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Studie belegt Zusammenhang zwischen Klimawandel und Artensterben

In der bislang umfangreichsten Studie über das Artensterben untersuchten Biologen die Erbinformationen 40 verschiedener Vogelspezies. Sie wollten herausfinden, ob Klimaänderungen mit Schwankungen der Population zusammenhängen. Das Ergebnis: Das Klima spielt eine bedeutende Rolle für das Auftreten vieler Vogelarten.
08.06.2015 11:38
Lesezeit: 2 min

Forscher der Universität Uppsala in Schweden veröffentlichten eine große Studie über den Einfluss des Klimawandels auf Auftreten und Verteilung 40 verschiedener Vogelarten in Current Biology. In einer Zusammenarbeit mit chinesischen Forschern des Beijing Genomics Institute analysierten sie zu diesem Zweck das vollständige Erbgut dieser Arten.

In der Debatte um den Klimawandel wird immer noch viel diskutiert, inwiefern das Aussterben unterschiedlicher Tierarten vom Menschen verursacht wird. Bekannt ist, dass sich das Klima auch auf natürliche Art und Weise verändert – nicht nur durch den Menschen. Hierbei schwankt es zwischen Warm- und Kaltzeiten. Dieser Vorgang nimmt nur wenige Millionen Jahre in Anspruch. Die letzte Kaltzeit liegt etwa 12.000 Jahre zurück.

Bei der Klimawandel-Debatte geht es insbesondere darum, ob der Mensch für das Zunehmen der Durchschnittstemperaturen verantwortlich ist. Skeptiker sind dabei der Meinung, dass CO2 nicht für die Erderwärmung verantwortlich sei. Ein Gegenargument ist der Einfluss der Sonne auf das Erdklima, dessen Helligkeit beispielsweise in elfjährigen Zyklen schwankt. Allerdings gilt zumindest der derzeitig schnelle Anstieg der Temperaturen als gesichert - unabhängig davon, ob und wie der Mensch es beeinflusst – das Klima wird wärmer.

Allerdings spielt natürlich nicht nur das Klima eine Rolle im Zusammenhang mit der Artenvielfalt und dem Aussterben unterschiedlicher Tiere. Darüber hinaus nimmt der Mensch vielen Tieren durch die Urbanisierung und Abholzung der Landschaft den Lebensraum. Diese Entwicklung ist genauso wichtig wie die durch den Menschen verursachten Anteile an der Erderwärmung.

Das Ziel der Studie ist, Aussagen darüber treffen zu können, inwieweit der natürliche Klimawandel die Häufigkeit und das Auftreten verschiedener Arten beeinflusst. So lässt sich auch beobachten, wie sehr der Mensch das natürliche Artengleichgewicht stört. Die Analyse der gesamten DNA soll bei der Abschätzung der Vielfalt zu unterschiedlichen Zeitpunkten der jüngeren Erdgeschichte helfen – von vor einigen Millionen Jahren bis heute.

Einer der schwedischen Wissenschaftler von der Universität Uppsala, Hans Ellegren, erklärt die Situation folgendermaßen: „Die Mehrheit aller Spezies erleben zyklische Schwankungen bezüglich der Anzahl an Individuen. Diese Schwankungen korrelieren häufig mit dem Wechsel der geologischen Warm- und Kaltzeiten.“

Während des Quartärs, dem jüngsten Zeitalter der Erdgeschichte – es umfasst etwa die letzten zwei Millionen Jahre – breitete sich das Eis von den Polen regelmäßig in Richtung des Äquators aus. Mit dem Wachsen der Gletscher hatten die Arten weniger Lebensraum und erbeuteten geringere Futtermengen. Die Folge waren schrumpfende Bestände. Als sich das Eis jedoch wieder zurückzog und das Klima milder wurde, expandierten viele Spezies.

„Das letzte Glazial vor 110.00-12.000 Jahren war sehr dramatisch für Vögel. Viele Arten erlitten sehr starke Verluste“, so Ellegren. Es erscheint also natürlich, dass Artenbestände wachsen und schrumpfen. Dennoch warnt Ellegren vor dem Einfluss des Menschen auf die Lebensräume vieler Vögel, ebenso wie vor dem Einfluss auf das Klima und dessen Langzeitfolgen.

Demzufolge bestehe das Risiko, der jüngere menschliche Einfluss auf Umwelt und Lebensräume der Tiere, könne sich sehr stark auf Arten auswirken, die bereits durch den natürlichen Klimawandel bedroht sind. Die Auswirkungen des Menschen könne diese Arten über die Gefährdung hinaus bis zum Aussterben treiben.

„Wir haben verschiedene Spezies analysiert, die in der Roten Liste gefährdeter Arten als bedroht eingestuft wurden. Es ergab sich, dass beispielsweise der Nipponibis, der Kronenkranich, die Einfarb-Stelzenralle und der Kea schon vor größeren Eingriffen durch den Menschen nur wenige Individuen zählten“, äußert Ellegren.

Die Studie, die auf mathematischen Berechnungen darüber basiert, wie viele Individuen jeder Spezies zu verschiedenen Zeiten existierten, ist die bisher aussagekräftigste ihrer Art. Für die Berechnungen wurden beobachtbare Abweichungen des Genoms der jeweiligen Spezies verwendet. Das Aussterben vieler Arten – darunter nicht nur Vögel – ist eine Folge des Klimawandels.

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