Regierung plant „Grüngasquote“ mit massiven Mehrkosten für Haushalte
Die Bundesregierung will die Energiewende, die im Koalitionsvertrag gemeinsam beschlossen wurde, in Deutschland weiter durchsetzen und dafür die noch schleppende Wasserstoffwirtschaft ausbauen. Dafür planen Union und SPD eine sogenannte „Grüngasquote“ (GGQ). Im Entwurf des Koalitionsvertrags sprechen sich die Parteien für eine Grüngasquote als „marktgerechtes Instrument“ zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft aus. Dadurch sollen Unternehmen verpflichtet werden, umweltfreundliche Gase, die aus erneuerbaren Quellen stammen, wie Biogas, synthetisches Methan oder grünen Wasserstoff, zunehmend in das deutsche Gasnetz einzuspeisen.
Doch der Plan für weniger Emissionen und mehr Umweltschutz hat einen großen Haken: Die Grüngasquote könnte für private Haushalte und Industrie teuer werden. Das ergab eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Wuppertal Instituts (WI). Laut den Berechnungen in der Studie müssen demnach Zweipersonenhaushalte im Jahr 2030 mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von 178 Euro rechnen. Das entspräche einem Anstieg des aktuellen Gaspreises um neun Prozent, berichtete zuerst das Handelsblatt. Bis 2040 sei sogar ein Anstieg um 25 Prozent möglich, so die Studie.
IW-Studie zur Grüngasquote: Für die Industrie könnte es noch teurer werden
Während die Kosten für private Haushalte eine weitere Verteuerung der Lebenskosten bedeutet, könnte die Industrie in Deutschland noch deutlich größere Probleme bekommen. Eine Berechnung des Handelsblattes kommt zu dem Ergebnis, dass energieintensive Betriebe in der Grundstoffchemie durch den Grüngas-Anteil ein Gaspreisanstieg von 28 Prozent bevorstehen könnte – und das im „mittleren Szenario“.
Das könnte sich wiederum auf die Situation der Arbeiter in Deutschland auswirken. Immer mehr Unternehmen in Deutschland bauen Arbeitsplätze aufgrund der hohen Energiepreise ab. Eine so massive Verteuerung könnte diesen Vorgang noch weiter beschleunigen. Der Branchenverband der Chemischen Industrie (VCI) forderte zuletzt, dass neben dem beschlossenen Industriestrompreis eben auch die hohen Gaspreise angepasst werden müssten.
Kritik an der Grüngasquote: Hohe Kosten und nichts dahinter?
Und trotz dieser Kosten scheint der Nutzen der geplanten Quote gering zu sein. Das IW schreibt dazu: „Die Untersuchung zeigt: Die Grüngasquote adressiert zentrale Transformationshemmnisse nicht wirksam.“ Weil sich das Vorhaben auf „kurzfristige Kosteneffizienz“ konzentriere, würden „nachhaltigen Investitionsanreize“ ausbleiben und so nicht zum Ausbau der Wasserstoffwirtschaft beitragen. „Auch Biomethan steht nur begrenzt zur Verfügung und ist langfristig keine robuste Lösung.“
Außerdem würde die Regelung zu noch mehr Bürokratie führen – ein Punkt, den die Industrie ebenfalls als Kostentreiber und Grund für Einsparungen und Stellenabbau nannte. „Insgesamt überwiegen die Risiken einer ineffizienten Allokation, steigender Kosten und zusätzlicher Bürokratie, während die klimapolitische Steuerungswirkung gering bleibt“, so das IW.
Die Studie weist zudem darauf hin, dass vor allem Mieter und einkommensschwache Personen von der Teuerung betroffen sein könnten. Diese könnten eigenständig oft nicht auf eine alternative Heizung, wie etwa eine Wärmepumpe, umsteigen.
So kann der Wasserstoffhochlauf gelingen – Studie fordert Umdenken
Die Studie des IW und der WI lassen kein gutes Haar an den Vorhaben der Regierung. Sowohl das „Quotenmodell für Wasserstoffhochlauf“, noch ein „Angebotsseitiges Instrument“ würden den Ausbau und die Nachfrage nach Wasserstoff nicht stärken. Deshalb solle man sich auf drei konkrete Instrumente zur Förderung konzentrieren:
- Zum einen müssten die Kosten für die Zielerreichung gesenkt werden. Das könne etwa über Förderungen von Elektrolyseuren zum Gewinn von Wasserstoff, der „Senkung und Stabilisierung der Betriebskosten“ oder einer Verlängerung der Ausnahmeregelungen bei den Produktionskriterien für grünen Wasserstoff geschehen.
- Zudem müsse man die Finanzierung der Transformation erleichtern und gezielter gestalten, etwa durch Kredite, Risikoabsicherungen oder Eigenkapitalfonds für kleine und mittlere Unternehmen.
- Als dritten Punkt fordern die Institute, die Nachfrage anzureizen.
Fazit der Studie: Nachteile einer Grüngasquote überwiegen
Im Entwurf des Koalitionsvertrags sprechen sich CDU, CSU und SPD für eine Grüngasquote (GGQ) für grüne Gase als „marktgerechtes Instrument“ zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft aus. Mit dem Ziel, den Markt für Wasserstoff und andere grüne Gase anzukurbeln. Die Autoren der Studie kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass die Nachteile einer Grüngasquote gegenüber möglichen Vorteilen überwiegen – unabhängig davon, wie die Bedingungen noch konkret ausgestaltet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Instrument für das Gelingen der grünen Energiewende zu ungenau, adressiert die bestehenden Finanzierungsgrundlagen nicht ausreichend und birgt Kosten- und Akzeptanzrisiken.


