Finanzen

Chinesen kaufen Privatbank Hauck & Aufhäuser

Lesezeit: 2 min
08.07.2015 11:19
Die chinesische Beteiligungsgesellschaft Fosun International soll 80 Prozent der Anteile an der Privatbank Hauck & Aufhäuser erwerben. Fosun ist bereits mit knapp 20 Prozent an der Frankfurter BHF-Bank beteiligt.

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Die traditionsreiche Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser (H&A) kommt in chinesische Hände. Die Beteiligungsgesellschaft Fosun International übernimmt zunächst 80 Prozent der Anteile an dem Institut, das bisher vor allem deutschen Unternehmern und reichen Familien gehörte. Damit geht zum ersten Mal eine deutsche Bank an einen Mehrheitseigentümer aus China. "Wir gehen davon aus, dass Fosun am Ende deutlich mehr als 80 Prozent an Hauck & Aufhäuser halten wird", sagte Wolfgang Deml, Aufsichtsratschef des 1796 gegründeten Instituts, am Mittwoch. Fosun zahlt bis zu 210 Millionen Euro für H&A, wenn auch die restlichen, kleineren Anteilseigner in den Verkauf einwilligen.

Damit bekommen die 75 Eigentümer der Bank - darunter neben der Gründerfamilie Hauck zahlreiche deutsche Unternehmerfamilien wie Asbeck ("Solarworld"), Mast ("Jägermeister"), Heraeus und Riegel ("Haribo") - weit mehr Geld als Experten erwartet hatten. Fosun ist kein gänzlich Unbekannter in der Bankenwelt: An der Frankfurter BHF-Bank halten die Chinesen knapp 20 Prozent, sie hatten sich dort aber im Streit um den Abgang von Vorstandschef Björn Robens mit dem Hauptaktionär überworfen. Der ehemalige BayWa-Chef Deml sieht aber keine Gemeinsamkeiten: "Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine gemeinsame Strategie mit der BHF-Bank aussehen könnte." Die Geschäftsführung von H&A bleibe im Amt. Die Finanzaufsicht BaFin und andere Behörden müssten dem Einstieg von Fosun noch zustimmen.

Hauck & Aufhäuser erhofft sich von dem neuen Eigentümer aus China mehr Chancen auf Geschäfte im Ausland und neue Kunden. "Fosun ist nicht nur am heutigen Geschäftsmodell von H&A interessiert, sondern gibt uns auch die Möglichkeit zur weiteren Internationalisierung", sagte der persönlich haftende Gesellschafter Jochen Lucht. Fosun wiederum verspricht sich von der Übernahme unter anderem "einen besseren Zugang zu weiteren Geschäftsmöglichkeiten in Europa", wie das Unternehmen mitteilte. Dem chinesischen Investor, der zuweilen als "Chinas Antwort auf Warren Buffett" bezeichnet wird, gehören in Europa unter anderem ein Versicherer in Portugal und eine Beteiligung am Ferienclub-Betreiber Club Mediterranee. Zudem ist er an der Modekette Tom Tailor und dem Landwirtschaftskonzern KTG Agrar beteiligt.

In den vergangenen Jahren hatte bei H&A die Aufbesserung der Kapitaldecke im Vordergrund gestanden. "Wir haben unser Eigenkapital seit 2009 durch Thesaurierung der Gewinne und den Umbau der gesamten Organisation verdoppelt", sagte Lucht. Auf Dividenden mussten die Eigentümer weitgehend verzichten. H&A hat sich nach einem fehlgeschlagenen Ausflug ins Investmentbanking auf Anlageberatung und Vermögensverwaltung für Mittelständler und freie Vermögensverwalter konzentriert. Doch die lukrativen Kunden sind hart umkämpft. Derzeit lägen in den Depots der H&A-Kunden 37 Milliarden Euro. 2014 sank der Gewinn auf 4,7 (2013: 7,0) Millionen Euro. Die Bank beschäftigt in Frankfurt, München, Zürich, Liechtenstein und Luxemburg mehr als 500 Mitarbeiter.

 


Mehr zum Thema:  
Banken >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fast 75 Millionen Euro aus Erbe von Fiat-Chef Agnelli-beschlagnahmt
20.09.2024

Die Agnellis gehören seit Jahrzehnten zu den reichsten Familien Italiens. Nach dem Tod des Patriarchen gibt es einen erbitterten...

DWN
Politik
Politik Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen - Verdi-Protest war erfolgreich
20.09.2024

Die italienische Unicredit hat sich an der Commerzbank beteiligt und möchte das deutsche Bankhaus sogar in Gänze übernehmen. Die...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Sars-CoV-2 stammt vermutlich von Wildtieren
20.09.2024

Der Ursprung der Corona-Pandemie ist rätselhaft. Einer weiteren Studie zufolge stammt das Virus wohl von Wildtieren und nicht aus einem...

DWN
Politik
Politik Laut Studie des Instuts der Wirtschaft sind im Handwerk 113.000 Stellen derzeit unbesetzt
20.09.2024

Das Handwerk stirbt aus. Laut einer neuen Studie bleiben derzeit tausende Stellen in deutschen Handwerksbetrieben unbesetzt – mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz: Südwestdeutscher Autozulieferer entlässt alle Mitarbeiter
20.09.2024

In der deutschen Autobranche kriselt es gewaltig: Immer mehr Zulieferer gehen mit unter. Aktueller Fall ist die Insolvenz der Federnfabrik...

DWN
Politik
Politik Wer die Strippen zieht? Führen aus der zweiten Reihe hat bei der AfD Tradition
20.09.2024

Wer gibt in der AfD den Ton an? Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn anders als bei der CDU oder den Grünen ist in der AfD...

DWN
Politik
Politik Verband fordert vor Autogipfel günstigeren Ladestrompreis
20.09.2024

Es kriselt in der deutschen Autobranche. Vor einem Spitzentreffen bei Minister Robert Habeck (Grüne) macht der Branchenverband deutlich,...

DWN
Politik
Politik Sorge vor umfassendem Krieg zwischen Israel und Hisbollah
20.09.2024

Alle Appelle verpuffen. Israel und die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon kündigen weitere Kämpfe an. Die Sorge vor einer möglichen...