Finanzen

Medienunternehmer Hahn will Formel 1 übernehmen

Der Münchner Medienunternehmer Dieter Hahn will gemeinsam mit dem Emirat Katar und US-Investor Stephen Ross die Formel 1 übernehmen. Hahn soll sich um die Fernsehvermarktung kümmern. Aktueller Inhaber der Formel 1 ist der Finanzinvestor CVC.
06.07.2015 11:34
Lesezeit: 2 min

Was sich der Münchner Medienunternehmer Dieter Hahn in den Kopf gesetzt hat, gibt er so schnell nicht auf. Zwölf Jahre lang attackierte er für seinen damaligen Chef Leo Kirch und dessen Erben die Deutsche Bank und rang ihr schließlich einen 925 Millionen Euro schweren Vergleich ab. Kirch, der 2011 starb, hatte der Bank die Schuld an der Pleite seines Medienimperiums gegeben. Seit der Beilegung des Rechtsstreits im vergangenen Jahr hat Hahn, Hauptaktionär und Aufsichtsratschef des Film-, Fernseh- und Sportrechte-Konzerns Constantin Medien, mehr Zeit und Geld fürs Operative. Sein jüngstes Ziel: die Formel 1 Formula One.

Der 54-Jährige hat sich mit dem arabischen Emirat Katar und dem US-Investor Stephen Ross verbündet, die bei der Motorsportserie einsteigen wollen, wie Reuters im Juni von eingeweihten Personen erfahren hatte. Hahn solle sich um die Fernsehvermarktung des Rennspektakels kümmern. Schon seit Langem vermarktet die Constantin-Tochter Highlight Communications die Champions-League-Rechte, auch an der Bundesliga hat Hahn bereits Interesse angemeldet. Seinem Mentor Kirch sicherte er die Fußball-WM-Rechte für 2002 und 2006. Zu den Formel-1-Plänen äußert er sich nicht.

Den Insidern zufolge buhlen die Partner um den Formel-1-Anteil des Finanzinvestors CVC. Der versuchte in den vergangenen Jahren zweimal vergeblich, den Rennzirkus an die Börse zu bringen. Komme nun ein ein Verkauf zustande, könne das Paket von gut 35 Prozent mit sieben bis acht Milliarden Dollar bewertet werden, sagte eine mit dem Deal vertraute Person.

Doch CVC zeigt sich unbeeindruckt von diesen Beträgen. Man sei nicht mehr unter Zugzwang, sagte Co-Chef Donald Mackenzie an diesem Wochenende zu Reuters. Die Fonds von CVC hätten eine Laufzeit von zwölf Jahren, innerhalb derer das ursprünglich investierte Geld zurückgezahlt werden müsse. „Das haben wir bereits getan. Der Druck ist also weg“, erklärte der Manager. CVC hat bereits einen Teil seiner ursprünglich 63 Prozent an andere Investoren versilbert. Die Formel 1 sei ein gutes Geschäft, sagte Mackenzie. „Wir fühlen uns wohl damit, wir wollen nicht verkaufen.“

Allerdings gelten Deals in der Branche gemeinhin als Frage der Konditionen. Hahn hat bei der Formel 1 schon einmal seinen Willen durchgesetzt. Vor knapp 15 Jahren fädelte der Manager den Einstieg der Kirch-Gruppe bei der Motorsportserie ein - gegen den erbitterten Widerstand von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. Hahn nutzte damals die Krise des skandalumwitterten Medienunternehmens EM.TV, um von ihm ein Formel-1-Paket zu übernehmen. Wenig später geriet Kirchs Imperium selbst ins Wanken, die BayernLB bekam die Formel-1-Beteiligung für einen ausgefallenen Kredit und verkaufte sie schließlich vor knapp zehn Jahren an CVC.

Weil es bei dem letzten Besitzerwechsel nicht mit rechten Dingen zuging, hat Hahn noch eine Rechnung mit dem 84-jährigen Ecclestone offen, ohne den bei der Formel 1 nichts läuft. Aus Hahns Sicht wurde der Anteil auf Betreiben des Briten unter Wert verkauft. Hahn beruft sich auf eine alte Forderung des EM.TV-Konzerns, der mittlerweile Constantin Medien heißt und von ihm selbst kontrolliert wird. Der Hintergrund: Als EM.TV sich von der Formel 1 trennte, ließ sich das Unternehmen einen Nachschlag für den Fall zusichern, dass ein bestimmter Preis erzielt würde.

„Der Verkauf war ein Witz, sowohl hinsichtlich des gezahlten Preises wie auch des ganzen Verkaufsprozesses“, sagte der öffentlichkeitsscheue Unternehmer Hahn im vergangenen Jahr dem Handelsblatt. CVC zahlte der BayernLB mehr als 800 Millionen Dollar für ihren knapp 50-prozentigen Anteil. Während der verantwortliche BayernLB-Manager Gerhard Gribkowsky wegen Mauscheleien mit Ecclestone ins Gefängnis musste, wurde ein Strafprozess gegen den Formel-1-Chef allerdings mangels Beweisen eingestellt. Auch eine Schadenersatzklage, die Constantin in London anstrengte, prallte an Ecclestone ab. „Die Constantin Medien AG wird ihre Ansprüche jedoch weiter verfolgen und prüft die hierfür notwendigen Schritte“, bekräftigte das Unternehmen im Mai in seinem Quartalsbericht.

Das persönliche Verhältnis zwischen Hahn und Ecclestone sei von dem Zwist nicht getrübt, sagen Personen, die beide kennen. Während Hahn darüber öffentlich schweigt, beteuert Ecclestone, er habe nichts gegen seinen alten Widersacher. „Er hat die Sache verloren, warum sollte ich ihm böse sein?“, sagte der Formel-1-Chef am Wochenende am Rande des britschen Grand Prix zu Reuters. „Wenn er jetzt hier wäre, würden wir wahrscheinlich zusammen essen gehen.“

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...