Politik

Tunesien: Tausende Touristen verlassen das Land

Die Strände sind menschenleer, Touristen verlassen das Land. Tunesien trifft der verheerende Terroranschlag mit 38 Opfern ins Mark - auch wirtschaftlich. Ob es mehr als ein deutsches Todesopfer gibt, war nicht völlig auszuschließen.
28.06.2015 11:38
Lesezeit: 2 min

Nach dem verheerenden Terroranschlag in Tunesien droht dem Tourismussektor des Landes massiver Schaden. Die großen Reiseveranstalter bieten ihren Kunden an, geplante Urlaube nach Tunesien kostenlos umbuchen oder stornieren zu können. Der Konzern Tui flog bereits mindestens 80 Gäste aus. Britische Anbieter stellten mindestens zehn Flugzeuge bereit, um Tunesien-Touristen nach Hause zu holen. An den Stränden des Badeortes Sousse, in dem am Freitag 38 Menschen von einem mutmaßlich islamistischen Täter erschossen worden waren, herrschte vor allem Leere.

Unter den Opfern des Anschlags ist mindestens ein Deutscher. Wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Samstagabend in Berlin mitteilte, wurde zudem mindestens eine weitere Deutsche verletzt. Es werde zudem nicht völlig ausgeschlossen, dass noch einige weitere Deutsche unter den Opfern sind. Nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums dürfte es sich bei der Mehrzahl der Opfer um Briten handeln.

Das Auswärtige Amt hat seine Reisehinweise für Tunesien unterdessen aktualisiert. Hierzu heißt es nun:

«Da noch keine näheren Informationen zu den Hintergründen und der Zahl der Täter vorliegen, wird insbesondere in dieser Region zu besonders umsichtigen Verhalten und größter Vorsicht geraten. (...) Von Touristenreisen und anderen nicht dringend notwendigen Reisen in das Gebiet südlich bzw. südöstlich einer Linie, die von der Grenze zu Algerien über Tozeur – Douz – Ksar Ghilane – Tataouine bis Zarzis führt, wird abgeraten.»

Zu dem Angriff auf das Strandhotel «Imperial Marhaba» am Mittelmeer bekannten sich Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). In einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung hieß es, ein «Soldat des Kalifats» habe den «abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens» angegriffen. Der Attentäter war von Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Angreifer studierte nach bisherigen Erkenntnissen Elektro-Ingenieurswesen in der Stadt Kairouan, einer Hochburg von Salafisten. Er hatte das Hotel in dem Mittelmeerort überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet.

Tunesiens Regierungschef Habib Essid kündigte an, der Kampf gegen den Terrorismus sei nun nationale Aufgabe. Der nationale Sicherheitsrat beschloss, bis zu 80 Moscheen zu schließen, in denen Extremisten verkehren sollen. Außerdem sollen verdächtige Parteien oder Vereine eventuell aufgelöst werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherte Tunesien in einem Telefonat mit Präsident Beji Caid Essebsi Unterstützung im Kampf gegen den Terror zu. Bundesinnenminister Thomas de Maizière will am Montag an den Ort der Terrorattacke reisen.

Auch Frankreich will als Konsequenz aus dem Terroranschlag von Lyon die Sicherheitskräfte aufstocken. Bei Polizei und Gendarmerie sollen 500 neue Stellen pro Jahr geschaffen werden, die Nachrichtendienste mit 1500 neuen Mitarbeitern verstärkt werden. Der 35-jährige Yassin S. hatte zuvor ein Werk für Industriegase in Saint-Quentin- Fallavier überfallen und seinen 53 Jahre alten Chef enthauptet. Möglicherweise plante er, die Fabrik in die Luft zu sprengen.

In Kuwait wurden die 27 Opfer des Selbstmordanschlags auf eine schiitische Moschee am Samstagabend beigesetzt. Behörden hatten 18 Tatverdächtige festgenommen, wie der Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete. Die Terrormiliz IS hatte sich zu dem Angriff auf das Freitagsgebet bekannt. Eine unabhängige Bestätigung gab es nicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zeit statt Geld: Arbeitszeitguthaben in Deutschland auf Rekordniveau
08.07.2025

Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland nutzen Arbeitszeitkonten, um Überstunden flexibel auszugleichen. Laut einer aktuellen Studie des...

DWN
Panorama
Panorama Elterngeld im Ungleichgewicht: Väter oft mit Höchstsatz, Mütter länger in Elternzeit
08.07.2025

Das Elterngeld bleibt ungleich verteilt: Während rund ein Drittel der Väter den Höchstsatz beziehen, nehmen Mütter deutlich häufiger...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsencrash, Blase oder Börsenrally? So brisant wird das zweite Halbjahr an den Aktienmärkten
08.07.2025

Zins-Chaos, Trump-Drohungen und eine Blase bei Rüstungsaktien: Drei Top-Strategen warnen vor einem explosiven Börsenhalbjahr – mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen
08.07.2025

Trotz einer weiteren Fristverlängerung im Zollkonflikt mit den USA bleibt die Lage für deutsche Exportunternehmen angespannt. Die...

DWN
Politik
Politik Bundestag stimmt über Verfassungsrichter ab – Politische Debatte um Mehrheiten
08.07.2025

Im Bundestag steht eine wichtige Entscheidung an: Drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sollen gewählt...

DWN
Technologie
Technologie Wettlauf der Supermächte: Wer gewinnt das Milliarden-Quantenrennen?
08.07.2025

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft – und könnten bestehende Sicherheitsstrukturen weltweit aushebeln. Der...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...