Finanzen

Staatsanwaltschaft: Ermittlungen gegen Zinshändler der Deutschen Bank

Lesezeit: 2 min
30.06.2015 12:08
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen vier Zinshändler der Deutschen Bank. Doch es gebe keinen direkten Zusammenhang mit dem unlängst fertig gestellten Abschlussbericht der Finanzaufsicht BaFin zu der Affäre.
Staatsanwaltschaft: Ermittlungen gegen Zinshändler der Deutschen Bank

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt im Zinsskandal der Deutschen Bank gegen alte Bekannte der Justiz: Eine Sprecherin der Behörde sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag, es sei ein Ermittlungsverfahren gegen insgesamt fünf Personen eingeleitet worden. Vier davon seien jene Zinshändler, die sich im vergangenen Herbst vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht erfolgreich gegen ihre Kündigungen gewehrt und einen Vergleich mit der Bank ausgehandelt hatten.

Die Staatsanwaltschaft habe sich diesen Fall schon seit etwa einem Jahr angeschaut und sei nun aktiv geworden. Es gebe keinen direkten Zusammenhang mit dem unlängst fertig gestellten Abschlussbericht der Finanzaufsicht BaFin zu der Affäre. Die Staatsanwaltschaft will sich das Dokument aber anschauen. „Der Bafin-Bericht liegt uns seit etwa einer Woche vor. Er muss jetzt erst einmal ausgewertet werden. Dann wird sich zeigen, wie die weiteren Ermittlungen laufen.“

Als erstes hatte die Financial Times berichtet, dass der Zinsskandal nun auch die Justiz auf den Plan ruft und damit eine neue Dimension erreicht. Die Deutsche Bank wollte sich zur Sache konkret nicht äußern. Deutschlands größtes Geldhaus bekräftigte aber frühere Aussagen, wonach der BaFin-Bericht bestätige, dass kein jetziges oder früheres Mitglied aus dem Vorstand oder dem erweiterten Führungszirkel die Manipulation von Zinssätzen angeordnet oder von entsprechenden Versuchen vor Mitte 2011 gewusst habe, als erste Verfehlungen durch eine Untersuchung der Bank ans Licht gekommen waren. Der Bericht liegt seit Wochen bei der Deutschen Bank, die dazu noch Stellung nehmen darf.

Die Tricksereien bei den Referenzzinssätzen Libor und Euribor kosteten das Frankfurter Geldhaus viel Geld: Ende April einigte sich die Bank mit den Behörden in Großbritannien und den USA auf einen Vergleich und eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar, lange vorher wurden bereits 725 Millionen Euro an die EU-Kommission gezahlt. Weithin monierten die Aufseher, dass das Institut bei der Aufklärung der Affäre nur widerwillig kooperiert und es Mängel bei den internen Kontrollen gegeben habe.

Die Unregelmäßigkeiten fielen in das Investmentbanking, das jahrelang von Anshu Jain geleitet wurde. 2012 stieg Jain zum Co-Vorstandschef auf und beteuerte danach immer wieder, er wolle seiner Verantwortung gerecht werden, indem er die Altlasten aufräume. Etliche Zinshändler wurden mehr oder weniger geräuschlos vor die Tür gesetzt. Mit den vier Zinshändlern, die in Frankfurt gegen ihre Kündigung klagten, lief die Bank Gefahr, dass unangenehme Details des Zinsskandals öffentlich wurden. Im Oktober wurde schließlich ein Vergleich bekannt: Demnach sollten zwei Händler die Bank gegen eine hohe Abfindung endgültig verlassen. Zwei weitere sollten bleiben, aber außerhalb des Handels beschäftigt werden. Die Deutsche Bank hatte den Mitarbeitern "unangemessene Kommunikation" in Gesprächen oder Mails mit Derivate-Händlern vorgeworfen.

Inzwischen ist auch Jain Geschichte: Der Top-Manager kündigte Anfang des Monats seinen Rücktritt zum 30. Juni an. Jains Kollege Jürgen Fitschen geht im kommenden Frühjahr. Die Bank hat erklärt, es gebe keinen Zusammenhang zwischen dem vorzeitigen Ende der Doppelspitze und den Ermittlungen der Aufsichtsbehörden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

DWN
Politik
Politik Russland spielt für China die Rolle des Juniorpartners

Der Ukraine-Konflikt hat Russland und China näher zusammengeführt. Die guten Beziehungen sind für China vorteilhaft, für Russland...

DWN
Finanzen
Finanzen Ratingagentur: Topbonität der Schweiz bei schwerer Finanzkrise in Gefahr

Die Rating-Agentur Scope warnt, dass die Schweiz ihre Top-Bonität bei einer schweren Finanzkrise verlieren könnte. Der Zusammenschluss...

DWN
Politik
Politik Verbrennerverbot: EU-Kommission will nun doch E-Fuel-Autos erlauben

Die EU-Kommission unterbreitet Deutschland beim Verbrennerverbot einen Kompromissvorschlag. Demnach sollen Autos, die nur mit E-Fuels...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenkrise: Allianz-Tochter Pimco schreibt mit CS-Bonds Millionenverluste

Die Bankenkrise zieht nun auch den größten Vermögensverwalter in Mitleidenschaft. Die Allianz-Tochter Pimco muss durch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen PCK Raffinerie: Wie Polen Schwedt die kalte Schulter zeigt

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat gerade ein sehr wichtiges Urteil in der Frage der Treuhandverwaltung der PCK Raffinierie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gastgewerbe startet mit Umsatzplus, bleibt aber noch hinter 2019-Niveau zurück

Hotels, Bars und Restaurants konnten zum Jahresbeginn ein Umsatzplus verbuchen. Bereinigt durch saisonale Effekte bleibt der Umsatz des...

DWN
Finanzen
Finanzen Drohende Bankenkrise: Westliche Notenbanken lancieren Dollar-Notversorgung

Die Notfall-Übernahme der Credit Suisse kann die Nervosität an den Finanzmärkten nicht lindern - im Gegenteil. Große westliche...