Der weltweite Handel ist 2015 so stark eingebrochen wie zuletzt während der Finanzkrise 2009. Das globale Handels-Volumen ist in den vergangenen drei Monaten um 0,5 Prozent und im Vorquartal sogar um 1,5 Prozent gefallen, wie die Zahlen aus dem aktuellen World Trade Monitor belegen.
Die Zahlen zeugen von einem grundlegenden Trendwechsel: Bisher galt die Regel, dass der globale Handel etwa doppelt so schnell wächst wie die globale Wirtschaft insgesamt, ein Effekt der auch als Hyperglobalisierung bezeichnet wird. In diesem Jahr wird allerdings das weltweite Wirtschaftswachstum mit 3,5 Prozent den Handel sogar überholen, so ein Bericht der FT.
WTO-Chef-Ökonom Robert Koopman sieht die Ursache dafür in einem sich abzeichnenden Strukturwandel der Weltwirtschaft, der sich durch die Verlangsamung des weltweiten Handels besonders deutlich zeigt und diesen Tempowechsel zum dauerhaften Phänomen machen könnte.
Insbesondere der strukturellen Wandel in China wirke sich derzeit auf die Weltwirtschaft aus: Die Volksrepublik versuche derzeit ihre Wirtschaft so zu verändern, dass sie sich weniger in Richtung Export orientiert und mehr von der Binnennachfrage getrieben wird.
Auch die USA verändere sich und entwickelt sich vom einstigen Energie-Importeur zu einem Netto Energie-Exporteur. Damit verändert sich auch die Dynamik auf dem weltweiten Energie-Markt. Zahlreiche US-Hersteller machen eine ähnliche Rückzugs- und Rückhol-Bewegung in der Industrie: Sie kürzen ihre Lieferketten und holen die Produktion wieder zurück nach Hause.
Die Trendwende deutet Koopman als ein Zeichen dafür, dass die Globalisierung als Phänomen insgesamt ihren Zenit überschritten hat.
Dass diese Entwicklung langfristig ist, sieht Koopman auch durch die technologische Entwicklung bedingt: Neuerungen wie etwa der 3D-Druck führten dazu, dass langfristig der Handel mit Gütern über weite Strecken überflüssig wird, da immer mehr Produkte vor Ort produziert werden können, so Koopman.