Gemischtes

Volkswagen: Martin Winterkorn gewinnt Machtkampf und bekommt neuen Vertrag

VW-Chef Martin Winterkorn bleibt im Amt und muss nun den Konzern durch eine schwierige Lage manövrieren. Die Russland-Krise führt zu einem Umsatzrückgang, auch in den Schwellenländern läuft es nicht wie erhofft.
17.04.2015 01:12
Lesezeit: 2 min

Europas größter Autobauer Volkswagen hält entgegen allen Spekulationen an seinem Vorstandschef Martin Winterkorn fest. Sein Vertrag soll laut Plan sogar verlängert werden. Das teilte die Volkswagen AG am Freitag in Wolfsburg mit und verwies dabei auf eine Entscheidung des Aufsichtsrats-Präsidiums.

Dieser sechsköpfige Kern des Kontrollgremiums ließ erklären: „Das Präsidium legt großen Wert darauf, dass Herr Professor Dr. Winterkorn seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt und hat hierbei die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums.“

Das Präsidium werde dem Aufsichtsrat vorschlagen, den Vertrag von Winterkorn in der Februar-Aufsichtsratssitzung des Jahres 2016 zu verlängern. Der Kontrakt des bestbezahlten Dax-Managers läuft nach bisherigem Stand Ende 2016 aus..

Nach der überraschenden Äußerung von VW-Patriach Ferdinand Piech, dass er seinem Konzernchef Martin Winterkorn das Vertrauen entziehe, hat der Autobauer eine Führungskrise. Am Sitz von Aufsichtsratschef Piech in Salzburg war  am Donnerstag das Präsidium des Aufsichtsrats zusammen getroffen.

Winterkorn bliebt  - und muss den Konzern durch schwierige Wasser führen.

Dem Konzern selbst macht das Russland-Geschäft zu schaffen: Im ersten Quartal des aktuellen Jahres hat die Hauptmarke des deutschen Autobauers VW (Volkswagen-PKW) 1,48 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Auf den Einzelmonat März entfielen jeweils 558.600 Fahrzeuge, berichtet der Konzern in einer Mitteilung. „Das Auslieferungsergebnis unserer Kernmarke Volkswagen Pkw wurde auch im März von den anspruchsvollen Bedingungen der Märkte in Südamerika, allen voran Brasilien, sowie vom Markt Russland beeinflusst. Zum Teil deutlich zulegen konnte die Marke hingegen in Westeuropa – vor allem in Spanien, Großbritannien und Deutschland“, erklärte Christian Klingler, Vorstand für Vertrieb und Marketing des Volkswagen Konzerns und der Marke Volkswagen Pkw, am Dienstag in Wolfsburg.

Volkswagen Nutzfahrzeuge lieferte hingegen in den ersten drei Monaten 2015 weltweit 108.200 leichte Nutzfahrzeuge an Kunden aus. In Westeuropa gab es einen Verkaufsanstieg von acht Prozent. In Deutschland wurden 27.100, In Großbritannien 12.900 und in Spanien 2.400 Nutzfahrzeuge ausgeliefert. „Das starke Ergebnis in Westeuropa gibt uns Rückenwind. Mit den neuen Generationen der T-Baureihe und des Caddy, die bald bei den Händlern bestellt werden können, wollen wir an diesen Erfolg anknüpfen“, sagte Bram Schot, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Volkswagen Nutzfahrzeuge.

In einer VW-Mitteilung heißt es wörtlich: „Neben Westeuropa erzielte die Marke in weiteren Regionen gute Ergebnisse: Der deutlich positive Trend in der Region Nahost setzte sich fort, mit 8.000 Fahrzeugen stieg die Zahl der Auslieferungen um 79 Prozent (Vorjahr: 4.500). In Mexiko stiegen die Verkäufe der Marke auf 1.600 Einheiten (Vorjahr: 1.500; +7,3 Prozent). Asien/Pazifik lag mit 5.400 Fahrzeugen 0,1 Prozent über dem Vorjahr“. Doch in Südamerika, Osteuropa und Afrika waren die Auslieferungen rückläufig.

Der deutsche Autobauer VW hatte im vergangenen Jahr mehr als zehn Millionen Fahrzeuge verkauft, berichtet das Wall Street Journal. Der größte Anteil an den Verkäufen ging ebenfalls auf die Hauptmarke Volkswagen-PKW zurück. Diese erzielte zum Jahresende insgesamt 6,12 Millionen Auto-Verkäufe.

