Politik

USA geben Blockade auf: Nato und Russland aktivieren „Rotes Telefon“

Die USA haben offenbar ihre Pläne auf ein weitere Eskalation mit Russland zurückgestellt: Die Nato und Russland haben eine direkte Verbindung der Streitkräfte aktiviert, um sich gegenseitig über die Lage zu informieren. Die EU ist in den heißen Draht nicht eingebunden und bleibt auf US-Informationen angewiesen.
03.05.2015 23:58
Lesezeit: 1 min

Nach längerer Funkstille wegen des Ukraine-Konflikts verfügt die Nato wieder über eine direkte Verbindung zum russischen Militär. „Die Nato und die russischen Militärbehörden unterhalten Kommunikationsverbindungen. Sowohl der Oberbefehlshaber für Europa als auch der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses haben die Erlaubnis, sich mit ihren russischen Kollegen in Verbindung zu setzen“, bestätigte ein Nato-Sprecher am Sonntag in Brüssel.

Die Verteidigungsminister des westlichen Militärbündnisses hätten bereits im Dezember betont, dass regelmäßige Gesprächskontakte zwischen hochrangigen Militärs beider Seiten gerade in solchen Zeiten sinnvoll seien. Sie könnten auch dazu genutzt werden, mögliche „Missverständnisse“ im Zusammenhang mit militärischen Aktivitäten zu vermeiden.

Nato-Oberbefehlshaber Philip Breedlove hatte im Januar angekündigt, dass der Kontakt mit dem russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow wieder hergestellt werden würde. Die Nato habe die dafür nötigen Modalitäten Anfang dieses Jahres grundsätzlich gebilligt. Beide Seiten hätten also Kommunikationskanäle, die im Bedarfsfall genutzt werden könnten.

Sowohl der Nato-Oberbefehlshaber für Europa als auch der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses hätten die Erlaubnis, sich mit ihren russischen Kollegen in Verbindung zu setzen, bestätigte die Allianz. Laut Medien-Berichten wurden der russischen Seite in der vergangenen Woche Kontakt-Nummern übermittelt. Der Vorgang sei als „geheim“ eingestuft worden. Die Sowjetunion und die USA hatten bereits nach der Kuba-Krise von 1962 eine ständige Fernschreiberverbindung zwischen ihren Militärs eingerichtet. Sie wurde landläufig als „Rotes Telefon“ bezeichnet. Die Initiative zu dem direkten Draht nach Moskau sei jetzt vom deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier ausgegangen.

Bereits zuvor machte Russlands Präsident Wladimir Putin deutlich, dass er das das Verhältnis mit den USA entspannen will. Trotz bestehender Unterschiede - etwa in der Ukraine-Frage - seien die Länder zur Zusammenarbeit gezwungen.

Damit könnte sich eine gewisse Entspannung im Verhältnis zwischen Russland und den USA abzeichnen: Die Amerikaner hatten überraschend mild auf die Entscheidung Moskaus reagiert, Raketenabwehrsysteme in den Iran zu liefern.

Die EU hingegen befindet sich mit ihrem laufenden Verfahren gegen Gazprom momentan auf Konfrontation mit Moskau. Brüssel wirft dem russischen Staatskonzern vor, in Ost-Europa zu hohe Preise zu verlangen und den Wettbewerb zu behindern. Nachdem die EU-Kommission das Kartellverfahren gegen Gazprom in Gang gebracht hat und mit einem Bußgeld droht, kündigte Russland Gegenmaßnahmen an.

Der USA kommt der Energie-Streit zwischen Russland und der EU gelegen, weil Washington so Vorteile für die heimische Fracking-Industrie nutzen will. Nur wenn sich Europa von Russland als Energielieferant lossagt, kann die US-Fracking-Industrie – trotz enormer Förderkosten – auf einen neuen Absatzmarkt hoffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Politik
Politik Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück
01.04.2025

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs...