petroleum-Aktie: Warren Buffett setzt auf US-Ölgiganten – Risiko oder Chance?
27.06.2025

Warren Buffett stockt seine Beteiligung an der Occidental Petroleum-Aktie weiter auf – während grüne Fonds schließen. DWN zeigt, was...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn 2026: Anstieg bis 2027 auf 14,60 Euro geplant
27.06.2025

Der Mindestlohn in Deutschland soll in zwei Schritten weiter steigen – doch der Weg dorthin war steinig. Arbeitgeber, Gewerkschaften und...