China ist in diesem Jahr Vorreiter bei Neuemissionen, die USA und Europa können nicht mithalten: In den ersten sechs Monaten gingen in China und Hongkong allein 239 Unternehmen an die Börse, die zusammen knapp 40 Milliarden Dollar einsammelten, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten IPO-Barometer der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young) hervorgeht. Ein Jahr zuvor waren es nur 103 Emissionen im Volumen von 16,6 Milliarden Dollar. Drei der größten vier Börsengänge dieses Jahres waren chinesische Broker und Wertpapierhändler, größer war nur die Privatisierung des spanischen Flughafen-Betreibers Aena, die 4,82 Milliarden Dollar einbrachte.
China steht damit für 38 Prozent des weltweiten Emissions-Volumens von 104 Milliarden Dollar. Dort deckten sich auch Kleinanleger ein, die in Europa bei Börsengängen praktisch keine Rolle mehr spielen, erklärte EY-Experte Martin Steinbach. Global gesehen sammelten die Börsenneulinge 13 Prozent weniger ein als ein Jahr zuvor. In den USA schrumpfte das Volumen um 45 Prozent, in Europa um ein Drittel. Im ersten Quartal hatte trotz starken Rückenwinds von steigenden Aktienkursen Flaute am Emissionsmarkt geherrscht, im Juni buhlten in Europa aber zeitgleich mehr als zwei Dutzend Unternehmen um die Aufmerksamkeit der Investoren.
In Deutschland haben bisher fünf Neulinge den Sprung an die Börse geschafft und dabei 1,4 Milliarden Euro eingesammelt, fünf weitere sind zurzeit auf Werbetour, um noch vor der Sommerpause Aktien für mehr als zwei Milliarden Euro an den Mann zu bringen. Steinbach glaubt aber nicht, dass sich die Emissionswelle nach dem Sommer fortsetzt. „15 Börsengänge wären in diesem Jahr schon ein Erfolg“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Denn auch bei einem Verkauf des Unternehmens an einen Investor oder einen Konkurrenten würden hohe Preise gezahlt, weshalb sich viele Eigentümer dafür und gegen einen Börsengang entschieden – „ein Trend, der gerade in den USA und Europa zu beobachten ist“. So hatte die Parfümeriekette Douglas Ende Mai bereits den Gang an die Börse angekündigt, wurde drei Tage später aber für fast 2,9 Milliarden Euro an den Finanzinvestor CVC verkauft.