Die Zinssätze für deutsche Staatsanleihen sind am Donnerstag bei Handelseröffnung in den USA deutlich gestiegen. Beobachter gehen davon aus, dass Hedge Fonds ihre nächste spekulative Attacke gegen die Bunds gestartet haben. Der Bondmarkt-Experte Hans-Joachim Dübel hatte die Attacke vor einigen Tagen vorhergesagt und sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: "Der Liquiditätsfaktor ist in den Ereignissen der letzten Tage nicht mehr zu übersehen. Bisher galten Märkte wie die für Bundesanleihen eigentlich für spekulative Attacken als unantastbar, weil viel zu groß. Aber wenn man künstlich die Handelsliquidität verknappt, dann werden die Angriffsflächen grösser. Zusammen mit dem Verkäuferstreik bei diesen Zinsniveaus – wohin soll die erzielte Liquidität angelegt werden? – ergibt sich eine gefährliche Mischung. Natürlich bedeutet geringe Liquidität auch, dass die EZB die Situation relativ rasch wieder beruhigen kann."
Es wird daher erwartet, dass die EZB schon bald wieder intervenieren muss. Die Europäische Zentralbank und andere Zentralbanken dürften es auch gewesen sein, die vor einigen Tagen eine erste Attacke von Spekulanten gegen die Bunds abgewehrt hatte.
Der heftige Kurseinbruch am Markt für Staatsanleihen hat Auswirkungen auf die Kosten für die Neuverschuldung des Bundes. Bei einer Versteigerung von Bundesanleihen kam es am Mittwoch zu einem spürbaren Anstieg der Rendite. Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren wurden nach Angaben der Bundesbank mit einem Zinssatz von 0,65 Prozent verkauft. Das ist ein Vielfaches der Rendite bei der letzten vergleichbaren Auktion Mitte April, als die Rendite nur bei 0,13 Prozent lag.
Seit Ende April gibt es am Markt für Staatsanleihen einen regelrechten Ausverkauf mit mehrfach heftigen Kurseinbrüchen. Zur Wochenmitte hatten die Kurse von Bundesanleihen ihre Talfahrt allerdings vorerst unterbrochen. Trotz der heftigen Verluste sprechen Experten übereinstimmend von einer kräftigen Kurskorrektur im freien Handel und nicht von einer Trendwende. In den vergangenen Monaten war der Handel mit Bundesanleihen in eine Blasenbildung gelaufen mit immer neuen Rekordhochs.
Auch bei einer deutlich höheren Rendite blieb die Nachfrage nach den neuen Bundesanleihen in etwa stabil. Die Überzeichnung bezifferte die Bundesbank auf 1,3-fach, nach einer 1,5-fachen Überzeichnung Mitte April. Insgesamt spülte die Versteigerung etwa 2,5 Milliarden Euro in die Staatskasse.