Deutschland

Schuldenfalle: Jede zweite Kommune rutscht in die roten Zahlen

Mehr als die Hälfte der Kommunen und Städte in Deutschland gehen davon aus, dass ihre Verschuldung in den kommenden Jahren noch weiter ansteigen wird. Jede fünfte Kommune hat sogar einen Gesamtschuldenstand, der das jährliche Haushaltsbudget übersteigt.
01.11.2012 17:20
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Revolte gegen Samaras: Koalition in Athen vor dem Aus?

Trotz gestiegener Steuereinnahmen geht mehr als die Hälfte der deutschen Kommunen und Städte davon aus, dass ihre Verschuldung in den kommenden Jahren noch weiter ansteigen wird. Jede fünfte Kommune hat sogar einen Gesamtschuldenstand, der das jährliche Haushaltsbudget übersteigt. Ein Drittel gesteht sogar ein, die Schulden niemals aus eigener Kraft tilgen zu können, so eine von Ernst & Young durchgeführte Studie unter 300 deutschen Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern.

Die befragten Kämmerer rechnen mit sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben für Sozialleistungen. So rechnen die Kommunen für 2013 damit, dass ihre Einnahmen um durchschnittlich 0,9 Prozent sinken werden. In den nächsten drei Jahren gehen sogar 64 Prozent aller Kommunen davon aus, rote Zahlen vorlegen zu müssen. Dieses zwingt die Kommunen dazu, ein Haushaltssicherungskonzept vorzulegen und ihren Haushalt der Kontrolle der verantwortlichen Kommunalaufsicht, zu unterstellen

„Viele deutsche Kommunen sind vollkommen überschuldet und können gerade einmal die Kreditzinsen bedienen”, kommentiert der für die Studie bei Ernest&Young verantwortliche Hans-Peter Busson die aktuelle Lage und vergleicht die Situation vielerorts mit der von Griechenland oder Spanien, die ebenfalls auf Hilfe von Außen angewiesen sind.

An dieser Stelle sieht Busson den Bund in der Pflicht die Kommunalfinanzen einer Reform zu unterziehen. Unter den aktuellen Vorzeichen ist der Spielraum der Kommunen bei der Lösung ihrer Schuldenprobleme begrenzt. Denn Bundesgesetze regeln sowohl die Gestaltung der Einnahmen- als auch die Gestaltung der Ausgabenseite. Hier fordert er mehr Gestaltungsmöglichkeiten für die einzelnen Kommunen.

Bis es jedoch soweit ist, bleibt den Kommunen nur von ihren Möglichkeiten insoweit Gebrauch, zu machen, die ihnen zur Verfügung stehen. Das bedeutet unter Anderem eine Kürzung von Sozialausgaben auf der einen Seite und eine Erhöhung der Grundsteuern oder von Gebühren für Kinderbetreuung und Friedhofsnutzung auf der anderen Seite.

Weitere Themen

Ecuador zieht sein Gold aus den USA ab

China pumpt 60 Milliarden US-Dollar in den Markt

TV-Marke Sharp erwartet ihren eigenen Untergang

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...