Finanzen

Inflation zu gering: Massive EZB-Anleihen-Käufe verpuffen wirkungslos

Die EZB hat angekündigt, ihr großangelegtes Anleihenkauf-Programm bei Bedarf zu erhöhen. Seit März werden jede Woche Milliarden in den Markt gepumpt, um die niedrige europäische Inflation nach oben zu treiben. Ziel war ein Niveau von zwei Prozent, das wird nach EZB-Angaben offenbar verfehlt.
26.08.2015 15:40
Lesezeit: 1 min

Die EZB ist nach Einschätzung ihres Chefvolkswirts bereit, bei Bedarf das ohnehin schon großangelegte Anleihe-Kaufprogramm noch zu erhöhen. „Es sollten keine Missverständnisse darüber aufkommen, dass der EZB-Rat willens und auch fähig ist, falls nötig zu handeln“, sagte Peter Praet am Mittwoch am Rande einer Veranstaltung in Mannheim zu Journalisten. Nach seiner Einschätzung hat sich zuletzt die Gefahr erhöht, dass die EZB ihr mittelfristiges Inflationsziel von knapp zwei Prozent verfehlen könnte. Dieser Wert wird als ideal für die Wirtschaftsentwicklung angesehen.

Die EZB pumpt seit März Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem, um die Konjunktur im Währungsraum anzukurbeln und die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation nach oben zu treiben. Der große Schub blieb bislang aber aus: Im Juli lag die Teuerung nur bei 0,2 Prozent.

Das Wertpapier-Kaufprogramm soll bis September 2016 laufen und eine Größenordnung von insgesamt 1,14 Billionen Euro haben. Es sei aber hinreichend flexibel, sagte Praet. Das betreffe Umfang, Zusammensetzung und die Dauer. Zuletzt hatte es erste Stimmen unter Analysten und Volkswirten gegeben, die es wegen der nach wie vor niedrigen Teuerungsrate für möglich halten, dass die EZB die Geldschwemme ausweiten könnte. „Die jüngsten Entwicklungen in der Weltwirtschaft und auf den Rohstoff-Märkten haben das Abwärtsrisiko erhöht, einen nachhaltigen Inflationspfad in Richtung zwei Prozent zu erreichen“, so Praet.

Die Preise für Rohöl der Sorten Brent und WTI sind seit Juni jeweils um rund ein Drittel eingebrochen. Zu den Gründen zählen Experten unter anderem die Erwartung, dass die Konjunktureintrübung in China anhält. Sollte die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft nachhaltig ins Stottern geraten, hätte das starke Auswirkungen auch auf Europa. Praet zufolge schwächt sich die Konjunktur in den Schwellenländern ab. Jüngste Daten würden das bestätigen. Die Auswirken auf Europa seien bislang zwar begrenzt. „Aber wir haben ein externes Umfeld, das herausfordernder ist.“

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