Deutschland

Deutsche Kommunen kommen nicht aus der Schulden-Falle

Die deutschen Kommunen kommen nicht aus der Schulden-Falle: Jede dritte Kommune schreibt seit 10 Jahren Verluste. Besonders unerfreulich: Auch diejenigen, die sich um Schulden-Abbaus bemühen, kommen nicht wieder auf die Beine.
30.05.2015 01:05
Lesezeit: 2 min

Marode Brücken, baufällige Schulen, kaputte Straße – die To-Do-Liste der deutschen Kommunen ist lang. Während sie auf der einen Seite auf einen ausgeglichenen Haushalt zusteuern sollen, müssen die Kommunen gleichzeitig ihre Investition in die Infrastruktur verstärken. 2014 gab es deutschlandweit einen Investitionsrückstand in Höhe von 132 Milliarden Euro, wie das aktuelle Kommunalpanel 2015 der KfW zeigt.

Zwar hatten die Kommunen nach eigenen Angaben ihre Investitionen bereits erhöht, dennoch stieg der Investitionsrückstau von 118 Milliarden im Vorjahr auf 132 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Das gesamte Investitionsvolumen der Gemeinden war im Vorjahr um drei Milliarden Euro auf 28 Milliarden Euro gestiegen und dürfte dem KfW-Kommunalpanel 2015 zufolge in diesem Jahr im gleichen Volumen zulegen. Gemessen an den eigentlich benötigten 132 Milliarden Euro ist das sehr wenig.

„In den Kommunen steigt das Bewusstsein für die aufgestauten Infrastrukturdefizite, und gleichzeitig wachsen die Bedarfe weiter, etwa für die Flüchtlingsunterbringung und -eingliederung oder die Inklusion“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. „In den nächsten Jahren könnte der Investitionsstau aber abschmelzen, da sich der Bund bei der Finanzierung von Sozialausgaben verstärkt beteiligt“,

Trotz der geplanten Unterstützung durch den Bund beurteilen viele deutsche Kommunen ihre zukünftige Finanzsituation als schlecht. Etwa zwei Drittel (69 Prozent) der befragten Kommunen rechnen für die kommenden fünf Jahre mit einer Verschlechterung ihrer kommunalen Finanzlage. „Nicht einmal jede zehnte Kommune (neun Prozent) ist vorsichtig optimistisch und erwartet eine eher vorteilhafte Entwicklung“, so der Bericht. Vor alle, bei den mittelgroßen Städten ist man skeptisch hinsichtlich der eigenen Finanzen. „Es gibt heute mehr Kommunen als in der Vergangenheit, deren Finanzlage unverändert schlecht war bzw. als unverändert schlecht erwartet wird.“

Grund für die schlechte Situation sind beispielsweise die gestiegenen sozialen Transferleistungen. Diese seit 2003 für zwei Drittel der Gemeinden höher geworden. Personalabbau und Verringerung der Sachausgaben werden von den Kommunen als Einsparmöglichkeit angesehen. „. Dies ist bemerkenswert, hatten die Kommunen doch gerade den Sachausgaben keinen besonderen Einfluss auf die Finanzlage beigemessen“, heißt es jedoch in dem Bericht.

Insgesamt erzielten die kommunalen Kernhaushalte 2014 jedoch mit einem leichten Überschuss. Allerdings:

„Die Lage der Kommunalfinanzen ist zwar in der Gesamtschau entspannt. Dies gilt indes nicht für mehr als die Hälfte der größeren Städte und für solche Kommunen, die bereits eine hohe Schuldenlast zu stemmen haben. Häufig haben sich deren finanzielle Probleme über viele Jahre verstärkt und verbauen den Weg in die Zukunft. Gut ein Drittel der Kommunen (35 Prozent) haben seit mehr als 10 Jahren eine negative Gesamtfinanzsituation und sehen auch zukünftig keine Verbesserung ihrer Lage. Ihnen droht, den Anschluss zu verlieren. Dabei sind auch Kommunen, die sich seit Jahren konstruktiv um einen Schuldenabbau bemühen.“

Der Deutsche Städtetag teilt die Ergebnisse des Kommunalpanels. Diese zeigen deutlich, „dass die Städte dem Ausbau der Kindertagesbetreuung unter großen Anstrengungen Priorität eingeräumt haben“, so Stephan Articus. Die Haushaltslage lasse es vielfach nicht zu, auch in anderen Bereichen hinreichend Investitionen zu tätigen. „Zudem ist der Investitionsrückstand im Bereich der Schulen gestiegen, zum Beispiel aufgrund wachsender Anforderungen an Ganztagsschulen und an die Inklusion.“ Hier würden Investitionen in Höhe von fast 32 Milliarden Euro für nötig gehalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie: Grüner Move beim bayrischen Autobauer – neuer iX3 besteht zu einem Drittel aus Recycling
17.08.2025

Mit dem neuen iX3, dem ersten Elektroauto der neuen Klasse, verfolgt BMW erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung seines...

DWN
Politik
Politik Tarnung 4.0: Bundeswehr rüstet sich für urbane Einsätze
17.08.2025

Die Bundeswehr stellt ihre Kampfbekleidung auf Multitarn um. Ab 2026 soll der Multitarndruck das alte Flecktarnmuster ablösen. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Wertpapierdepot krisenfest
17.08.2025

Börsenkurse schwanken, politische Unsicherheiten nehmen zu – und das Depot gerät ins Wanken. Wie schützen Sie Ihr Vermögen, ohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...