Politik

Spanier fürchten griechische Verhältnisse: Podemos verliert an Boden

Lesezeit: 2 min
21.07.2015 00:21
Die spanische Protestpartei Podemos hat durch die Ereignisse in Griechenland die Hälfte ihrer Wähler verloren. Viele Spanier befürchten, mit Podemos an der Macht drohe ihnen ein ähnliches Schicksal wie Griechenland unter Syriza. Die Konservativen von Mariano Rajoy haben sich mit Steuersenkungen zurückgekämpft und sind wieder die stärkste politische Kraft.
Spanier fürchten griechische Verhältnisse: Podemos verliert an Boden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Seit Januar hat die spanische Protestpartei Podemos fast die Hälfte der Wähler-Zustimmung verloren. Die Partei von Pablo Iglesias lag zeitweise sogar mit 31 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft im Land so weit vorn, dass sie sogar die absolute Mehrheit anstrebte. Die jetzigen Ergebnisse bedeuten ein Zurückfallen von Podemos nicht nur hinter den beiden großen Volksparteien PP und PSOE, Umfragen zeigen auch, dass die konkurrierende Protestpartei Ciudadanos immer weiter an Zuspruch gewinnt und Podemos teilweise bereits überholt hat. Ein Umfrage von simple logica zeigt die Partei, die als möglicher Koalitionspartner der PP gilt, als die neue dritte Kraft im Land.

Die Zahlen bedeuten den bisher markantesten Rückschlag für die erst 2014 gegründete Podemos, die sich als Schwesterpartei der griechischen Syriza versteht.

Ein Grund für den Absturz ist laut ABC der Aufwind der Regierung durch Steuersenkungen, die demnach genau zum Zeitpunkt der Umfrage verkündet wurden. Das Wahlkampfgeschenk konnte den Umfragetrend der PP ins positive drehen,  obwohl gleichzeitig das so genannte „Knebelgesetz“ gegen Demonstrationen in Kraft trat, das selbst die Stamm-Wähler der PP mehrheitlich ablehnen.

Auch die Griechenland-Krise hatte nach Angaben von ABC Auswirkungen auf die  Umfrage: Während der Befragung traten demnach die Kapitalverkehrskontrollen in Kraft. Die spanischen Wähler seien offenbar von der Idee abgeschreckt, eine Regierung der Syriza-Schwesterpartei Podemos könnte auch in Spanien zu einer Schließung der Banken und Geldautomaten führen.

Einen eben solchen Abschreckungs-Effekt hatte die Troika laut Podemos-Führer Iglesias mit ihrer Griechenland-Politik bei den spanischen Wählern erzielen wollen: „Einige verhalten sich so als wolle man die Spanier erschrecken, indem man die Griechen bestraft“, so Iglesias bei der Einführung der griechischen Kapitalkontrollen. Tatsächlich zeigt eine andere Umfrage der Zeitung La Razón, das eine Mehrheit von 50,4 Prozent der Spanier glaubt: „Spanien wäre wie Griechenland, wenn Podemos an die Macht käme“.

Ministerpräsident Rajoy schürt diese Befürchtungen, indem er von „Syriza-Podemos“ wie von ein und derselben Partei spricht - und gleichzeitig die Politik der Regierung als einzig wirksamen Schutz vor einer Ansteckung darstellt. Dabei propagiert die Regierungspartei aktuelle Wirtschaftszahlen, nach denen Spanien trotz hoher Arbeitslosigkeit die derzeit höchsten Wachstumsraten in Europa hat.

Der spanische Wirtschaftsminister De Guindos hatte in der Zeitung EL País versichert, die dank der Regierungspolitik verbesserte Ausgangslage der spanischen Banken, die Verringerung des öffentlichen Defizits und die wachsende Außenwirtschaft seien „Faktoren, die Spanien vor einer Ansteckung durch Griechenland abschirmen“. Die Razon-Umfrage legt auch nahe, dass die Wähler der Erklärung der Regierung glauben und die Angst vor griechischen Verhältnissen derzeit größer ist als die Solidarität:  87 Prozent der Spanier fordern in Umfragen, Griechenland sollte seine Schulden voll zurückzahlen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...