Politik

Draghi bedankt sich höflich: EU-Steuerzahler haben soeben die EZB gerettet

Die EU-Kommission gewährt Griechenland einen kurzfristigen Kredit. Mit diesem Kredit zahlt Griechenland einen Kredit an die EZB zurück. Damit muss der europäische Steuerzahler erstmals der EZB einen Bailout gewähren. Mario Draghi bedankte sich höflich.
16.07.2015 15:46
Lesezeit: 1 min
Draghi bedankt sich höflich: EU-Steuerzahler haben soeben die EZB gerettet
Vom Steuerzahler gerettet und sichtlich erleichtert: Mario Draghi bei der Pressekonferenz der EZB in Frankfurt am Donnerstag. (Screenshot ECB)

Die Eurogruppe und die EU-Finanzminister haben sich auf eine Brückenfinanzierung für Griechenland bis Mitte August über den Rettungsschirm EFSM geeinigt. Eine Sprecherin der EU-Kommission nannte die Summe von sieben Milliarden Euro.

Griechenland braucht dieses Geld vor allem für die Rückzahlung eines Kredits an die EZB: Die EZB hatte unter Draghis Vorgänger, dem Franzosen Jean-Claude Trichet, griechische Staatsanleihen gekauft. Diese Bonds müssen nun bezahlt werden. Sie sind in Höhe von 3,5 Milliarden Euro am 20. Juli fällig und werden nun pünktlich bezahlt - vom europäische Steuerzahler.

Die Euro-Retter können sich auch schmücken, niemals die Unwahrheit gesagt zu haben: Noch im Februar hatte Jeroen Dijsselbloem gesagt: "Wir machen keine Brücken-Finanzierung." Und dazu kann er weiter stehen: Denn nun macht nicht die Euro-Gruppe den Bailout für die EZB, sondern die ganze EU.

Mario Draghi bedankte sich auf der EZB-Pressekonferenz höflich für dieses Entgegenkommen der Steuerzahler der EU: Die EZB wäre ohne die Rochade in die Bredouille gekommen und hat vermutlich deshalb den Druck auf Griechenland so hoch gehalten. Draghi sagte, er danke der EU-Kommission für die gute Kooperation.

Mit dem Bailout wird die EU-Kommission offizieller Gläubiger Griechenlands. Die EU-Staaten gehen damit ins Risiko für den Euro. Die Briten haben den Braten gerochen und verlangten handfeste Garantien. Welche Garantien den Briten exakt gewährt wurden, ist unbekannt.

Nachdem feststand, dass die EU-Steuerzahler der EZB ein Milliarden-Debakel ersparen, erhöhte die EZB die Notkredite ELA für Griechenland um 900 Millionen Euro. Die griechische Zentralbank hatte zunächst 1,5 Milliarden Euro erbeten. Bis zuletzt hatte die EZB eine harte Linie gefahren und lanciert, sie werde ohne Bailout die Liquiditätshilfen nicht ausweiten.

Bisher hatte die EZB die Liquiditätshilfe so gering gehalten, dass die griechischen Banken keine Luft zum Atmen hatten.Eigentlich wäre die EZB per Mandat dazu verpflichtet - und zwar unabhängig von politischen Wünschen. Die EZB hatte selbst erst im Herbst einen Banken-Stresstest durchgeführt und die griechischen Banken als solide eingestuft. Doch weil Trichet damals in einer als weithin nicht als illegal eingeschätzten Aktion die Griechen damals quasi freihändig gerettet hatte, stand auch Draghi unter enormen Druck. Die EZB musste nicht nur Griechenland das Messer ansetzen, sondern auch den Euro-Rettern. Wie erwartet, ist das Spiel zuungusten der Steuerzahler ausgegangen, die beim Euro-Ponzi keinen Platz am Tisch haben.

Nun, da Mario Draghi sein Schäfchen ins Trockene gebracht hat, kann er einmal tief durchatmen - und zeigte sich prompt spendabel.

The Ponzi-Games must go on.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...