Politik

Frankreichs neuer Kurs: Wahl-Geschenke statt Finanz-Disziplin

Lesezeit: 1 min
27.08.2015 00:03
Frankreichs Sozialisten bereiten die ersten Wahlgeschenke in Form von niedrigeren Einkommenssteuern vor. Damit dürften sich die Defizite weiter erhöhen. Der Konflikt mit Deutschland über die Finanzdisziplin in der EU erhält dadurch neue Schärfe.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Frankreichs Finanzminister Michel Sapin hat eine Senkung der Einkommensteuer in Aussicht gestellt. „Die Einkommensteuer ist diejenige, die die Bevölkerung in den vergangenen Jahren am meisten getroffen hat“, sagte Sapin am Mittwoch im RTL-Radio.

Präsident Francois Hollande hatte vergangene Woche Steuererleichterungen für nächstes Jahr angekündigt, ohne diese jedoch zu spezifizieren. Die Steuersenkungen seien angesichts der erwarteten wirtschaftlichen Erholung möglich, hatte er erklärt. Zuletzt trat das Wachstum jedoch auf der Stelle. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal. Zu Jahresbeginn war die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone noch um revidiert 0,7 (bisher: 0,6) Prozent gewachsen.

Die Regierung will ihre Haushaltsplanung im September vorstellen. Die nächste Präsidentschaftswahl findet 2017 statt. Der Sozialist Hollande ist der unpopulärste Präsident seit Beginn der Fünften Republik. Und Hollandes Werte sind von diversen Entwicklungen abhängig, die seinen Stand nicht leichter machen:

Frankreich meldete erst im Juli eine Rekord-Arbeitslosigkeit. Hollande muss dieser Entwicklung entgegenwirken. Es ist zu erwarten, dass er das Defizit daher erneut deutlich überschreiten will. Sein Argument: Nur so sei es möglich, den Front National zu stoppen.

Hollande hat zudem mit einer radikalen Idee aufhorchen lassen: Frankreich kündigt an, in den kommenden Wochen konkrete Vorschläge über eine grundlegenden Neuordnung der Euro-Zone präsentieren: Als Gründungs-Mitglieder sollen sechs Staaten ihre Haushalte zusammenlegen sowie ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung etablieren. Frankreich empfiehlt außerdem in Richtung Deutschland, aus dem Euro auszutreten.

Das wiederum irritiert Berlin: Berater von Kanzlerin Angela Merkel wollen gegen Schuldenstaaten wie Frankreich künftig einen härteren Kurs fahren: Die Neuordnung der Euro-Zone müsse auf Disziplin achten und statt der gemeinsamen Haftung Regeln aufstellen, wie unkooperative Staaten aus dem Euro geworfen werden können.

Hollande hat zudem ein weiteres Problem: Zahlreiche französische Kommunen stehen vor der Pleite. Sie hatten sich vor Jahren Kredite mit Frankenbindung angeschafft. Die Pleite-Bank Dexia, die die Kredite vergeben hatte, habe ihnen das Risiko verschwiegen, argumentieren die verantwortlichen Bürgermeister - und ziehen vor Gericht.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Teure Ampel-Geschenke: 2025 – das Jahr, in dem Sie von Vater Staat geschröpft werden
27.11.2024

Die Konsumstimmung ist nicht die Beste in Deutschland: Der Gabentisch wird auch dieses Weihnachten bei Vielen eher mau aussehen. Vater...

DWN
Politik
Politik Israel billigt Waffenruhe mit Hisbollah: Umsetzung in der Nacht
26.11.2024

Über ein Jahr nach Beginn des Konflikts mit der libanesischen Hisbollah-Miliz hat das israelische Sicherheitskabinett laut dem Büro von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Minijob-Grenze 2025 steigt wegen Mindestlohnerhöhung - was heißt das für Arbeitgeber und Minijobber?
26.11.2024

Ab 2025 können Minijobber mehr Einkommen erzielen, denn wenn zum 1. Januar der Mindestlohn auf 12,82 Euro steigt, steigt auch die...

DWN
Politik
Politik Angela Merkel: Schuldenbremse-Reform notwendig für deutsche Zukunftsinvestitionen
26.11.2024

Vor Kurzem sind die Merkel-Memoiren erschienen, in denen sich die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel unter anderem für eine Reform der...

DWN
Politik
Politik Habeck für schnelle Maßnahmen zur Entlastung der Industrie - auch mit der Union
26.11.2024

Die deutsche Industrie soll schnellstens bei den Energiekosten entlastet werden. Das schlägt Wirtschaftsminister Robert Habeck von den...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Wieder im Minus - 100.000 Dollar bleiben in Reichweite
26.11.2024

Der Bitcoin-Kurs hatte sich nach den teils erheblichen Verlusten des Vortages kurzzeitig gefangen, doch nun tendiert die wichtigste...

DWN
Politik
Politik Fünfer-Runde mit Polen und Italien: Nato-Länder stützen ukrainische Rüstungsindustrie
26.11.2024

Die jüngste Eskalation im Ukraine-Krieg bringt Kiew weitere Unterstützung der Nato. In der Nacht werden erneut Drohnenangriffe auf Kiew...

DWN
Politik
Politik Brombeer-Koalition in Thüringen vorm Aus? SPD übt Kritik am Koalitionsvertrag
26.11.2024

Erst am Freitag stellten CDU, BSW und SPD den fertigen Koalitionsvertrag für Thüringen vor. Doch jetzt regt sich Widerstand: Der linke...