In der industrialisierten Welt haben sich die Bilanzen der Zentralbanken angesichts der Finanzkrise stark verschlechtert – vor allem die Bilanz der EZB ist ernüchternd. Aufgrund der 3-Jahres-Tender und der gelockerten Sicherheits-Standards bei der Kreditvergabe liegt die Bilanz der EZB derzeit bei rund drei Billionen Euro. Das ist ein Anteil von über 30 Prozent des BIP der EU und ein höheres Level als die Bilanz der japanischen Zentralbank, die seit zwei Dekaden mit einer Deflation zu kämpfen hat.
Mit der Aufgabe der EZB, die Preisstabilität zu wahren und die Währung aufrecht zu erhalten, scheint dies nicht mehr viel zu tun zu haben, vor allem wenn man sich das Engagement der EZB in den krisengeplagten Ländern anschaut. Der Think Tank Open Europe schätzt, dass die schwächeren Euroländer mittlerweile mit 917,61 Milliarden Euro bei der EZB verschuldet sind. Vor einem Jahr betrugen die Verbindlichkeiten noch rund 444 Milliarden Euro. Somit haben sich die vergebenen Kredite der EZB an die schwächeren Länder der Eurozone innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. So hat beispielsweise Italien hat Verbindlichkeiten gegenüber der EZB in Höhe von rund 270 Milliarden Euro und Spanien etwa 227,6 Milliarden Euro, gefolgt von Irland (85,07 Milliarden Euro), Griechenland (73,4 Milliarden Euro) und Portugal mit 47,54 Milliarden Euro.
Die Banken dieser Länder haben die günstigen Finanzierungskonditionen der EZB genutzt, um einerseits die Schulden ihrer Länder aufzukaufen und andererseits, um die Kredite zu höheren Zinssätzen weiter zu vergeben. Darüber hinaus konnten die Finanzinstitute die Kredite über den EZB-Tender als Sicherheit für weitere Kredite von der EZB hinterlegen, so Elwin de Groot von der Rabobank.
Dies ist ein erhebliches Risiko für die EZB. „Angesichts der Finanzlage dieser Länder und ihrer Banken, wird deutlich, dass die EZB auf hochriskanten Schulden in Milliarden-Höhe sitzt“, erklärt Raoul Ruparel von Open Europe. Es wird lange dauern, bis die EZB dieses Risiko über die Finanzmärkte abgeschrieben hat – wenn es ihr denn gelingt. In einer extremen Situation wie der Pleite Spaniens könnte die EZB einen heftigen Schaden davontragen, ergänzt Elwin de Groot. Ganz abgesehen von dem Vertrauensverlust, dem sich die EZB mit jedem weiteren Eingriff in den Markt bereits jetzt gegenübersieht.
Letztlich kann die Injektion von großen Mengen an Liquidität nicht die Probleme eines unterkapitalisierten Bankensektors beheben, die in vielen Ländern der Eurozone notwendigen strukturellen Reformen ersetzen und das Ungleichgewicht in der Eurozone beseitigen. Für etliche Mitglieder ist die Währung einfach zu stark. Die EZB konnte bisher lediglich Zeit kaufen, aber auch die wird angesichts der Situation in Spanien immer knapper.