Volkswagen fährt in immer mehr Bereichen Erfolge des Sparprogramms ein. Nach der Kernmarke VW berichtete am Mittwoch auch die Transportersparte über Gewinnzuwächse, die durch Einsparungen erzielt worden seien. Von der Fahrzeugentwicklung über den Einkauf und die Produktion bis hin zum Vertrieb seien Potenziale gehoben worden, die zusammen das Ergebnis gesteigert hätten. Die Höhe der Kostensenkungen bezifferte Spartenchef Eckhard Scholz bei der Präsentation der Bilanz 2014 nicht. Er kündigte an, den Sparkurs in den kommenden Jahren fortzuführen.

Die Einsparungen trugen dazu bei, dass der Betriebsgewinn im abgelaufenen Jahr stärker als der Umsatz wuchs. Während das operative Ergebnis um 12,5 Prozent auf 504 Millionen Euro kletterte, legte der Umsatz um gut zwei Prozent auf 9,6 Milliarden Euro zu.

Konzernchef Martin Winterkorn hatte im Sommer ein Sparprogramm für die Hauptmarke VW aufgelegt, um deren Ertragskraft anzukurbeln. Es sollen insgesamt fünf Milliarden Euro eingespart werden, berichtet Industry Week. „Wir haben Möglichkeiten für Verbesserungen identifiziert, die etwa die Hälfte des Fünf-Milliarden-Euro-Ziels ausmachen. Wir erwarten einen Vorteil von einer Milliarde Euro für das laufende Jahr“, so Winterkorn.

Die Volkswagen AG Vz.-Aktie erlebte ab Mitte Oktober 2014 einen kontinuierlichen Aufschwung. Am 15. Oktober 2014 lag ihr Wert bei 150, 03 Euro. Danach ging es zunächst aufwärts. Doch seit dem 11. April 2015 weist sie erneut Kursverluste auf. Am späten Donnerstagnachmittag lag ihr Wert bei 237,75 Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Krim-Brücke zerstört: Ukrainischer Geheimdienst SBU meldet Angriff auf Kertsch-Brücke
03.06.2025

Die Krim-Brücke ist erneut Ziel eines spektakulären Angriffs geworden. Doch wie schwer sind die Schäden wirklich – und was bedeutet...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Rücksetzer nach Kurssprung – was Anleger jetzt wissen müssen
03.06.2025

Der Goldpreis ist auf Richtungssuche – trotz Krisen und Zinssorgen. Was steckt hinter der aktuellen Entwicklung, und wie sollten Anleger...

DWN
Politik
Politik Ehemalige US-Generäle zur Operation der Ukraine in Russland: Militärische Leistung, die dem Trojanischen Pferd gleichkommt
03.06.2025

Mitten in die Verhandlungen trifft Russland ein Schlag, der tief sitzt: Eine ukrainische Drohnenoffensive zerstört rund 40 strategische...

DWN
Politik
Politik Brüssels Pensionsflop: Milliardenvision scheitert kläglich
03.06.2025

Mit großem Tamtam gestartet, nun ein Desaster: Der EU-weite Rentenplan PEPP sollte Milliarden mobilisieren – doch kaum jemand macht mit....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ungenutztes Potenzial auf dem Arbeitsmarkt: Rekordteilzeit in Deutschland
03.06.2025

Teilzeit-Weltmeister Deutschland hat noch einmal nachgelegt: Die Teilzeit-Quote stieg im ersten Quartal auf einen neuen Rekord. Wie viele...

DWN
Politik
Politik Washingtons Steuerkrieg: Wie Trump Europas Wirtschaft ins Visier nimmt
03.06.2025

Die USA setzen zum wirtschaftlichen Gegenschlag an: Mit Strafsteuern auf europäische Unternehmen und Investoren will Donald Trump Brüssel...

DWN
Politik
Politik BSW-Klagen zum Wahlrecht vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert
03.06.2025

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist in Karlsruhe mit Klagen zum Bundestagswahlrecht gescheitert. Das Bundesverfassungsgericht verwarf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Selbstständigkeit im Aufschwung - Mehr junge Gründer in Deutschland
03.06.2025

Inmitten der Wirtschaftskrise machen sich wieder mehr Menschen in Deutschland selbstständig. Die Zahl der Existenzgründungen stieg 2024...