Finanzen

Schuldendienst: Argentinien muss US-Gläubiger bevorzugt behandeln

Lesezeit: 1 min
07.06.2015 01:41
Ein New Yorker Gericht hat entschieden, dass Argentinien bei seinem Schuldendienst mehrere US-Gläubiger bevorzugt behandeln muss. Solange die geforderte Summe von etwa 5,4 Milliarden Dollar nicht bezahlt wird, darf Argentinien seinen anderen Verbindlichkeiten nicht nachkommen.
Schuldendienst: Argentinien muss US-Gläubiger bevorzugt behandeln

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ein langjähriger Rechtsstreit mit US-Hedgefonds hat für Argentinien weitere unangenehme Folgen: Der New Yorker Richter Thomas Griesa entschied am Freitag, dass neben den Fonds auch noch etliche andere Investoren mit Forderungen über insgesamt 5,4 Milliarden Dollar (4,9 Mrd Euro) beim Schuldendienst bevorzugt behandelt werden müssen.

Solange diese Rechnungen nicht beglichen sind, darf Buenos Aires den Großteil der restlichen Gläubiger nicht bezahlen. Die Regierung kritisierte das Urteil laut argentinischen Medienberichten heftig und kündigte an, Berufung einzulegen.

Hintergrund ist ein erbitterter Konflikt mit den New Yorker Hedgefonds NML Capital und Aurelius. Sie hatten sich nach der Staatspleite 2001 günstig ausfallbedrohte argentinische Anleihen gekauft und dann auf volle Rückzahlung geklagt. Mehr als 90 Prozent der anderen Gläubiger akzeptierten hingegen einen Schuldenschnitt.

Griesa schlug sich auf die Seite der Hedgefonds. Sein Richterspruch blockt Zahlungen an andere Anleihehalter, solange NML und Aurelius ihre Forderungen von mehr als 1,3 Milliarden Dollar plus aufgelaufener Zinsen nicht erhalten. Er ist in dem Fall zuständig, weil die strittigen Staatspapiere einst in Dollar und unter US-Recht ausgegeben wurden.

Nun weitete Griesa seine Rechtsprechung auf über 500 andere Investoren aus, die ebenfalls die Umschuldungen ablehnten. Argentinien weigert sich bislang, die von der Regierung als „Aasgeier“ geschmähten Fonds zu bezahlen. Das Land wird deshalb seit August 2014 von Ratingagenturen als technisch zahlungsunfähiger Pleitefall eingestuft.

Für Argentinien wird es durch den juristischen Dauerclinch immer schwieriger, wieder Zugang zu den internationalen Kreditmärkten zu finden. Viele Analysten setzen jedoch darauf, dass die Präsidentschaftswahlen im Oktober eine Wende bringen. Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner, die mit den klagenden Investoren über Kreuz liegt, darf nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...